Werberegisseur David Helmut steht bei "WRONG – unzensiert" nicht nur selbst vor der Kamera, er feiert auch sein Serien-Regiedebüt und verantwortet als Headautor die Drehbücher.
Lieber David, du hast Film studiert und danach als Werberegisseur gearbeitet. Mit "WRONG – unzensiert" feierst du nun dein Serien-Regiedebüt. Woher kommt die Idee zur Geschichte?
Naja, ich habe sozusagen die meiste Zeit meines Lebens in WGs verbracht und dort genug Dinge für zehn Staffeln "WRONG" erlebt. Die Serie ist quasi eine Art Therapie für mich und mein Weg die psychisch verstörenden Erlebnisse von damals zu verarbeiten. Natürlich basieren die Geschichten in "WRONG" nicht auf wahren Begebenheiten aber viele der Stories haben durchaus einen wahren Kern.
Was zeichnet die Serie für Dich aus?
Wir haben mit "WRONG – unzensiert" genau die richtige Mischung aus leicht surrealer Situationskomik und Fremdscham-Momenten getroffen. Außerdem haben die Folgen eine knackige Länge zum Wegstreamen – genau das richtige für die nächste Pandemie.
Wie viel Autobiografisches steckt in der Geschichte?
Wie schon gesagt: In jeder Geschichte steckt ein Funken Wahrheit, aber ich würde lügen, wenn ich hier von einem autobiografischen Stoff sprechen würde.
Was war Dir wichtig zu zeigen? Was sind die Themen, die Du erzählen wolltest?
Das schönste an diesem Format ist für mich die Möglichkeit, ernste Stoffe in absurd-dumme Geschichten verpacken zu können, die dem:der Zuschauer:in aber gleichzeitig einen Spiegel vorhalten, denn so weit weg von der Realität sind wir gar nicht. Bei der Suche nach neuen Stoffen muss ich lediglich durch die Insta-Stories in meinem Feed swipen: "Atomkraft ist jetzt grün", "Menschen machen free-climbing auf den Eisbergen, die uns unter den Füßen wegschmelzen" oder "Der neueste heiße Scheiß im Kampfsport nennt sich PFC – Pillow Fighting Championschip" – da muss ich nicht mehr viel dazu erfinden.
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten siehst du zwischen "WRONG" und den US-Erfolgsitcoms "Friends" und "Modern Family”?
Natürlich sind amerikanische Sitcom-Formate wie "How I Met Your Mother", "Friends" und "Modern Family" mechanisch irgendwo Vorbilder für "WRONG" – keine Frage, wer liebt es nicht zum Lachen gebracht zu werden. Der Unterschied zu "WRONG" liegt in den Charakteren selbst. Bei "Friends" heißt es "I'll be there for you!". Bei "WRONG" eher "I will not be there for you, wenn ich selbst irgendwie davon profitiere." Die Charaktere sind egoistischer und naiver. Das macht all die dummen Entscheidungen und dadurch auch unseren trockenen schwarzen Humor aus.
Wie stark ist "WRONG" improvisiert? Wie können wir uns die Arbeit am Set und mit den Schauspieler:innen vorstellen?
Die Drehbücher sind tatsächlich zu 90 Prozent sogenannte "Skelettbücher" – es gibt also keine vorgegebenen Dialoge, sondern nur eine Szenenbeschreibung, die den Weg, aber auch den Ausgang der Szene vorgibt. Am Set spreche ich mit den Schauspieler:innen über genau diese Ziele und Hindernisse und dann wird ohne Proben direkt scharf gedreht. Meistens sind es genau diese ersten Takes, wo keiner der Schauspieler:innen weiß, was genau sein:e Gegenüber sagen wird, die dann im fertigen Schnitt landen, denn keiner denkt an seinen Text, sondern ist gezwungen seinem:r Spielpartner:in zuzuhören, um darauf reagieren zu können. So entsteht im Vergleich zu geschriebenen Gags echte Authentizität, die den:die Zuschauer:in emotional mitnimmt.
Du bist nicht nur Regisseur und Drehbuchautor der Serie, sondern auch Hauptdarsteller. Was reizt Dich an Deiner Figur "David"?
Es macht einfach Spaß eine naive, bösartige und dumme Version von mir selbst zu spielen – ich meine, wem würde das keinen Spaß machen? Ich glaube, diese dreifache Belastung ist auch nur möglich, weil mich mit all den Hauptdarsteller:innen echte jahrelange Freundschaften verbinden. Es ist ein bisschen so wie eine Theatergruppe, die sich hobbymäßig sonntags zum Spielen trifft – ich genieße das nicht nur sehr, sondern bin auch wahnsinnig dankbar, dass RTL mir diese Möglichkeit gegeben hat.
Werden wir Dich demnächst in anderen Rollen als Schauspieler sehen?
Für meine nächsten Projekte werde ich mich erstmal wieder hinter die Kamera begeben. Es stehen einige Werbespots und eventuell mein erster Langfilm an. Aber klar, sag niemals nie und wenn die nächste Staffel "WRONG" gemacht wird dann sowieso!
Was fasziniert Dich am Genre Mockumentary?
Die Kunst einer guten Mockumentary ist es in meinen Augen, dir das echte Gefühl einer Doku zu geben, ohne dich zu sehr mit dem Format zu langweilen. Diese Gradwanderung schaffen in meinen Augen nur wenige. Die, die es für mich definitiv geschafft haben, kann man an einer Hand abzählen: "The Office", "Stromberg" und "Modern Family".
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit RTL und NEUESUPER?
Neben meinen Werbejobs hatte ich schon immer die Idee, eine Mockumentary-Sitcom mit etwas jüngeren frischeren Storylines in der WG-Welt zu machen. Da es superschwer ist, vor allem ein Impro-format als Text zu verkaufen, habe ich kurzerhand meine Film-Kolleg:innen zusammengetrommelt und die erste Folge "WRONG" einfach auf eigene Kosten mit Freunden produziert – deswegen spielen wir auch alle selbst mit. Da ich mit NEUESUPER schon einige Werbespots gedreht hatte und wusste, dass die Mädels und Jungs auch Fiction machen, lag dieser Pilot eines Tages auf ihrem Tisch und dann irgendwann auf dem Tisch von Hauke Bartel und Frauke Neeb von RTL. Die Ansage war: wir wollen eine Staffel und zwar mit genau diesem Cast. Der Rest ist Geschichte.