RTL zeigt die Formel 1 ab dem 25. März exklusiv im deutschen TV – mit den neuen Experten Nico Rosberg und Timo Glock. Neu ist auch das Erscheinungsbild. Sportchef Manfred Loppe blickt im Interview optimistisch in die neue Saison. Und RTL-Experte Nico Rosberg bezieht im großen RTL-Interview deutlich Stellung zu allen wichtigen Fragen zur neuen Saison.
Im Dezember letzten Jahres konnte RTL mit allen Spekulationen über die TV-Zukunft der weltweit bedeutendsten Rennserie in Deutschland aufräumen. Mit dem Rechteinhaber Formula One World Championship Limited (FOWC) hatte man sich da über einen neuen, umfassenden TV-Kontrakt geeinigt, der alle Rennen umfasst und eine Laufzeit von drei Jahren hat. Und da der bisherige Pay-TV-Partner Sky im Januar aus seinen Verhandlungen mit der FOWC ausstieg, ist RTL für alle Motorsportfans in den kommenden Jahren die erste und einzige TV-Adresse in Deutschland – live und kostenlos!
Bei den Übertragungen gibt es im 28. Formel 1-Jahr bei RTL in Folge neue, junge Gesichter. Nach dem Rückzug des langjährigen Experten Niki Lauda werden künftig Nico Rosberg, der Weltmeister von 2016, und Timo Glock, ehemaliger Formel 1- und aktueller DTM-Pilot, die Rennen an der Seite von Moderator Florian König analysieren. Den Auftakt beim Australien-GP macht Nico Rosberg: "Ich möchte einfach coole Insights liefern und gute Analysen machen und Spannung bringen. Dabei lege ich sehr viel Wert darauf, dass ich absolut neutral bin." Kommentatoren sind Heiko Waßer und Christian Danner, Boxenreporter ist Kai Ebel.
n-tv, der Nachrichtensender der Mediengruppe RTL Deutschland, wird in der kommenden Saison an jedem Rennwochenende mindestens ein freies Training freitags live im Fernsehen und zusätzlich alle freien Trainings im Livestream auf n-tv.de übertragen. Zum Saisonauftakt in Australien zeigt n-tv sogar sowohl das erste freie Training um 2 Uhr nachts als auch das zweite freie Training um 6 Uhr live im TV. Moderation in Australien: Florian König; Kommentatoren: Heiko Wasser und Christian Danner. Am Sonntag, den 25. März. wiederholt n-tv darüber hinaus auch das Rennen ab 09.30 Uhr in voller Länge. In einem Formel-1-Spezial fasst n-tv 2018 zudem samstags und sonntags jeweils um 18.20 Uhr oder um 0.10 Uhr Trainingsergebnisse, die Qualifyings und das Rennen zusammen.
Bei vielen Rennen müssen sich die Zuschauer an neue Startzeiten gewöhnen. Internationale Marktforschungen hatten gezeigt, dass ein späterer Rennbeginn aufgrund der dann höheren Fernsehnutzung mehr Zuschauer erschließen kann. Und so gehen die Ampeln für das Fahrerfeld bei den europäischen Rennen erst eine gute Stunde später um 15.10 Uhr auf Grün. Zusätzliche Anpassungen gibt es bei den Rennen, die während der Fußball-WM ausgetragen werden. Insgesamt umfasst der Rennkalender in diesem Jahr 21 Rennen. Frankreich und – nach einem Jahr Pause – auch Deutschland bekommen ihren Grand Prix wieder, Malaysia dagegen wurde gestrichen.
Aus sportlicher Sicht erwarten die meisten Rennexperten eine Wiederauflage des Duells zwischen Weltmeister Lewis Hamilton und Sebastian Vettel und damit zwischen Mercedes und Ferrari. Timo Glock: "Ich glaube, die Top-Teams werden auch weiter dominieren, alleine vom Budget her. Ich bin gespannt, ob Ferrari und Mercedes weiterhin so nah zusammen sind oder ob einer von den beiden vielleicht den Ausreißer schafft. Oder ob Red Bull den Sprung schafft, nachdem sie zum Ende letzten Jahres hin sehr, sehr stark waren. McLaren ist die große Unbekannte. Mit dem neuen Motorenhersteller Renault muss man die jetzt auf der Rechnung haben."
