Carpe diem!:
Nutze den Stoff! Ein Comedy-Produzent, der ein Kinodrama auf die Leinwand bringt? Tommy Wosch – Produzent, Autor und Regisseur – ist Spezialist für Comedy-Formate (u.a. „Böse Mädchen“, „Beck is back!“, „Schwester, Schwester – Hier liegen Sie richtig“) und verantwortet seit 2015 die Comedy-Unit der UFA Fiction.
Mit GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! startet nun sein erster Kinofilm – ein Stoff, der augenscheinlich recht wenig mit Comedy zu tun hat. Es ist ein Film, der die Liebe zum Leben und das Gefühl der Freiheit feiert, ausgelöst von einer völlig niederschmetternden Diagnose. Dieser scheinbare Widerspruch findet sich auch bei Wosch, dessen bisherige berufliche Laufbahn geprägt ist von Gegensätzen und Brüchen: Nach dem Jurastudium beginnt er seinen Werdegang beim Radio, wechselt dann zum Fernsehen und spezialisiert sich auf Comedy, die er schreibt, moderiert, inszeniert und produziert. Für die große Leinwand hatte er bisher noch nicht produziert, aber dann landete der richtige Stoff zur richtigen Zeit auf seinem Schreibtisch.
Und das auch wieder nicht auf dem eigentlich üblichen Weg: Den Anstoß erhielt er nämlich von Susanne Bergmann, die die juristische Abteilung der UFA Fiction leitet: Sie machte ihn auf Frank Papes gleichnamiges Buch aufmerksam, das 2016 im Heyne Verlag erschienen war und große Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit dem auf Tatsachen basierenden Buch hat Pape das Tagebuch über die letzten 296 Tage im Leben der 16-jährigen Steffi veröffentlicht, die kurz nach ihrem Schulabschluss mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wurde.
„Susanne hat mich gefragt, ob das Buch nichts für mich wäre. Also habe ich es gelesen und festgestellt, dass es perfekt in den Themenbereich passte, mit dem ich mich zum damaligen Zeitpunkt beschäftigte“, erinnert sich Wosch. Das war vor etwa drei Jahren. „Ich wollte einen bestimmten Ausgangspunkt haben, anhand dessen ich zeigen konnte, wie schön das Leben eigentlich ist. Mir fehlte aber der richtige Ansatz und alle Ideen waren immer viel zu banal. Als ich dann GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! in die Finger bekam, hat es Klick gemacht“, so Wosch weiter.
Nachdem Wosch für den Stoff Feuer gefangen hatte und die Verfilmungsrechte gesichert waren, stand zunächst die Überlegung im Raum, ihn für RTL, wie die UFA eine Tochter von Bertelsmann, als Fernsehfilm umzusetzen. „Mit Katja Kittendorf hatte ich zunächst eine Fernsehfassung geschrieben. Doch RTL und mir wurde schnell klar, dass die Geschichte Kinoqualität besitzt“, erzählt Wosch und räumt ein: „Diese Vorstellung hat mir zuerst Angst gemacht, wenn ich ehrlich bin. Fernsehprojekte sind leichter über die Ziellinie zu führen. Bei Kino kann man sich schnell die Finger verbrennen. Und man hat einen wesentlich längeren Weg vor sich - und im schlimmsten Fall verläuft alles im Nichts, was ich in diesem Fall doch sehr schade gefunden hätte.“ Doch die Kollegen bei RTL hielten an ihrer Überzeugung fest und 10 ließen nicht locker. „Ich habe mich glücklicherweise zum ersten Mal auf das Abenteuer Kino eingelassen. Nachdem die Entscheidung endgültig war, hat das Projekt rasant Fahrt aufgenommen“, so Wosch weiter.
