Wie hat sich der RTL-Spendenmarathon und die Stiftungsarbeit in den letzten Jahrzehnten verändert?
„Am Anfang gab es einmal im Jahr Ende November den RTL-Spendenmarathon und den Rest des Jahres war recht wenig von unserer eigentlichen Stiftungsarbeit wahrzunehmen. In den letzten Jahren haben wir es geschafft, die Aufmerksamkeit über das ganze Jahr und die komplette Mediengruppe RTL auszudehnen. Zum Beispiel haben wir dieses Jahr eine große Spendenaktion mit VOX und ‚Sing meinen Song‘ für eine Suppenküche in Südafrika gemacht. Das heißt, wir helfen das ganze Jahr über und berichten auch das ganze Jahr darüber und zeigen den Menschen, wo ihre Hilfe hingeht: Linear und digital auf den allen Plattformen der Mediengruppe RTL. Was geblieben ist, ist dass jeder Cent ankommt! Alle Kosten der Stiftung und der Sendung trägt RTL zu 100 Prozent. Wir sehen uns als Treuhänder für die Spenden der Zuschauer und unserer Kooperationspartner. Und die Spenden sind in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Übrigens bin ich nicht der einzige, der zum 25. Mal dabei ist. Diesen Urgesteinen und allen anderen Teammitgliedern möchte ich besonders danken. Für ihren mega Einsatz und dass sie es so lange schon mit mir aushalten.“
Hat sich die Bedürftigkeit der Kinder verändert oder verlagert?
„Wir hören genau zu, was unsere Zuschauer uns zu sagen haben. Und sie fragen immer wieder: Helft ihr auch Kindern in Deutschland? Und das machen wir: Mehr als die Hälfte der Spenden gehen in Projekte hier bei uns. Wir engagieren uns gegen Kinderarmut und für Kinder, die von lebensbedrohlichen Krankheiten betroffen oder schwerst-mehrfach behindert sind. Und wir vergessen auch das Umfeld dieser Kinder nicht: Die Geschwisterkinder und Eltern. Aber das Dramatischste ist, dass wir die Kinderarmut in Deutschland immer noch nicht im Griff haben. Das macht mich auf der einen Seite wütend, auf der anderen Seite motiviert mich das auch, weiterzumachen.“
Sie sind jetzt seit 25 Jahren der Moderator der Herzen. So lange macht sonst niemand im deutschen Fernsehen so eine Sendung. Haben Sie sich persönlich durch die Stiftungsarbeit verändert?
„Ja. Ich habe das große Glück, etwas machen zu dürfen, das wirklich sinnvoll ist. Das kann man als Fernseh-Mensch ja nicht immer von sich behaupten. Ich merke im ganzen Team, dass es für alle unglaublich befriedigend ist, etwas so Sinnstiftendes machen zu können. Und dass ich seit 25 Jahren dieses Projekt machen darf, macht mich jeden Tag sehr dankbar. Dankbar bin ich auch der RTL-Führung, die immer zu 100 Prozent hinter unserer Arbeit gestanden hat. Auch jetzt in der Corona-Krise, von der ja auch die TV-Branche betroffen ist, hat es nicht einmal den Ansatz gegeben, weniger zu machen oder uns das Budget zu kürzen. Das ist absolut nicht selbstverständlich in der Medienbranche.“
Die Drehs vor Ort sind oft sehr emotional und ergreifend: Wie verarbeiten Sie die oftmals tragischen Eindrücke?
„Das ist nicht immer einfach, wenn du wirklich tragische Schicksale erlebst. Was mir hilft, vor allem bei Drehs im Ausland ist, dass ich inzwischen meine Familie ja Dank Videotelefonie auch weltweit immer wieder mal sehen kann. Wenn ich von einem Drehtag aus einem Flüchtlingscamp zurückkehre, den Staub noch im Gesicht und dann meine beiden Jungs und meine Frau sehe, dann stellt sich eine solche Demut ein. Das kann ich kaum beschreiben. Dass meine Familie ein schönes und sicheres zu Hause hat, man da einfach den Wasserhahn aufdrehen und das Wasser aus der Leitung trinken kann – das ist wie eine Reise in eine andere Welt.“
Stichwort Corona – Wie hat die Pandemie die Arbeit der Stiftung beeinflusst?
„Wir haben sehr schnell zu Beginn der Pandemie mit unseren Partnern, den RTL-Kinderhäusern oder auch Hospizdiensten gesprochen und gefragt: Welche konkreten Probleme habt ihr? Wie können wir helfen und euch in dieser besonderen Zeit unterstützen? Wir haben dann sofort eine Spendenaktion gestartet – mit einem großartigen Echo. Wir konnten die RTL-Kinderhäuser so schnell wie es eben ging wieder öffnen, während des Lockdowns haben wir die Kinder mit Büchern, Lernmaterial und Spielzeug versorgt. Wir haben Hospizdiensten dabei geholfen, schwerstbehinderte Kinder und ihre Familien mobil zu Hause zu versorgen. Das Wichtigste war, die Organisationen, denen wir im Tagesgeschäft bereits helfen, nicht alleine zu lassen und mit Geld und Sachleistungen zu unterstützen. Manchmal aber auch einfach für sie da zu sein und zuzuhören.
Natürlich gibt es auch traurige Momente: Wir hätten unser 25-jähriges Jubiläum auch gerne mit einem großen Kinderfest gefeiert. Das mussten wir leider abblasen. Auch die Produktion des RTL-Spendenmarathon ist davon betroffen: Erhöhte Hygienemaßnahmen, im Callcenter müssen wir Trennwände bauen, es wird keine engen Gesprächsrunden im Studio geben und auch keine Teamfeier nach der Jubiläumssendung. Aber am wichtigsten ist, dass der RTL-Spendenmarathon überhaupt stattfinden kann. Das Schlimmste wäre, in so einem ganz besonderen Jahr, in dem viele Menschen Hilfe brauchen, die längste Charity-Sendung im deutschen Fernsehen nicht zu machen. Solch ein Signal wäre verheerend. Deswegen müssen wir das am 19. und 20. November zum 25. Mal und wieder mehr als 24 Stunden lang machen!“
Moderieren Sie in 25 Jahren immer noch den RTL-Spendenmarathon?
„Lassen Sie mich kurz rechnen (lacht). Heute würde ich sagen: Lust habe ich auf jeden Fall! Ob man mich dann noch sehen will, weiß ich nicht. Aber solange ich der Sache dienen kann, die Leute mich sehen wollen und ich das Maximum an Spenden reinholen kann: Ich bin dabei!“
Und welche 25 Worte liegen Ihnen jetzt noch auf dem Herzen …
"Dafür brauche ich keine 25 Worte, es reichen sechs: Wir helfen Kindern, helft mit. Danke!“