Die wichtigsten technischen und Regel-Neuerungen in der Formel 1 im Überblick:
- Ab 2018 wird das Halo-System als Cockpitschutz eingesetzt. Dadurch steigert sich das Mindestgewicht eines Boliden von 728 auf 733 kg.
- Künftig können Teams und Fahrern auf sieben statt wie bislang auf fünf Trockenreifen-Mischungen zurückgreifen. Die neuen Hypersofts und den Superhards verbreitern das Spektrum zum Taktieren – das dürfte zu mehr Boxenstopps und damit noch mehr Spannung führen. Weiterhin gilt, dass pro Rennwochenende nur drei verschiedene Reifenmischungen eingesetzt werden dürfen.
- Die auffälligen Finnen an der Motorabdeckung, die zusätzlichen Flügel am Ende der Motorabdeckung und der Zusatzflügel über den Auspuffendrohren, werden verboten.
- Die Anzahl der pro Saison erlaubten Power-Units – also Komponenten der Antriebseinheiten – schrumpft auf drei – eine Folge davon könnten noch mehr Strafen sein.
- Die Regeln zur Erkennung eines Frühstarts wurden durch die FIA noch einmal konkretisiert. Jeder Fahrer muss dafür sorgen, dass das hierzu eingesetzte technische System das Fahrzeug erfassen kann.
- Und auch das ist neu: Die Grid-Girls haben ausgedient, an ihrer Stelle sollen mit den Grid-Kids mögliche Stars von morgen Rennatmosphäre schnuppern dürfen.
Seit 1991 und damit seit 26 Jahren überträgt der Kölner Sender die Rennen exklusiv im Free-TV - keine andere serielle, internationale Sportart ist in Deutschland über einen so langen Zeitraum kontinuierlich mit einem TV-Sender verbunden wie die Königsklasse des Motorsports. Im Jahresdurchschnitt 2017 sahen 4,39 Millionen Zuschauer die 20 Saisonrennen – ein sehr zufriedenstellender Wert angesichts der frühzeitig entschiedenen WM. Die Marktanteile stiegen leicht gegenüber dem Vorjahr: Waren es 2016 25,1 Prozent, so konnte sich der Wert in diesem Jahr auf 26,2 Prozent steigern (14-59 Jahre: 2017: 24,3 %; 2016: 23,5 %).
RTL-Experte Nico Rosberg im großen Saisonausblick-Interview
Nico Rosberg, sprechen wir zunächst über Ihren neuen Job als RTL-Experte. Was haben Sie sich da vorgenommen?
"Ich habe den Vorteil, dass ich gerade noch selbst in so einem Auto saß und all die Jungs kenne, die da jetzt mitfahren. Ich hoffe, dass ich die Zuschauer sehr nah heranbringen kann an all das, was einem im Cockpit so durch den Kopf geht, wie es sich z. B. anfühlt, in die Zweikämpfe zu gehen. Und natürlich habe ich ein sehr starkes Wissen über diesen Sport, von dem auch die Zuschauer profitieren können."
Sie und Lewis Hamilton waren dicke Freunde, dann Teamgefährten und Rivalen, nun werden Sie seinen Job im Cockpit analysieren. Muss sich der Brite jetzt besonders warm anziehen?
"Es muss sich keiner warm anziehen. Ich werde das sagen, was ich sehe und denke, zu jedem. Und natürlich wird sich vieles um Lewis drehen, weil er mit Sicherheit wieder vorne um die Meisterschaft kämpft. Und da wird’s mit Sicherheit viele Sachen geben, die man dann kommentieren muss, aber immer sehr neutral. Ich habe nach wie vor großen Respekt vor dem, was er leistet und das ist absolut höchstes Level. Ich bin auch nicht nachtragend und wir verstehen uns eigentlich wieder ganz okay. Vielleicht können wir auch fast wieder Freunde werden, da hätte ich nichts gegen mit der Zeit."
Als Ihr Vorgänger Niki Lauda Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes wurde, gab es Skeptiker, die gesagt haben, das vereinbart sich nicht mit dem Job eines RTL-Experten. Wie neutral sind Sie als ehemaliger Mercedes-Pilot?