Mit GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! betrat Tommy Wosch also Neuland. Frank Papes Buch lieferte ihm die nötige Inspiration, die Schönheit des Lebens nun für die große Leinwand zu erzählen. Sein reicher Erfahrungsschatz, den er sich bei seiner jahrelangen Arbeit im Comedy-Bereich aneignen konnte, kam ihm auch bei diesem Projekt zugute, denn: „Mein Bestreben war von Anfang an, die ernste Seite, die der Film durch Steffis Krebsdiagnose hat, mit so viel leisem Humor und leichten, komödiantischen Tönen wie möglich zu erzählen. Mich interessieren in meiner Arbeit grundsätzlich immer Brüche. Sie dürfen nur nicht zu konzeptionell sein, weil die Geschichte sonst nicht funktionieren würde. Sie müssen sich ganz organisch ergeben. Das war bei GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! gegeben.“ Wosch sagt, dass er die Strukturen und Arbeitsweisen, die ihm die Comedy lehrte, benutzte, um den Film „anders“ zu machen. Er wollte die Geschichte so verändern, dass aus der traurigen Krebsgeschichte ein lebensbejahender Film wird, der etwas Positives auslöst.
Bevor es an die Arbeit ging, wollte Wosch die Eckpfeiler und die Stoßrichtung der Verfilmung auch mit Buchautor Frank Pape besprochen haben. Der Austausch sei ihm sehr wichtig gewesen, so Wosch: „Schon unser erstes Treffen verlief hervorragend, wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Frank ist ein sehr verlässlicher, konstruktiver und positiver Partner. Er hat das Projekt als Chance empfunden und uns viele Freiheiten gelassen, da wir uns durchaus weit von der Vorlage entfernen, aber sein Buch klar die Inspiration für unseren Film war.“
Echtes Teamwork: Der harmonische Drehbuchprozess
Den Reiz von GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! beschreibt Tommy Wosch so: „Die Singularität des Stoffs ist eindeutig die starke Figur Steffi. Sie bildet auch im Roman das Rückgrat der Geschichte. Der Titel, der von Steffis Tattoo herrührt, lässt durchschimmern, dass es sich bei ihr um ein sehr humorvolles, pragmatisches, modernes Mädchen handelt, das auch unheimlich emotional, empathisch und liebevoll ist, ihrer kleinen Schwester, der ganzen Familie gegenüber.“
Für Tommy Wosch stand fest, dass er für die Drehbucharbeit einen Schreibpartner, genauer gesagt, eine Schreibpartnerin an seine Seite holen wollte. Das Konzept, das er von Anfang an im Kopf hatte, von der Schönheit des Lebens zu erzählen, sollte als Teamwork mit einer Autorin zusammen zu Papier gebracht werden. „Ich wollte unbedingt mit einer Frau zusammenarbeiten, weil ich selbst ein Mann bin“, sagt Wosch augenzwinkernd und fährt fort: „Auf Katja Kittendorf bin ich während der gezielten Suche nach einer Drehbuchautorin gestoßen. Ich hatte eine Handvoll im Auge, aber Katja war einfach die spannendste.“ Kittendorf sei ein wahrer Glücksgriff gewesen. „Wir haben bei unserem ersten Telefonat auch gleich eine direkte Ebene zueinander gefunden“, erinnert sich Wosch. „Katja ist ein wahnsinnig lustiger Mensch, und uns verbindet der gleiche Humor“, so Wosch weiter.
Die gemeinsame Arbeit mit Kittendorf, die vornehmlich im Fernsehbereich tätig ist, unter anderem die Drehbücher einiger Staffeln des Erfolgslangläufers „Die Pfefferkörner“ geschrieben hat oder, in jüngerer Zeit, als Headautorin der neuen ZDF-Reihe „Tonio & Julia“ auftritt, habe großen Spaß gemacht, erzählt Wosch weiter.
Der gemeinsame Schreibprozess habe wunderbar funktioniert. „Es ist immer eine Frage des Vertrauens, wenn man sich gegenseitig seine geschriebenen Buchfassungen schickt und sie mit Anmerkungen zurückerhält. Man darf nicht sauer sein, muss objektiv bleiben und überlegen, ob der andere nicht recht hat und das Buch mit seinen Korrekturen beziehungsweise Vorschlägen nicht besser gemacht hat. Oder im umgekehrten Fall, wenn man mit einer Überarbeitung nicht übereinstimmt, sollte man es auch offen sagen dürfen. Diese Form von Pingpong hat mit Katja sensationell gut funktioniert. Vor allem haben wir uns für den anderen immer gefreut, wenn etwas gelungen ist.“ Die gemeinsame Arbeit mündete in echte Freundschaft.
