Interview
Warum findest du die Show "Princess Charming" so wichtig?
Ich hätte in meiner Jugend vor allem eines gebraucht: ein queeres Vorbild. 'Princess Charming' schafft eine Plattform für queere Vorbilder für die nächsten Generationen. Außerdem ist es wichtig, das Queersein zu normalisieren. Queere Menschen müssen sichtbar(er) gemacht werden, damit die Gesellschaft anerkennt, dass Sexualität und Gender weit über Heterosexualität und binäre Vorstellungen von Identität hinausgehen. 'Princess Charming' ermöglicht der queeren und lesbischen Community mehr Sichtbarkeit und Repräsentation im TV.
Wie fühlt es sich an, "Princess Charming" zu sein?
Um ganz ehrlich zu sein, ist das Gefühl gar nicht so greifbar. Mir fällt es total schwer, das Ganze zu realisieren. Ein Gefühl kann ich jedoch ganz klar spüren: Aufregung pur! Diese Reise fühlt sich (jetzt schon) unfassbar aufregend an. Ich bin nervös. Aber nicht diese Nervosität, die man hat, wenn man eine Prüfung schreibt, sondern eine gute und schöne Nervosität. Freude auf das, was kommt – was auch immer das sein wird.
Warum bist du deiner Meinung nach noch Single?
Ich glaube, ich suche mir unterbewusst die Frauen und Personen aus, bei denen eigentlich von Anfang an klar ist, dass sie emotional nicht erreichbar sind. Das ist ein Muster von mir, was ich mir wünsche zu durchbrechen. Die Show wird mich, diesbezüglich, bestimmt sehr viel lehren.
Warum suchst du die große Liebe als "Princess Charming"?
In der Vergangenheit wollten sich meine Partner:innen nie so richtig binden und haben mich quasi immer warmgehalten. Ich war dann auch schon mal die 'Schwester einer Freundin', wenn jemand fragte. Obwohl ich heute so etwas nicht mehr mit mir machen lassen würde, dachte ich mir: Wieso nicht 'im TV' nach der großen Liebe suchen? Da kann man sich nicht verstecken! Außerdem liebe ich Abenteuer und finde alles, was die 'Norm' ist, eher langweilig. Also warum nicht? :)
Auf welchen Typ Frau stehst du?
Das Allerwichtigste für mich ist die Energie, die eine Frau ausstrahlt. Ich kommuniziere unheimlich viel mit meinen Augen und mit meiner Körpersprache, deshalb ist es mir schon wichtig, dass mein Gegenüber auch mit ihren Augen kommunizieren kann. Außerdem liebe ich es, wenn eine Person sowohl maskuline als auch feminine Energy ausstrahlt. Ich habe in meinem Leben schon die verschiedensten Menschen gedatet. Aber ich würde auch lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass es da doch einen ganz bestimmten Typ FLINTA gibt, dem ich mich sehr hingezogen fühle: Lange, dunkle Haare und Tattoos.
Was sind deine Flirt-No-Go's?
Das wahrscheinlich größte No-Go ist, wenn mir mein Gegenüber das Gefühl gibt, mir nicht richtig zuzuhören. Ich habe oft ein riesiges Mitteilungsbedürfnis und kann auch mal zu einem Wasserfall aus Worten werden. So zeige ich in dem Moment meine Liebe oder mein Interesse. Wenn sie mir dann aber das Gefühl vermittelt, nicht zuzuhören, bricht mir das schon ein bisschen mein Herz.
Das perfekte Date wäre…?
Das perfekte Date wäre, wenn sie mich anruft und sagt, dass wir in zwei Stunden einfach mal aus einem Flugzeug springen. Ich liebe Spontanität, Abenteuer und gemeinsam besondere Erinnerungen schaffen! Nach einem hoffentlich erfolgreichen Fallschirmsprung holen wir uns dann noch ein Baguette und Hummus und suchen uns einen ruhigen einsamen Platz in der Natur und genießen die Zweisamkeit.
Hattest du jemals etwas mit einem Mann? Wenn ja, wie hast du es erlebt?
Ich bin fast mein Leben lang nur dem einen nachgelaufen: 'Male Validation'. Schon als Kind wird einem nahegelegt, dass du mehr wert bist mit einem Mann an deiner Seite. "Wann kommst du denn endlich mal mit einem Freund nach Hause? Du bist doch so hübsch ..." Mein Wert wurde also immer in Verbindung mit Männern gebracht. Ich konnte mich zuerst auch nicht als lesbisch outen, weil ich zu große Angst hatte, dass mein Selbstwertgefühl ohne männliche Bestätigung zerbricht. Und ich weiß, dass ich da nicht die einzige bin. Ich kenne tatsächlich einige lesbische Frauen, die gelegentlich mit Männern schlafen, um ein gewisses Gefühl von Bestätigung zu bekommen. Als ich mit Männern körperlich oder emotional intim war, dachte ich immer "Und das soll's jetzt gewesen sein?" Erst als ich zum ersten Mal einer Frau nähergekommen bin, wusste ich, dass es noch so viel mehr gibt. Es hat sich richtig und einfach nur schön angefühlt.
Wann hattest du dein Coming Out?
Mein Coming Out war definitiv ein Prozess. Erst als ich 2020 für das Studium in die Niederlande gezogen bin und somit aus meiner extrem heteronormativen Bubble, in der ich aufgewachsen bin, rausgekommen bin, habe ich den Raum gehabt, meine Sexualität richtig zu entdecken. In meiner neuen Umgebung waren plötzlich alle um mich herum queer. Und schon hatte ich meinen ersten 'Crush': Eine Studentin aus dem Jahr über mir hat mir so richtig den Kopf verdreht. Es war schon verrückt, wie ein einfacher Umfeldwechsel etwas so Fundamentales auslösen kann. Bis zu meinem Coming Out als lesbisch hat es jedoch noch ganz schön gedauert. Ich habe mich nach und nach bei Familienmitgliedern und Freunden als queer und pansexuell geoutet. Ich hatte zwar seit meinem ersten Kuss mit einer Frau nie wieder etwas mit einem Mann, aber ich habe mich nicht getraut, mich als lesbisch zu outen. Nicht alle Menschen um mich herum waren von Anfang an supportive. Mein Outing wurde als 'Phase' abgestempelt und 'heiraten wirst du ja einen Mann'. Eines Tages habe ich bei einem Spaziergang vor einer Freundin zum ersten Mal laut ausgesprochen, dass ich glaube, lesbisch zu sein. In dem Moment ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen und ich habe auf offener Straße angefangen zu weinen. Da wusste ich einfach, dass es richtig so ist.
Dein Lieblingsformat auf RTL+?
Natürlich die Charming-Formate, weil das die ersten Formate sind, mit denen ich mich (endlich) identifizieren konnte und, die zeigen, wie cool und vor allem „normal“ es ist, queer zu sein (!).