"Ich bin Mercedes mega dankbar für alles, das Team liegt mir auch sehr nahe. Aber für meinen Job als Experte lege ich sehr viel Wert darauf, dass ich absolut neutral bin. Als Fahrer waren die Medien eine Herausforderung, ein Teil von dem, was du als Fahrer meistern musst, um zu gewinnen. Jetzt bin ich auf der anderen Seite und will coole Insights liefern und gute Analysen machen. Das ist ganz anders, aber auch schön."
Frage also an den Experten: Was halten Sie von dem neuen Cockpitschutz Halo?
"Ich verstehe, dass das für Motorsportpuristen blöd aussieht. Aber der Kopf ist nun mal sehr gefährdet im offenen Cockpit, da hat es in den letzten Jahren einige sehr folgenschwere Unfälle gegeben. Deshalb ist der Kopfschutzbügel, wo er nun mal entwickelt ist, für die Fahrer eine gute Sache und geht in die richtige Richtung. Mir selbst wäre es als Fahrer sehr recht gewesen, das Halo zu haben."
Die Anzahl der erlaubten Antriebskontingente ist auf 3 geschrumpft. Die Autos müssen absolut zuverlässig sein, sonst drohen Strafen. Entscheiden nun die zu erwartenden Strafversetzungen die WM?
"Ich weiß nicht, ob das in die richtige Richtung geht. Die Entwicklung von Motoren, die noch mal länger laufen müssen, hat viel Geld verschlungen. Das Problem sind tatsächlich die ganzen Strafversetzungen, wenn man eben doch nicht mit den vorgeschriebenen Kontingenten auskommt. Das ist unschön und kann sehr viel Chaos verursachen."
Die Auswahl an Trockenreifen wurde auf 7 erhöht – das soll die Renndramaturgie im Sinne von mehr Spannung und Taktik beeinflussen. Ihr Kommentar?
"Wir wissen, dass es mit zunehmendem Reifenverschleiß immer Spannung auf der Strecke gibt. Und das wollen wir letztendlich ja alle sehen. Aber ich finde, mit sieben Mischungen hat man sich ein bisschen verrannt. Das ist für die Zuschauer eine sehr schlechte Entwicklung, weil man bei all den Reifen überhaupt nicht mehr durchblicken kann. Selbst ich als absoluter Experte werde da wohl manchmal den Überblick verlieren, weil es durch die vielen Farben viel zu kompliziert wird. Dabei gibt es so einfache Lösungen: An jedem Rennwochenende gibt es je einen Soft-, Medium- und einen Hartreifen – das war's."
Eine weitere Veränderung sind die Startzeiten. Die sind bei vielen Rennen um eine gute Stunde nach hinten verschoben worden. Welche Vorteile hat das?
"Das wird sich zeigen. Bis jetzt war der Start zur vollen Stunde um 14.00 Uhr, demnächst geht es bei den meisten europäischen Rennen um 15.10 Uhr los, das ist natürlich auf den ersten Blick ein bisschen komisch. Aber wir haben um diese spätere Zeit mehr Fernsehzuschauer und das ist gut für unseren Sport."
Die Grid Girls sollen verschwinden und durch Grid Kids ersetzt werden. Eine gute Idee?
"Zunächst fand ich das etwas komisch, aber die Idee mit den Grid Kids gefällt mir doch, denn vielleicht gibt das auch wieder so einen kleinen Impuls für andere Jugendliche, sich für den Sport zu interessieren."
Wie haben Sie selbst die Grid Girls überhaupt wahrgenommen?
"Die gehörten einfach zur Formel 1 dazu und ich habe mich mit den Mädels im Grid-Bereich immer recht wohl gefühlt. Aber mitbekommen habe ich von den Grid Girls so gut wie nichts. Bei der Startvorstellung war ich als Fahrer so fokussiert, dass die Grid Girls wirklich das Letzte waren, was ich mir angeschaut habe."
Liberty Media ist seit einem Jahr Eigentümer der Formel 1 und hat seither vieles angeschoben. Wie schätzen Sie deren Arbeit ein?