Ein elementarer Gedanke bei der Drehbucharbeit war, dass Frank Papes Buch lediglich als Inspirationsquelle dienen sollte. Kittendorf und Wosch nahmen sich die nötigen Freiheiten, die im Hinblick auf die Drehbucharbeit für einen Kinostoff vonnöten war: So kanalisierten sie die Geschichte in ein Roadmovie, bei dem Steffi gemeinsam mit Steve in Richtung Paris aufbricht und auf dieser Reise lernt, dass man das Glück in allen Lebenssituationen finden kann. Stets war es wichtig, eine Dramaturgie zu finden, die der großen Leinwand entspricht.
Rückblickend sei beim Drehbuchprozess interessant gewesen, dass sich bei den letzten Fassungen, die das Autorenduo im Frühjahr 2019 vorlegte, neue Leitsätze für den Film herauskristallisierten. „Das fand ich extrem spannend. Es hat uns angespornt, noch konkreter, noch genauer zu werden in unserem Schreiben. Wir wollten unbedingt diesen Leitsätzen gerecht werden“, erklärt Wosch. Bezüglich besagter Leitsätze führt er aus: „Wir alle kennen Sätze wie ‚Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter‘. Das war mir zu banal. Das ist destruktiv. Einer unserer Leitsätze für den Film wie auch für die Steffi-Figur war hingegen: ‚Heute kann der erste Tag vom Rest deines Lebens sein.‘ Das finde ich wiederum total konstruktiv. Steffi erkennt, dass man Leben nicht quantitativ bewerten muss, sondern qualitativ. Uns ging es darum herauszuarbeiten, dass es nicht darauf ankommt, noch 70 Jahre zu leben. Steffi hat in den Tagen, die ihr auf Erden blieben, Dinge erlebt, die sie sonst nie erlebt hätte. Wer darf denn bewerten, was ein gutes Leben, was ein schlechtes Leben ist? Diesen Gedanken folgend, sind wir immer tiefer ins Drehbuch eingetaucht. Das war persönlich unheimlich spannend und nachhaltig bereichernd.“
Auf dem Regiestuhl: Ein Profi für ergreifende Geschichten
Bei der Frage, welcher Regisseur für GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! geeignet sein könnte, musste Tommy Wosch nicht lange überlegen. Die erste Kontaktaufnahme mit André Erkau fand im Herbst 2018 statt. Die Qualitäten des Filmemachers, der seine Karriere als Schauspieler begann, später dann ein Regiestudium an der Kölner Kunsthochschule für Medien absolvierte und gleich erfolgreich durchstartete, beschreibt Wosch folgendermaßen: „André hat mit DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE und HAPPY BURNOUT zwei berührende Kinofilme gemacht, die mir von der Tonalität gut gefallen. Uns war wichtig, jemanden zu finden, den wir in unseren Prozess mitaufnehmen wollen. André ist ein ausgesprochen sympathischer, sehr humorvoller, konstruktiver und teamfähiger Mensch, mit dem wir uns diese gemeinsame Reise gut vorstellen konnten.“
Wosch hebt noch eine weitere positive Eigenschaft des Regisseurs hervor: „André kann wahnsinnig gut mit Schauspielern umgehen. Das war ein großes Geschenk für dieses Projekt.“ Erkaus Händchen für Schauspieler kommt nicht von ungefähr. Er spielte jahrelang an verschiedenen Theatern, bis er sich mit Anfang 30 dazu entschloss, Regie zu studieren.
Wosch unterstreicht: „Das war für uns sehr wichtig, weil wir wussten, dass wir die Rollen von Steffi und Steve mit zwei sehr jungen Schauspielern besetzen müssen, die wirklich nur dann optimal abliefern können, wenn sie einen sensiblen Menschen an ihrer Seite haben, der genau weiß, was sie gerade für Nöte durchstehen, und sie mit dem nötigen Feingefühl immer in die richtige Richtung lenken kann. Was André aus Sinje und Max rausgeholt hat und was er zusammen mit ihnen kreiert hat, war sensationell“, freut sich der Produzent und Autor. Das Drehbuch, wie es Wosch und Kittendorf verfasst hatten, habe Erkau auf Anhieb gefallen. Er habe sich nur noch sehr dezent eingebracht: „Bei unserem ersten Treffen sagte André zu mir, dass er das Buch genauso verfilmen möchte, wie es zu Papier gebracht wurde. Besonders freute mich zu hören, als er sagte, dass er überzeugt davon sei, dass GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! sein bislang bester Film werden würde“, erinnert sich Wosch.
