Wie schwer war es für Sie, als Miranda in die Serie zurückzukehren?
CN: „Sehr schwer. Ehrlich gesagt habe ich lange Zeit nicht daran geglaubt, dass ich wirklich zurückkehren würde. Die Figur Miranda hat mir über die Jahre viele Türen zu wunderbaren neuen Filmrollen geöffnet, jedoch muss ich auch sagen, dass diese Charaktere immer besser wurden, je weiter ich mich von der Rolle „Miranda“ entfernt habe. Die Leute hörten auf, mich nur noch mit dieser einen Figur zu identifizieren. Deshalb war die Entscheidung auch so schwer. Ich habe mich außerdem gefragt, was wir denn in dieser neuen Serie zeigen sollen. Ich wusste, dass wir unmöglich die gleiche Story erzählen können, wie zuvor. Das war auch so großartig an der alten Serie: Wir haben uns nie wiederholt. Die Charaktere haben sich immer auf natürliche Art und Weise weiterentwickelt und wir haben nie etwas nochmal gemacht, nur weil es davor gut funktioniert hat.
Ich habe mit Michael Patrick King, Sarah Jessica Parker und Kristin Davis darüber gesprochen, dass ich nicht zurückkommen würde, wenn nicht grundlegende Diversity-Aspekte ihren Platz in der Sendung finden. Diese haben definitiv in der Original-Serie gefehlt. Zu meinem Erstaunen wurden meine Forderungen angehört und auch ernst genommen. Wir haben zusammen daran gearbeitet, dass wir etwas Neues erschaffen, anstatt nur etwas Altes zu renovieren.“
Wie blicken Sie auf die alte Serie zurück?
CN: „Ich bin sehr stolz darauf. Ich habe mir alle Staffeln als Vorbereitung für die neue Serie wieder angeschaut. Wenn man den teilweise schlechten Umgang mit Diversity-Themen außenvor lässt, ist es eine sehr gute Serie. Auch wenn die Serie vor fast einem Vierteljahrzehnt herauskam, ist sie immer noch frisch und ansprechend.“
Was können Sie uns über den Charakter Miranda in der neuen Serie erzählen?
CN: „Jede Figur ändert sich im Laufe der neuen Serie stark. Mirandas Veränderung beginnt jedoch schon, bevor sie in der neuen Serie den Bildschirm betritt. Die Amtszeit von Trump, die Black-Lives-Matter Bewegung und die George-Floyd-Proteste haben sie zum Nachdenken angeregt. Sie stellt sich die Frage, welchen Sinn ihre Karriere als Unternehmensjuristin hat. Sie fragt sich: „Was mache ich hier? Ich habe 30 Jahre in diesem Beruf verbracht und ich will nicht, dass auf meinem Grab lediglich steht: ‚Hier liegt Miranda, sie war eine Unternehmensjuristin.‘ Das ist auch das Gute an diesem Alter: Man ist so alt, dass man genau weiß, dass man nicht mehr alle Zeit der Welt hat, aber man ist auch noch so jung, dass man große, lebensverändernde Entscheidungen treffen kann. Das ist es auch, wonach Miranda sucht: Veränderung. Dazu hat Che einen tollen Satz in der Serie. An den genauen Wortlaut kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber es war so etwas wie: ‚Es ist besser, sich unsicher zu sein, als sich sicher zu sein. Denn wenn du dir sicher bist, dann sind alle anderen Wege verschlossen. Wenn du dir unsicher bist, bist du auch offen für Neues.‘“
Welches Gefühl vermittelt die Serie Frauen im Vergleich zur Ursprungs-Serie?
