„Noch nie haben wir ein Projekt realisiert, in dem so viele Menschen Sorge und Bedenken hatten, mit uns, mit den Produzenten, mit den Rechercheuren zu reden. Angst vor dem Verlust von Arbeit, Ansehen, manches Mal auch Angst vor Rache oder gar vor körperlicher Gewalt.
Bettina Weiguny, Georg Meck, Sabine Greul, Sandra Löhr, Hannah und Raymond Ley haben zeitintensive Hintergrundgespräche geführt, in denen deutlich wurde, dass der Zweifel und das Wissen, dass bei Wirecard etwas im Argen liegen könnte, sehr früh mitschwang. Aber das rund 1,9 Milliarden Euro fehlen? 1,9? Milliarden Euro? Nicht auffindbar? Unvorstellbar.
Um diese Menschen, die uns offen in Hintergrundgesprächen und Interviews gegenübertraten, zu schützen, ist ein Konstrukt entstanden, in dem die Stimmen, Meinungen und Haltungen unserer Gesprächspartner zum Teil von Schauspielern übernommen wurden, reale Interviewpartner mitunter unter falschem Namen oder nur mit dem Rücken zur Kamera auftreten, im Wortlaut original, aber mit anderer Stimme ausgestattet, und Figuren, basierend auf realen Vorbildern, neben fiktionalisierte Charaktere sowie rein fiktionale Figuren gestellt werden, welche dem Film – das Genre heißt ja Doku-Drama – bei aller Ernsthaftigkeit seines Themas auch einen Unterhaltungswert verschaffen sollen.
Dabei verfuhren wir nach dem Grundsatz: Die Darstellungen entsprechen mit Ausnahme der fiktionalen Elemente dem zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Films aktuellen Informations- und Recherchestand zur Wirecard-Affäre. Zum Teil basieren sie auf aufgezeichneten Hintergrundgesprächen. Wir hätten die Menschen, mit denen wir diese Hintergrundgespräche geführt haben, gern ebenfalls vor der Kamera gehabt – aber persönliche Sorgen der Protagonisten haben dies nicht zugelassen.
Ein Beispiel macht es deutlich: Wir haben über Wochen nach Unternehmen gesucht, die erfolgreich ihre Zahlungsabwicklung über Wirecard erledigen ließen. Denn das gab es ja auch – „das normale Geschäft“. Doch auch hier gab es Ängste, jemals mit Wirecard irgendwie zusammengearbeitet zu haben – niemand will nachträglich einem Unternehmen einen Persilschein ausstellen, das möglicherweise Gewinne schlicht erfand, das wohl im „Erotikbereich“ tätig war, das eventuell mit Geheimdiensten in Verbindung stand.
Wir versuchen, mit „Der große Fake – Die Wirecard-Story“ diese tragische, manchmal sogar komische Wirtschaftsgeschichte zu entschlüsseln und nachzuvollziehen, wie es zu diesem Skandal kommen konnte.“
Die Produktion ist ein fiktionales Format mit dokumentarischen Interviews und Aufnahmen, die Personen und Abläufe, die die Grundlage der Fiktion bilden, einordnen. Die inszenierten Handlungen und Aussagen der dargestellten Figuren im Film basieren auf Recherchen, wie sich die Dinge abgespielt haben könnten und sind jedoch letztendlich frei erfunden.