Glücksgriff: Ein großartiges Ensemble
Bei GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! dreht sich alles um die 16-jährige Steffi, die klar im Zentrum der Erzählung steht und die Handlung tragen muss. Diese Rolle musste entsprechend mit großem Bedacht besetzt werden. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, wie Tommy Wosch zugibt. „Die Besetzung unserer Protagonistin hat uns zunächst vor ein relativ banales Problem gestellt, nämlich eine tolle 16-jährige Schauspielerin zu finden. Das ist wirklich schwierig. Man ist sozusagen gezwungen, älter zu besetzen, weil es einfach wenige Schauspielerinnen im für die Rolle passenden Alter gibt.“ Tommy Wosch ergänzt: „Ein zentrales Anliegen für uns war, dass Steffi eine gewisse Unschuld ausstrahlen sollte. Auch wenn sich das komisch anhört, aber oft ist es so, dass man im Gesicht junger Menschen sieht, dass sie das ein oder andere schon erlebt haben. Das durfte bei unserer Steffi nicht der Fall sein. Ihr Gesicht durfte nicht schon 1000 Geschichten erzählen. Und doch brauchten wir eine professionelle, gestandene Schauspielerin.“
Der erfahrene Casting-Director Emrah Ertem stellte eine Auswahl von 60 bis 70 Schauspielerinnen für die Rolle von Steffi zusammen. „Als ich die Fotos sah und mein Blick auf Sinje Irslinger fiel, dachte ich mir: OK, die wird es“, erinnert sich Wosch. Doch das war ganz zu Beginn des Besetzungsprozesses, nichts war entschieden, es sollten noch mehrere Castingrunden folgen. Die 24-jährige Schauspielerin, die bereits viel Fernseherfahrung sammelte und für ihr schauspielerisches Können in den TV-Movies „Es ist alles in Ordnung“ und „Armans Geheimnis“ ausgezeichnet wurde, hatte 2018 in Arons Lehmann gefeierter hinreißender romantischer Komödie DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT ihren ersten größeren Part auf der Kinoleinwand.
„Sinje hat uns alle vom ersten Moment an begeistert, sie hat sich Runde um Runde durchgesetzt und war zum Schluss einfach die strahlende Siegerin. Und was sie in der Drehzeit dann abgeliefert hat, war noch viel mehr, als ich mir erhofft hatte“, erzählt Wosch voller Stolz. „Sie ist eine richtige Künstlerin. Und ich bin ganz gespannt, was Sinje uns im Verlauf ihrer weiteren Karriere noch zeigen wird.“
Auch für die Rolle des Steve, der charmante Zirkusartist, mit dem Steffi die abenteuerliche Reise Richtung Paris antritt, wurde ein großes Casting veranstaltet. Die Rolle wurde auch besetzt, doch, wie das immer wieder vorkommt, sagte der Schauspieler ab mit der Begründung, kein gutes Bauchgefühl zu haben, erinnert sich Wosch. „Ich dachte mir damals nach dem Telefonat: Vielleicht war das ja das genau richtige Bauchgefühl, wer weiß. Im Nachhinein bin ich sehr froh, denn die Absage hat uns zu einem noch viel besseren Steve gebracht: Max Hubacher!“
Der gebürtige Schweizer steht neben seiner Arbeit vor der Kamera u.a. für Robert Schwentkes hochgelobten Film DER HAUPTMANN, der ihm den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller einbrachte, auch viel auf der Theaterbühne, darunter in Zürich und Leipzig. Bereits zwei Mal konnte er in seiner jungen Karriere den Schweizer Filmpreis als bester Darsteller gewinnen: für Markus Imbodens DER VERDINGBUB 2012 und für MARIO 2018. Im Rampenlicht stand Hubacher auch durch die Auswahl zum Shooting Star der European Film Academy im Jahr 2012. „Auch bei Max war es so, dass er während des Drehs immer stärker wurde und schlussendlich nicht nur überzeugend, sondern brillant war“, schwärmt Wosch.