"Liberty hat vieles richtig gemacht, auch wenn sie natürlich ein bisschen Zeit gebraucht haben, um den Sport richtig zu verstehen. Aber auch Liberty sind Grenzen gesetzt, denn die Teams haben sehr viel Macht. Es ist immer schwierig, zeitnah große Änderungen vorzunehmen. Die Regeln sind festgefroren, man muss immer warten, bis die Regelvereinbarungen verjährt sind. Jedes Team arbeitet für seinen Erfolg und will beim nächsten Rennen gewinnen. Keiner denkt ans große Ganze, an unseren Sport. Da kämpft jeder für seine Vorteile und deswegen ist es sehr schwierig, alle zusammenzubringen. Und das ist leider schon immer so gewesen in unserem Sport. Aber mit Blick auf die Zukunft bin ich bei dem Elan von Liberty ganz optimistisch."
Was würden Sie vor allem ändern wollen, wenn Sie ein Verantwortlicher in der Formel 1 wären?
"Es müssen unbedingt bessere Voraussetzungen zum Überholen geschaffen werden, denn das macht die Formel 1 ja so spektakulär. Das größte Problem dabei ist die Aerodynamik an den Autos. Wir haben im letzten Jahr sogar einen Schritt zurück gemacht, weil die Aerodynamik noch extremer, noch sensibler geworden ist. Das macht es so schwierig, einem anderen hinterher zu fahren. Die Turbulenzen hinter dem vorausfahrenden Auto sind so extrem, dass die Balance deines Autos in diesen Turbulenzen nicht richtig funktioniert. Du verlierst Haftung und kannst wieder nicht aufschließen. Da würde ich mir Verbesserungen wünschen, aber ich weiß auch, dass das sehr komplex ist."
Welche Rückschlüsse haben Sie aus den Testfahrten der vergangenen Wochen ziehen können?
"Ein Vergleich ist nicht so leicht, weil die Teams unterschiedliche Ansätze bei den Sessions hatten. Generell hat Mercedes – anders als Ferrari - den Sprit nicht herausgenommen. Deshalb konnte Sebastian Vettel im Ferrari zwar mit wenig Sprit an Bord die schnellste Runde fahren, aber in den long runs war Mercedes manchmal sogar mit Abstand am stärksten. Ich hoffe zwar, dass Ferrari und Red Bull wieder näher an Mercedes herankommen, aber es wird schwer. Mercedes ist eine absolute Macht, deren Level ist unglaublich beeindruckend."
Mercedes-Chef Toto Wolff hat kürzlich behauptet, der Entwicklungsvorsprung seines Teams sei durch die vielen Reglementierungen verbraucht, er erwarte daher einen Dreikampf mit Ferrari und Red Bull auf Augenhöhe. Was ist von der Aussage zu halten?
"Die Teams achten so kurz vor einer Saison sehr stark darauf, den Hauptkonkurrenten keine Motivation für Nachbesserungen zu geben. Deshalb hat Mercedes bei den Testfahrten auch keinen Sprit aus dem Tank genommen. Würde Ferrari z. B. sehen, dass Mercedes mit wenig Sprit auf einer schnellen Runde Zweizehntel schneller unterwegs ist, würde das in der Fabrik in Maranello einen starken Motivationsschub auslösen, weil man nur auf Zeiten fixiert ist. So hat Ferrari derzeit die Nase vorn und man ist etwas entspannter. Diese Strategie, die Karten nicht offen hinzulegen, ist bei Mercedes sehr wichtig, weil den Teams wie Ferrari und Red Bull so ein wenig der Elan genommen wird. So darf man auch die Äußerung von Toto Wolff verstehen."
Wer hat die Favoritenrolle beim Australien GP?
"Ich denke, Mercedes ist das Team, was zu schlagen ist momentan. Deshalb setzte ich im Moment auch auf einen Sieg von Lewis Hamilton. Ich glaube aber, dass Valtteri Bottas seinen Teamkollegen in diesem Jahr mehr unter Druck setzen kann. Ich würde nicht ausschließen, dass es auch zwischen den beiden Mercedes-Piloten ein sehr spannendes Duell geben wird, denn Bottas hatte zuletzt richtig starke Phasen."
