Thu Mar 28 15:57:00 CET 2019  |  Reportage Pressekonferenz nach Psychiatrie-Reportage von "Team Wallraff" Sozialminister Kai Klose: "Wir werden einen externen Gutachter einschalten"

Die aktuelle "Team Wallraff"-Reportage "Hinter geschlossenen Türen – Undercover in Psychiatrien und Jugendhilfe" dokumentierte in mehreren psychiatrischen Einrichtungen zum Teil haarsträubende Missstände bei der Betreuung und Behandlung von Bewohnern. Darunter auch das Klinikum Höchst.

Nach einem gemeinsamen Krisengipfel am Dienstagabend zogen der Hessische Sozialminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen), die Geschäftsführerin des Klinikums Dorothea Dreizehnter sowie der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer auf einer gemeinsamen Pressekonferenz heute in Wiesbaden eine erste Bilanz und kündigen Konsequenzen sowie einen umfangreichen Maßnahmenkatalog an, darunter auch den Einsatz eines externen Gutachters.

Externer Gutachter soll eingeschaltet werden

"Wir klären das auf, prüfen gründlich, fordern und ziehen bereits erste Konsequenzen", so Kai Klose. Er habe daher sämtliche Akten sowie Protokolle zur Fixierung und richterliche Anhörungen angefordert. Die Hessische Landesregierung habe nach dem Bericht von "Team Wallraff" über die geschlossene Station in der Psychiatrie des Klinikums Frankfurt-Höchst alle notwendigen Schritte zur Analyse des Sachstands und der Aufklärung eingeleitet. Als Sofortmaßnahme habe die Fachaufsicht die betreffende Station des Klinikums besucht. "Bis auf Weiteres wird es regelmäßig fachaufsichtliche Gespräche mit dem Klinikum unter Beteiligung der Stadt Frankfurt geben", so der Minister.
Als externer Gutachter und Berater soll der Psychiater Dr. Hans-Joachim Kirschbauer den gesamten Prozess begleiten.

Auch der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer betonte, dass der externe Berater "(…) den Finger in jede Wunde lege, auf die er aufmerksam wird." Majer versprach, dass sämtliche Hinweise ausgewertet und Konsequenzen nach sich ziehen werden: "Jetzt werden Dinge konkretisiert."

Die Geschäftsführerin des Klinikums, Dorothea Dreizehnter, zeigte sich ebenfalls betroffen "(…) von der Wucht der Berichterstattung" und der "(…) Massivität der Beschwerden". Sie betonte den "(…) Prozess als ehrliche Chance zu begreifen" und versprach ebenfalls "(…) rückhaltlose Aufklärung."

Team Wallraff-Reportage hat einiges in Bewegung gesetzt

Bereits im Vorfeld waren an die 30 Abmahnungen und andere juristische Androhungen in der RTL-Rechtsabteilung eingegangen. Schon während der Ausstrahlung löste die Sendung heftige Reaktionen auch in den sozialen Medien aus. Viele User äußerten sich u.a. auf Twitter und Facebook schockiert und empört über die dokumentierten Missstände. Und seither gehen in der Redaktion und bei Günter Wallraff weiterhin zahlreiche Berichte von Betroffenen ein, die die Recherchen aus eigener Erfahrung bestätigen, ihre Fälle schildern und eine weiterführende Berichterstattung anregen.

Günter Wallraff: "Man kann nur hoffen, dass sich da jetzt schnell Grundlegendes verbessert und wir das erreichen, und das sieht momentan so aus, dann ist das für die dort befindlichen Patienten aber auch das Pflegepersonal von ganz großer Bedeutung."

Damit hat "Team Wallraff" bereits ein Ziel erreicht: Die Sendung will Missstände aufdecken, Betroffene, Verantwortliche und Politiker sensibilisieren und da, wo nötig, Konsequenzen einfordern. Klar ist auch: "Team Wallraff" wird, wie immer, dran bleiben.

Zitate frei bei Quellennachweis: RTL

Weitere Informationen sowie Ausschnitte aus der Pressekonferenz heute bei "RTL Aktuell" und dem "RTL Nachtjournal" sowie bei RTL.de
 
Die Reportage "Team Wallraff - Undercover in Psychiatrien und Jugendhilfe" gibt es zum nachträglichen Abruf bei TVNOW.