Neben Sinje Irslinger und Max Hubacher glänzt die Besetzung von GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! mit einem stargespickten Ensemble. Die Rollen von Steffis Eltern, Eva und Frank, wurden von Heike Makatsch und Til Schweiger übernommen, als Steves Vater ist Jürgen Vogel zu sehen, Jasmin Gerat spielt Tammy, die Steffi auf ihrer Reise kennenlernt und sie schließlich dazu ermutigt, sich das provokante, titelgebende Tattoo stechen zu lassen, und Benno Fürmann übernahm die Rolle des Tankwarts, der von Steffi und Steve übers Ohr gehauen wird. „GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! sollte von Anfang an kein klassischer Teenie-Film werden“, erklärt Tommy Wosch. Denn er spreche neben Teenagern durchaus auch ältere Besucher an, speziell ein weibliches Publikum, das vielleicht selbst bereits Kinder hat. Die ernstzunehmende Perspektive der Eltern in der Geschichte sei wichtig gewesen, fügt Wosch an. „Deshalb haben wir Eva und Frank mit einem eigenen Spannungsbogen in die Geschichte eingefügt“, erklärt er weiter. Mit Blick auf die prominente Besetzung Makatsch/Schweiger sagt er: „In dem Moment, in dem man einen Kinofilm macht, ist auch der Wunsch nach überragenden, bekannten Schauspielern da.“ Die Zusage von Heike Makatsch für die Rolle von Steffis Mutter Eva erfolgte schnell und verbindlich, erinnert sich der Produzent. Die renommierte Schauspielerin stand mit Sinje Irslinger bereits bei DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT vor der Kamera und war zuletzt im Kino-Musical ICH WAR NOCH NIEMALS IN NEW YORK zu sehen: „Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Denn oft ist es so, wenn die erste Zusage erfolgt, werden die Türen für weitere geöffnet. Heike war wirklich die erste bei unseren Erwachsenenrollen. Die Zusammenarbeit mit ihr war bis zum Schluss sehr ehrlich und gut.“
Über die Besetzung von Steffis Vater Frank, der als Pfarrer arbeitet, hat Tommy Wosch eine amüsante Anekdote zu erzählen: „Es war an einem Sonntagnachmittag, ich war auf dem Weg zum Tennis. Da rief eine unbekannte Nummer auf meinem Handy an. Am anderen Ende meldete sich Til Schweiger. Ich dachte erst, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt und wollte schon wieder auflegen. Er versicherte mir aber, dass er wirklich Til Schweiger sei. Also hörte ich mir erst mal an, was er wollte, obwohl ich immer noch skeptisch war, dass ich wirklich Til am Apparat hatte.“ Letztendlich rief der deutsche Superstar nur an, um zu sagen, wie toll er sein Drehbuch zu GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! fand, welches er zufällig in die Hände bekommen hatte. „Es sei das beste Buch, das er seit langem gelesen hat, sagte Til zu mir. Da war ich wirklich baff“, so Wosch. Aus einem spontanen, „etwas frechen“ Impuls heraus fragte der Produzent dann freimütig, ob Schweiger nicht den Vater spielen wolle. „Das könne er sich gut vorstellen, meinte er dann zu mir. An dieser Quasi-Zusage habe ich festgehalten, auch, als es so aussah, als hätte Til keine Zeit, blieb ich dran und habe nicht lockergelassen“, erzählt Wosch weiter.