Bottas' Vertrag bei Mercedes läuft aus, er würde gerne verlängern. Hat er gute Karten im Vertragspoker?
"Mercedes wird sich Zeit lassen, vielleicht sogar bis zum Sommer. Bottas macht einen guten Job für das Team, aber es hängt eben auch ab davon, wie Lewis Hamilton in diesem Jahr performt und welche Rolle Bottas da zukommt. Und natürlich gibt es auch andere interessante Fahrer wie z. B. Daniel Ricciardo, die auf den Markt kommen. Da muss man abwarten."
Es gab Zeiten, da gab es sieben deutsche Fahrer im Fahrerfeld der Formel 1 – nun sind es nach Ihrem Rücktritt 2016 und dem Aus für Pascal Wehrlein nur noch zwei. Wie erklären Sie sich das?
"Ich denke, es ist normal, dass es auf und ab geht. Schade ist, dass wir derzeit in der Jugend keine offensichtlichen Aspiranten haben, die auf jeden Fall in die Formel 1 kommen werden. Aber das wichtigste ist ja, dass Sebastian da ist. Sebastian kann um Rennsiege und den WM-Titel kämpfen. Und auch Nico Hülkenberg wird mit Sicherheit in dieser Saison auch weiter nach vorne kommen."
Interview mit RTL-Sportchef Manfred Loppe:
Herr Loppe, RTL überträgt alle Rennen der kommenden Formel 1-Saison exklusiv im deutschen Fernsehen – ein in dieser Form einzigartiges TV-Recht, wenn man es z.B. mit anderen europäischen Kernmärkten vergleicht, in denen bestenfalls eine Mischform aus Free- und Pay-TV angeboten wird. Wie ist RTL zu dieser "Ehre" gekommen?
"Ein serielles Event, das an 21 Wochenenden über vier Millionen Zuschauer interessiert, findet man auf keinem anderen Markt. Die Zuschauer wollen am Wochenende einerseits einen spanenden Wettbewerb erleben, gleichzeitig unterhalten werden. Genau dafür stehen wir seit 27 Jahren und liefern die Formel 1 frei Haus. Seitens des Rechteinhabers FOWC genießen wir eine hohe Wertschätzung für die Qualität und die Leidenschaft, mit der wir das Thema Formel 1 angehen. Der deutsche Markt ist auch für die Eigentümer sehr wichtig, hat Signalwirkung für die Märkte weltweit: was hier funktioniert, so das Kalkül, strahlt auch anderswo positiv ab."
Das klingt nach viel Verantwortung. Wie geht RTL nun mit dieser Exklusivität um?
"Exklusivität bedeutet Alleinstellung. Daraus leiten wir die Verantwortung ab, ein möglichst breites Spektrum abzubilden und dabei möglichst viele Menschen zu erreichen. Wir haben in den vielen Jahren gelernt, dass die Zuschauer bei den Übertragungen an die Hand genommen und über alles Wichtige informiert werden wollen. Auch mal mit Tiefgang, vor allem aber verständlich, unterhaltsam und authentisch. Danach richten wir unsere Berichterstattung stets aus, auch in der kommenden Saison."
Mit Nico Rosberg und Timo Glock haben Sie nun zwei Experten verspflichtet, die deutlich jünger sind als deren Vorgänger Niki Lauda, der Ende der vergangenen Saison sein Rückzug bei RTL verkündet hat. Wofür stehen die beiden?
"Mit Nico Rosberg und Timo Glock frischen wir unser Experten-Personal deutlich auf. Nico wurde vor noch nicht einmal anderthalb Jahren Weltmeister und trägt das ganze Insiderwissen noch in sich, Timo hat schon im vergangenen Jahr mehrfach bewiesen, dass er mit seiner Expertise, Neugierde und Jugendlichkeit bei den Zuschauern sehr gut ankommt. Zudem ist er aktiver Pilot in der DTM-Serie. Wer könnte also besser und intensiver als die beiden schildern, was zum Beispiel in einem Fahrer vorgeht, wenn er Rad an Rad mit einem Kontrahenten in die Kurve fährt und unbedingt als Erster da wieder raus will? Genau diese authentischen Einblicke sind es, die wir für die Zuschauer erlebbar machen wollen."
