Wie optimistisch bist du, dass "Chefsache ESC 2025" die "nächste Lena" hervorbringt? Glaubst du, wir finden wieder den "Stern am ESC-Himmel" oder bleibt es bei einer "Sternschnuppe"?
"Wenn ich da einen genaueren Einblick hätte, dann hätte ich ihn sicherlich schon für viel Geld in den letzten Jahrzehnten verkauft, seitdem ich mit dem Projekt zu tun habe. Ich freue mich, auch aus persönlichen Gründen, dass der ESC in diesem Jahr mal wieder ein bisschen anders aussieht. Denn ich verbringe meine Zeit gerne abwechslungsreich, und deswegen finde ich es super, diesen Abend mit Stefan Raab und vielen anderen, lustigen Jury-Mitgliedern zu verbringen."
Auf was freust du dich bei "Chefsache ESC 2025" am meisten? Schließlich gibt es gleich vier Live-Shows.
"Ich freue mich am meisten auf die Zusammenarbeit mit Menschen, die sich für Musik interessieren. Stefan Raab und die Jury werden dabei sein und auch für mich Ansprechpartner sein. Für mich ist es immer am schönsten, wenn ich möglichst viele Leute habe, die ich anspielen kann und von denen auch etwas zurückkommt. Ich mag selbstbewusste Menschen, und mit Stefan Raab bin ich da genau richtig. Ich weiß, dass er nicht zimperlich ist, und deshalb muss man auch nicht zimperlich mit ihm umgehen. Deshalb freue ich mich ehrlich gesagt am allermeisten auf das Hin und Her mit der Jury. Ich freue mich aber auch darüber, dass es kein einmaliges Event ist, bei dem man sagt: „Was? Schon vorbei?“, sondern dass wir wirklich eine Entwicklung bei den auftretenden Künstlern in diesen vier Shows spüren werden, die Leute näher kennenlernen und Insider-Gags entwickeln können. Das ist dann schon etwas anderes, als wenn man nur eine einzige Sendung macht."
Was sind deine Top 3-Acts der bisherigen ESC-Geschichte? Und warum?
"Da war schon viel dabei in den letzten Jahren. Besonders mochte ich es, wenn es stark in Richtung Folklore ging, weil man dann oft einfach auch mal wieder lachen konnte. Ich habe beim letzten ESC sehr gelitten, als eine Art politische Agenda einiger Personen meiner Meinung nach den ursprünglichen Zweck und die Urgenetik dieses Events versucht haben, zu zerstören. Deshalb finde ich es immer toll, wenn der ESC bunt und musikalisch abwechslungsreich gefeiert wird. Ich erinnere mich an die waschenden Frauen und die 'Zahnärztin', die steril in schwarz-weiß mit Handschuhen gekleidet war. Letztes Jahr war Nemo für mich eines der Highlights, sowohl von der Choreografie als auch vom Song her. Ich freue mich also auch in diesem Jahr auf einen besonders bunten Abend."
Gibt es lustige Anekdoten oder Pleiten, Pech und Pannen im Zusammenhang mit dem ESC?
"Wenn ich an den ESC denke, denke ich natürlich auch an Andreas Kümmert, der uns damals einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das war ein Aufreger, der Deutschland extrem beschäftigt hat. Ich denke auch an Lena. Lustigerweise war ich beim Vorentscheid ebenfalls beteiligt, denn ich war Teil der Jury, als Lena ausgewählt wurde und dann später so unverhofft den Sieg nach Hause holte. Das war damals schon ein toller Moment."
Du bist schon seit vielen Jahren das Aushängeschild für den ESC in Deutschland. Was verbindest du persönlich mit dem ESC?