Til Schweiger habe wunderbar auf die Rolle von Steffis Vater Frank gepasst. „Ich hatte bereits zu Beginn gesagt, dass mich Brüche interessieren. Von außen betrachtet hätte man mir als Comedy-Produzent ein solches Filmdrama vielleicht auch nicht zugetraut. Und vielleicht denkt man auch nicht sofort an Til Schweiger, wenn man an die Rolle eines Pfarrers denkt. Aber genau das ist es, was ich spannend finde, und Til hat seine Rolle großartig gespielt“, schwärmt Wosch. Auch mit Heike Makatsch als Mutter Eva an seiner Seite war es ein perfektes Zusammenspiel: „Die Eltern entwickeln eine tolle Dynamik im Verlauf der Geschichte, agieren fast wie ein Comedy-Couple auf ihrem Trip nach Paris, der ebenso abenteuerlich ist wie der von Steffi und Steve“, ergänzt Wosch. „Aber natürlich mit einer Fallhöhe und einer Wärme zueinander, die ich überragend finde.“
Doch damit nicht genug. Wie bereits erwähnt, unterstützen mit Jürgen Vogel, Jasmin Gerat und Benno Fürmann weitere in der deutschen Filmlandschaft bekannte Gesichter ihre jungen Kollegen Sinje Irslinger und Max Hubacher. „Von Jürgen Vogel war ich schon immer ein riesiger Fan.“, sagt Wosch. „Ich war sehr froh, als seine Zusage kam. Jürgen Vogel vergoldet einfach jeden Film, in dem er mitspielt.“
Die Zusage von Jasmin Gerat für die Rolle der Tammy sei ebenfalls schnell und unprätentiös erfolgt. „Sie hat sich richtig reingehängt“, so Wosch, „und kommt bei allen Screenings immer wahnsinnig gut an. Ihre Rolle wie auch sie als Schauspielerin werden total gemocht.“ Die Begegnung von Steffi und Tammy ist ein wichtiger Moment im Film. Tammy ist die erste Person, die Steffi eine Alternative aufzeigt, die ihr eine andere Sichtweise auf ihre Situation eröffnet. „Ich würde es fast einen philosophischen Kickoff nennen, wenn Tammy von den Indianern erzählt und sagt, dass es für die Indianer gar nicht so schlimm ist, wenn jemand stirbt, weil sie davon ausgehen, dass derjenige einfach nur in sein nächstes Abenteuer reist. Und Steffi daraufhin die Frage stellt, ob man das Leben vielleicht auch so sehr lieben kann, dass es in Ordnung ist, es ziehen zu lassen“, sagt Wosch. Durch Tammy eröffnet sich das philosophische Rückgrat des Films. Schließlich zeige die Geschichte, dass es egal ist, wie lange es dauert, wenn man sein Leben liebt. „Nur dann kann man sich auch davon verabschieden“, erzählt Wosch weiter.
Benno Fürmann in der Rolle des Jupp von der Tankstelle sei „einfach ein Kracher“, fährt der Produzent fort. „Es ist keine große Rolle, aber so wie Benno sie spielt, komplettiert er den Film in eine Richtung, wie ich sie mag. Er bringt eine etwas rauere Tonalität rein. Er spielt Jupp kraftvoll und präzise.“
Volle Fahrt voraus: Eine Produktion ohne Stolpersteine
Die Produktion von GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! ging ohne Probleme über die Bühne. „Es ist fast peinlich, wenn ich das zugebe: Aber es verlief fast zu reibungslos. Das ist mein erster Kinofilm, und jetzt gehe ich davon aus, dass es bei allen Kinoprojekten so einfach läuft. Ich bin jetzt eigentlich für die Kinowelt verdorben“, sagt Wosch augenzwinkernd. Die Zusagen der Förderungen – Film- und Medienstiftung NRW, FFF Bayern, FFA und dem DFFF – seien der Reihe nach unproblematisch erfolgt. „Auch die Zusammenarbeit mit RTL sowie mit unserem Verleih LEONINE war unheimlich angenehm, weil wir auf allen Ebenen, in allen Phasen des Projekts einen konstruktiven Austausch pflegten, echte Teamwork lebten“, freut sich der Produzent weiter.
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2019 statt, genauer gesagt vom 8. August bis 03. Oktober. Da ein Großteil der Geschichte „auf der Straße“ stattfindet und der Zuschauer Steffi und Steve auf ihrem abenteuerlichen Trip nach Paris folgt, war das gesamte Team bei den Dreharbeiten viel unterwegs.