Niki Lauda galt als sehr meinungsstark. Erwarten Sie das von Ihren neuen Experten auch?
"Natürlich. Wichtig ist mir dabei, dass die beiden völlig frei und unabhängig in ihren Analysen sind und klare Kante zeigen! Expertise und klare Meinung zu formulieren, wünschen sich auch unsere Zuschauer und beides werden sie bekommen. Es hat mich in diesem Zusammenhang übrigens sehr gefreut, dass Niki Lauda zuletzt in Barcelona einem Kollegen gegenüber signalisiert hat, dass er selbstverständlich auch weiterhin für Interviews zur Verfügung stehen wird."
In welcher Frequenz werden Rosberg und Glock zum Einsatz kommen?
"Mit Nico haben wir zunächst sechs und mit Timo zehn Einsätze vor Ort vereinbart, beim Deutschland-Grand-Prix werden beide Experten gemeinsam am Start sein. Mit Nico denken wir zudem darüber nach, dass wir ihn bei dem ein oder anderen Rennen auch von zuhause aus einsetzen – als gewissermaßen engagierten Zuschauer, der uns zugeschaltet ist und uns seine Wahrnehmung aus einer anderen Perspektive erläutert. Es ist aber auch durchaus denkbar, dass er Lust auf mehr entwickelt und uns weitere Vor-Ort-Einsätze anbietet."
Das weitere On-Air-Personal bleibt unverändert – mit Moderator Florian König, den Kommentatoren Heiko Waßer und Christian Danner sowie Boxen-Reporter Kai Ebel. Wie wichtig ist diese personelle Kontinuität für den Erfolg der Formel 1 bei RTL?
"Die Kollegen leben die Formel 1 und erledigen ihre Aufgabe als Moderator, Kommentatoren und Reporter seit mehr als 20 Jahren auf höchstem Niveau. Die Zuschauer, das zeigen uns immer wieder auch Medienforschungen, fühlen sich bei unserem Formel 1-Personal sehr gut aufgehoben. Darüber kann auch die gelegentliche Nörgelei Einzelner im Netz nicht hinwegtäuschen. Dennoch führen wir auch behutsam junge Kollegen wie Anna Fleischhauer an die Formel 1 heran. Sie wird sicherlich auch in diesem Jahr ihre Einsätze als Moderatorin haben."
Gibt es neben den Experten denn weitere Neuerungen bei den Übertragungen?
"Wir haben unser Erscheinungsbild für den Sport komplett verändert und die Handschriften unserer verschiedenen Angebote wie Formel 1, European Qualifier, Boxen und demnächst auch Euro League unter das Label "RTL Sport" zusammengeführt. Dieses Label steht für große Events, Qualität, Verlässlichkeit, Information und Unterhaltung. Das neue Logo soll den Zuschauern beim Einschalten gleich signalisieren, dass sie sich in der RTL-Sport-Welt befinden. Vom Design her haben wir alles in unseren Sendungen entsprechend angepasst. Die Formel 1-Grafiken haben wir in diesem Zuge vereinfacht und entschlackt, um die Zuschauer nicht mit zu vielen Informationen in einem Schaubild zu überfordern. Inhaltlich wollen wir uns dahin entwickeln, an den Wochenenden auch Schwerpunkte zu setzen und insgesamt weniger monothematisch zu informieren. Wenn wir z. B. eine technische Neuentwicklung bei Mercedes thematisieren, wollen wir das künftig noch mehr im Abgleich zu anderen Teams tun."
Haben Sie Ideen und Wünsche für Ihr Angebot, an denen Sie arbeiten?
"Unser Vertrag sieht keine exklusiven Zugänge oder eine bevorzugte Behandlung an der Strecke und im Grid-Bereich vor. Natürlich wollen wir so viel wie möglich Backstage berichten, aber das liegt in der jeweiligen Hoheit der Teams. Wir können immer nur versuchen, mit guten Argumenten zu überzeugen. Ein Wunsch wäre, bei den Interviews nach einem Rennen den Fahrern auch einmal Szenen aus dem Rennen zeigen zu können. Das könnte höchst aufschlussreich sein, denn aus der gemeinsamen Betrachtung objektiven Bildmaterials können ja ganz unterschiedliche, subjektive Sichtweisen hervorgehen. Das wäre ein spannender, neuer Zugang und wir sind guter Hoffnung, dass wir dafür früher oder später auch ein Go der FOM bekommen werden."
