Wed Jan 16 11:22:00 CET 2019  |  Information Fr., 18.01. 00:00 Uhr: 25 Jahre "RTL Nachtjournal" Ilka Essmüller im Interview: "Wollen unsere Zuschauer nicht mit Weltuntergangsstimmung ins Bett schicken"

Im Januar 1994 ging mit dem "RTL Nachtjournal" erstmals im deutschen Fernsehen ein Nachrichtenmagazin um Mitternacht auf Sendung. Den Machern war dabei von Beginn an klar: Wer sich um Mitternacht noch einmal über das Wichtigste vom Tag informieren will, der möchte nicht nur Fakten, sondern vor allem auch Hintergründe geliefert bekommen.

Diesem Zuschauerbedürfniss trägt das „RTL Nachtjournal" seit jeher Rechnung. Am Freitag, 18. Januar, ist die Sendung 25 Jahre im Programm. Präsentiert wird die Jubiläumsausgabe von Ilka Essmüller, die seit dem 2. 1. 2008 Hauptmoderatorin des "RTL Nachtjournals" ist.

Frau Essmüller, welches Rezept braucht es, um die Zuschauer zu so später Stunde anzulocken und bei der Stange zu halten?
"Wir gehen davon aus, dass die meisten unserer Zuschauer schon grob informiert sind über das Geschehen des Tages. Unsere Aufgabe ist es deshalb, mehr als die reine Nachricht zu vermelden, den Themen also einen Extra-Dreh zu geben, sie zu vertiefen, einzuordnen, zuzuspitzen und gelegentlich auch zu kommentieren. Bei all dem haben wir das Plus, dass wir frecher, pointierter und hier und da auch mal ironischer sein dürfen."

Bedarf es einer besonderen Bildsprache, um müde Zuschaueraugen wach zu halten?
"Bunter und schneller geschnitten müssen die Bilder nicht sein, aber unsere Autoren und Cutter achten sehr darauf, dass ihre Beiträge gut konsumierbar sind. Wir arbeiten z. B. gerne mit Bild im Bild, verwenden häufiger Grafiken, unterlegen die Beiträge mitunter auch mit Musik. Je kreativer, desto besser."

Wollen Sie eine bestimmte Zielgruppe besonders ansprechen?
"Natürlich wollen wir alle Menschen ansprechen, die sich noch einmal über den Tag informieren wollen. Aber wir wissen natürlich auch, dass die Sendung bei vielen Menschen nicht in den Tagesablauf passt, weil sie da – wie zum Beispiel junge Eltern - längst schlafen. Anders ist das bei jungen Menschen, die abends unterwegs waren, bei Taxifahrern, Selbstständigen, die lange arbeiten, oder bei Leuten, die in der Gastronomie beschäftigt sind. Die bilden einen guten Teil unserer Durchschnittszuschauer ab."

Am Jubiläumsabend läuft zuvor das Dschungelcamp bei RTL. Spekulieren Sie da auf besonders viele Geburtstags-Zuschauer, die sich nach den Maden im Busch noch Nachrichten reinziehen wollen?
"Natürlich wollen wir so viele Dschungel-Gucker wie möglich anschließend zu uns herüberziehen und mit Nachrichten füttern. Das ist schon eine spannende Herausforderung, die uns in den letzten Jahren mit Zuwächsen von oftmals über 1,5 Millionen Zuschauern sehr gut gelungen ist."

Wie schwer fällt es, am späten Abend noch hochrangige Politiker für eine Schalte in die Sendung gewinnen zu können?
"Bei einer außergewöhnlich angespannten Nachrichtenlage haben wir auch Live-Gäste oder –Schalten, aber an normalen Tagen verabredet man sich für den Lauf des Abends für ein Gespräch, das dann aufgezeichnet wird. Wenn sich inhaltlich nichts mehr ändert, ist das auch völlig okay, wenn man es auch entsprechend kennzeichnet. Im Übrigen ist das Usus auch bei den Kollegen von ARD und ZDF – schließlich müssen Politiker auch mal schlafen."

Wie seriös muss ein Nachrichtenmagazin sein, wie augenzwinkernd darf es sein?
"Wir verstehen uns als ein sehr seriöses Nachrichtenmagazin, unsere Zuschauer erwarten das auch von uns. Wir versuchen aber auch, alle Farben im Programm zu haben, also z. B. auch Sport- oder Servicethemen. Schmunzler darf es gerne auch bei uns geben, denn wir wollen unsere Zuschauer ja nicht mit einer Weltuntergangsstimmung ins Bett verabschieden."

25 Jahre "RTL Nachtjournal" – in unseren schnelllebigen Zeiten ist das ein bemerkenswerter Kontinuitätsbeweis …
"Ich bin bis heute dankbar, dass RTL 1994 die Vorreiterrolle bei den Nachtmagazinen übernommen und mit Heiner Bremer einen äußerst gestandenen Journalisten geholt hat, der der Sendung sehr schnell hohe Aufmerksamkeit und Reputation verschafft hat. Das "RTL Nachtjournal" hat von Anfang an durch Qualität überzeugt, hat sich in insgesamt 6240 behutsam weiterentwickelt und ist bis heute erfolgreich. Das sehen auch die Senderverantwortlichen so, denen es sehr ernst damit ist, dass RTL inhaltlich breit und facettenreich aufgestellt ist."

Wie wird am 18. Januar gefeiert?
"In der Sendung selbst werden wir es nicht übertreiben, aber immerhin haben wir ein ganz unterhaltsames Filmchen über uns im Angebot. Dazu haben uns auch schon einige prominente Politiker wie Andrea Nahles, Markus Söder, AKK und Christian Lindner gratuliert. Hinter den Kulissen gibt es natürlich auch eine kleine Feier, bei der wir auf die Silberhochzeit unserer Sendung anstoßen werden."

Sie haben bei RTL auch schon die Frühnews moderiert und mussten zu nachtschlafender Zeit aufstehen – jetzt kommen Sie nie vor halb zwei nachts ins Bett. Wie kriegen Sie das als Mutter von zwei Kindern gehandelt?
"Nachts schlafe ich tatsächlich nicht besonders viel, da ich morgens zusammen mit den Kindern aufstehe, um sie für die Schule zu versorgen. Im Laufe des Vormittags versuche ich dann, mich noch ein bisschen auszuruhen. Ich bin alles in allem recht diszipliniert, aber das lohnt sich, weil mir mein Job unheimlich viel Spaß macht."