Viele Motive fanden die Filmemacher in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Als Familienhaus von Papes diente Gut Heiderhof in Königswinter, in Köln fand man ein Tattoo-Studio, Kneipen, den Zirkus und ein geeignetes Büro, in dem Steffis Ausbildungsstätte, die Polizeistation, eingerichtet werden konnte. Weitere Motive waren das Kreiskrankenhaus Grevenbroich und diverse Straßen und Felder quer durch NRW. In Bayern dienten als Motive: ein Autohof und eine Autobahnraststätte, die Konrad-Max-Kunz Realschule in Schwandorf bzw. das Johann-AndreasSchmeller-Gymnasium in Nabburg, das Strandbad am Murner See oder das Landhotel Birkenhof in Neunburg vorm Wald. Ein spektakuläres Motiv war die Skihalle in Neuss, in die sich Steve und Steffi Zugang verschaffen und Steve zu Steffis großer Belustigung seine erste, wackelige Abfahrt auf dem Snowboard meistert. „Die Halle ist wirklich beeindruckend, steht wie ein Dinosaurier mitten in der Pampa. Ein riesiges, surreales Gebäude“, sagt Wosch. „Für Leute wie mich, die aus Bayern stammen und die Berge vor der Haustüre haben, war das etwas befremdlich. Ich hatte davon noch nie gehört.“
„Wir sind auch mit großem Team nach Paris gefahren und haben einen lustigen Zwischenstopp an der Küste in der Normandie gemacht“, erinnert sich der Produzent. Dort wurde die Szene an der Nordsee gedreht, in der Steffi und Steve sich vom Wind tragen lassen. Von den ansonsten wunderbar verlaufenen Dreharbeiten stellte diese Windszene am Strand das einzige größere Problem dar. „Es war nicht einfach, diese Szene ordentlich in den Kasten zu bekommen, weil es in Deutschland ganz schwierig war, ein Motiv zu finden, wo man auch nur halbwegs beständigen Wind hatte und das Meer auch mal rauer ist – gerade während unserer Drehzeit im Sommer. Wir haben dafür Motiv um Motiv abgeklappert, sind an die Nordsee gefahren, an die Ostsee, nach Holland… Da war die Normandie mit Abstand die beste Wahl, zumal wir dort auch eine weite, unverbaute Fläche aufnehmen konnten“, erinnert sich Wosch.
Ein amüsantes Abenteuer erlebte das Team auch bei der sehr unterhaltsamen „KuhSzene“, in der es Steffi und Steve tatsächlich schaffen, auf den Vierbeinern zu reiten. „Als Steffi und Steve von ihren Kühen absteigen, macht ihr Steve eine erste klitzekleine Liebeserklärung. Im Hintergrund sieht man, wie just in dem Moment die eine Kuh die andere bespringt. Bei den Testscreenings sorgte das immer für die größten Lacher. Viele kamen auf mich zu mit der Frage, wie wir das denn hinbekommen hätten, ob wir Lockmittel eingesetzt hätten… Am liebsten nicke ich dann immer und lächle salomonisch. Aber ich gebe es zu: Es war reiner Zufall. Unser Kameramann Torsten Breuer hat einfach im richtigen Moment draufgehalten.“
Charmante und sensible Unterhaltung fürs große Publikum
Mit GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN! hat Produzent Tommy Wosch genau die Mischung getroffen, die ihm für seinen ersten Kinofilm vorschwebte. „Die große Stärke des Films ist, dass er charmant und durchlässig geworden ist. Wir wollten von Anfang an keine Indie-Produktion machen. Ich wollte immer einen Film fürs große Publikum. Trotzdem sollte er sensibel sein. Das ist er auch. Er ist nicht ‚über-perfekt‘, aber stilsicher.“ Im Idealfall verlässt der Kinozuschauer den dunklen Saal nach dem Film anders, als er ihn betreten hat. „Ich wünsche mir, dass jeder etwas fühlt, dass der Film nachwärmt, wenn man das so sagen kann. Ich möchte alles, nur nicht missionarisch wirken. Das wird dem Film auch nicht gerecht. Jeder Zuschauer kann für sich etwas rausziehen oder den Film einfach auf sich wirken lassen. Es soll sich nur irgendwie gut anfühlen.