RTL hält am erprobten Sendeschema fest und verlängert auch mit seinen exklusiven Rechten nicht die Sendezeit. Was liegt dieser Entscheidung zugrunde?
"Aus der Exklusivität abzuleiten, nun noch mehr Formel 1 an den Wochenenden zu zeigen, würde völlig am Konsumverhalten der Zuschauer vorbei führen. Unser zweieinhalbstündiges Angebot mit dem einstündigen Countdown, dem Live-Rennen und anschließend den Highlights ist absolut ausreichend. Noch mehr Zeit will das Gros der Zuschauer am heiligen Sonntag einfach nicht für die Formel 1 aufbringen."
Am Samstag und Sonntag fährt die Formel 1 bei RTL, am Freitag jedoch bei n-tv. Zudem darf der Nachrichtensender die ersten beiden freien Trainings auch live streamen – so viel Formel 1 war noch nie.
"Ja, wir können mit unserem Partnersender die ganze Stärke der Mediengruppe RTL ausspielen und programmlich flexibel planen. So ist es uns möglich, ausnahmslos alles, was an einem Rennwochenende auf den Strecken passiert, abzubilden. Auch am Freitag verpassen die Motorsportfans nichts, denn denn n-tv zeigt das 1. Freie Training wahlweise live im Hauptprogramm oder im Livestream und später das 2. Freie Training im Hauptprogramm. Zudem zeigt n-tv nach dem Australien-Grand-Prix die komplette Wiederholung des Rennens und die Qualiyings der beiden Primetime-Rennen in den USA und Mexiko."
Welche Erwartungen hegen Sie vor dem Hintergrund der neuen Exklusivität mit Blick auf die Quote?
"Im vergangenen Jahr lagen wir lange Zeit über den Quoten des Vorjahres und mussten erst, als die WM vorzeitig entschieden wurde, ein paar Federn lassen. Und trotzdem hatten wir am Ende einen Durchschnitt von 4,39 Millionen Zuschauern - Zahlen, die in Serie heute kaum ein anderes TV-Angebot erreichen kann. Natürlich hoffen wir, dass wir möglichst viele der durchschnittlich rund 470.000 Zuschauer, die im letzten Jahr die Formel 1 bei Sky verfolgt haben, zu uns herüberholen können. Wir werden sehen."
Könnten auch die teilweise nach hinten verschobenen Startzeiten der TV-Quote in die Karten spielen?
"Fakt ist: je später der Tag, desto höher ist die Fernsehnutzung. Ob wir daraus ableiten können, dass mit den Startzeit-Verschiebungen in den Nachmittag hinein wirklich mehr Menschen die Formel 1 einschalten, wird sich zeigen. Wir werden alles dafür tun."
Für Diskussionen hat im Vorfeld das Livestream-Angebot OTT von Liberty Media gesorgt. Es greift auf den RTL-Kommentarton zurück. Was passiert aber in den RTL-Werbepausen?
"Wir folgen da partnerschaftlich der Bitte unseres Vertragspartners. Die Priorität hat aber das RTL-Programm und damit die professionelle Versorgung unserer Zuschauer. Dafür brauchen wir die Pausenzeiten, in denen wir untereinander kommunizieren, uns austauschen, Informationen einholen, weitergeben usw.."
Wie sind abschließend Ihre sportlichen Erwartungen für die neue Saison?
"Die Tests der vergangenen Wochen lassen erahnen, dass es zwischen den Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull einen harten Wettkampf geben wird. Das wäre natürlich ein Glücksfall für die Formel 1, denn nichts lockt die Zuschauer mehr vor die Fernsehgeräte als Hochspannung bis zur finalen Zieldurchfahrt. Gespannt darf man auch auf Nico Hülkenberg ist seinem neuen Renault sein. Auch hier waren die Testsessions vielversprechend. Alles in allem also scheinen die Voraussetzungen für eine attraktive Saison sehr gut zu sein."