"Ich habe natürlich schon als Kind den ESC verfolgt, als er gefühlt jedes Jahr von Désirée Nosbusch moderiert wurde. Das stimmt zwar nicht ganz, aber ich glaube, dass ich erst kurz vor meinem 40. Geburtstag verstanden habe, dass „Royaume-Uni“ Vereinigtes Königreich heißt. Mir ist einmal ein schrecklicher Fehler unterlaufen, als ich in den letzten Jahren die Punkte vergeben habe. Statt „Vereinigtes Königreich“ habe ich „Großbritannien“ gesagt. Da habe ich schon gedacht: „Jetzt fliege ich hier in hohem Bogen raus“, denn da wird vielleicht kein Spaß verstanden. Aber im Großen und Ganzen ist das untergegangen. Ich mochte gerne die dreisprachige Moderation. Auch wenn es damals ein deutlich kleineres Event war im Vergleich zu heute, hatte man beim Zuschauen das Flair von internationalem Glamour. Désirée Nosbusch führte damals ganz alleine durch den Abend, und Viktor Lazlo hat das Event ebenfalls moderiert. Es war einfach toll, und die Songs, die damals präsentiert wurden, wurden mit so viel Würde vorgetragen. Heute wird das Ganze oft von sehr viel Licht, wilden Kostümen und Farbe überstrahlt, aber damals hatte es auch etwas vom literarischen Quartett, wenn man sich da traf. Da gab es oft einen sehr intellektuellen Angang. Das hat sich schon ein bisschen verändert in den letzten Jahren."
Wann singst du für Deutschland beim ESC?
"Diese Idee wurde tatsächlich schon an mich herangetragen. Bisher hatte ich einfach keine Zeit dafür. Man muss sich ja doch ein paar Monate freinehmen, um sich ganz diesem Thema zu widmen, und die Ergebnisse der letzten Jahre haben nicht unbedingt dazu geführt, dass ich mich für diesen Job so richtig ermutigt und motiviert gefühlt habe. Jetzt warten wir mal das diesjährige Ergebnis ab und dann habe ich natürlich beste Verbindungen zu Stefan Raab aufgebaut und ich werde mich so sehr an ihn ranschmeißen, dass er mir einen Song schreibt, der den Weg nach oben ebnet."
Wie gewinnt man den ESC deiner Meinung nach? Geht es auch ohne Windmaschine?
"Wir hatten in den letzten Jahren unterschiedlichste Gewinner, und die Deutschen haben wirklich versucht, in jede Lücke reinzuspringen. Wir hatten nachdenkliche Feministinnen, dann den lustigen, queeren Akteur, der sagt: „I don’t feel hate“. Es gab den nachdenklichen Malik, der nur mit der Gitarre auftrat, und das Feuerwerk mit den Glam-Rockern. Wir haben wirklich alles versucht. Insofern kann man uns nicht vorwerfen, dass wir immer den gleichen Stiefel durchgezogen hätten. Im Gegenteil, Deutschland hat eigentlich alles versucht und trotzdem nicht den richtigen Ton getroffen. Kein Mensch, außer vielleicht Georg Uecker, weiß, wie es funktionieren muss. Deshalb sollte man ihn eigentlich mal in die Jury beim Vorentscheid holen, denn er hat jedes Jahr ein sehr gutes Gespür bewiesen. Leider war er in den letzten Jahren immer fernab der großen Medien, aber Georg Uecker hat den absoluten ESC-Riecher – er smst mir immer seine Top 5 und liegt damit immer richtig. Ich habe dieses Gespür nicht."
Was ist dein ultimativer "ESC-Guilty Pleasure"-Song, den du heimlich mitsingst, auch wenn du es nicht zugeben würdest?
"Ich singe oft Songs mit, ohne zu wissen, weil ich es dann schon wieder vergessen habe, dass es mal ESC-Hits waren. 'Kisses for me, save all your kisses for me' von 'Brotherhood of Man' ist - glaube ich - auch ein ESC-Song gewesen, den ich immer mal wieder auf den Lippen habe. Ich freue mich auf jeden Fall auf alles, was kommt und auf die Zusammenarbeit mit Stefan Raab. Ich freue mich sehr, dass er wieder zurück ist."