CN: „In der neuen Serie sind die Hauptfiguren in ihren Fünfzigern, also auch in ihren Wechseljahren. Diese bilden tatsächlich auch die Pointe vieler Witze in der Serie. Auch wenn die Menopause viele unliebsame Aspekte mit sich bringt, ist es gleichzeitig eine unglaubliche Zeit. Paradoxerweise auch eine fruchtbare Zeit. Für mich ist es eine zweite Jugend. Wenn du jugendlich bist, fängst du an, dich von deinen Eltern und deiner Familie zu lösen und zu deiner eigenen Person zu werden. Es ist eine stark egoistisch geprägte Zeit, denn du beschäftigst dich ständig mit den Fragen: ‚Wer bin ich? Was will ich? Was brauche ich? Was will ich einmal werden?‘. Die Wechseljahre verlaufen ähnlich. Vielleicht bist du wie Miranda, die in ihrer Karriere einen Punkt erreicht hat, an den sie immer schon wollte, sich nun aber umorientieren will. Wenn du Kinder hast, geht meist in dieser Zeit auch die Erziehungsperiode zu Ende. Jahrzehntelang hast du nur an Andere gedacht, dich um Andere gekümmert und deine Bedürfnisse hintenangestellt. Es ist eine Zeit, in der Ruhe ins Leben einkehrt und man sich, in einem etwas egoistischen, aber wichtigen Schritt, nur auf sich selbst fokussieren kann. Man kann sich fragen: „Wer bin ich? Was will ich tun? Was kann ich sein?“. Nur weil man nun erwachsen ist, heißt das nicht, dass es das Ende ist und das Leben genauso bleiben muss. Es ist eine wichtige Zeit und auch eine Zeit, in der viele Frauen große Veränderungen in ihr Leben bringen. Im Mittelalter haben sich die Frauen in diesem Alter zurückgezogen, sind Nonnen geworden, haben geschrieben, gemalt und sich auf sich selbst fokussiert, um herauszufinden, wer sie wirklich sind. Für Charlotte ist es eine Zeit, in der die Kinder nicht mehr nur diese süßen kleinen Wesen sind, sondern erwachsen werden, ihre eigenen Meinungen entwickeln, ihre Stärken erkennen und nicht alles von den Eltern hinnehmen. Für jemanden wie Charlotte, für die Mutter sein alles ist, ist das eine schreckliche Erkenntnis. Sie hat keine Kontrolle mehr, die Kinder bestimmen ihr Leben selbst. Carrie erlebt eine schlimme Zeit, die Liebe ihres Lebens stirbt. Sie würde alles dafür tun, ihn zurückzuholen. Aber was macht dieser Schicksalsschlag mit ihr? Was ist sie nun? Sie kann nicht mehr einfach nur die Emotionen verarbeiten, die aufkommen, sie muss sich neu erfinden und ihr Leben ändern, darüber nachdenken, was ihr Leben für einen Sinn hat. Das öffnet, zwar durch unglückliche Umstände, neue Wege, die sie niemals gegangen wäre, wenn dieser tragische Vorfall nicht gewesen wäre.“
Die Serie hat immer schon schwierige und große Themen eingebaut, jedoch auf komödiantische Art und Weise. Wie schafft man das?
CN: „Erstmal sind die Schauspieler:innen einfach wunderbar. Aber vor allem sind es Michael Patrick King und die Drehbuchautor:innen, die den Comedy-Aspekt immer wieder einbringen. Es soll gelacht werden, aber Michael Patrick King versucht auch immer schockierende Momente einzubauen. Eben Momente, die den Zuschauer nach Luft schnappen lassen oder ihn zu Tränen rühren, weil die Szene so traurig, so schön oder beides zugleich ist. Als wir mit der Produktion angefangen haben, hat uns Michael allen einen Anstecker mit einem selbstgemalten Herz darauf gegeben und gesagt: ‚Du musst ihn nicht tragen, du kannst ihn einfach in deine Jacke stecken, aber du weißt, er ist da. Und er soll dich daran erinnern, dass wir deshalb wieder zusammengekommen sind, weil die Serie eine Herzensangelegenheit ist.‘ Man muss bedenken, dass es eine Komödie ist, bei der der Mut aufgebracht wird, die Charaktere neue Wege einschlagen zu lassen, um den Zuschauer:innen neue Erfahrungen sammeln zu lassen. Nur so kommt man dahin, wo wir jetzt sind.“
Sie haben bei der sechsten Folge „Diwali“ Regie geführt. Wie war diese Erfahrung?
CN: „Es war großartig und erstaunlich. Ich war sehr nervös, bevor es losging. Es ist mir schwergefallen, abzuschätzen, wie ich mich dafür vorbereiten soll. Nächstes Mal werde ich besser wissen, worüber ich mir Sorgen machen muss und worüber ich mir keine Sorgen machen sollte. Aber es war großartig. Es haben sich alle so gut um mich gekümmert und mir bei den Vorbereitungen geholfen, bis hin zu den eigentlichen Dreharbeiten. Ich kann mir keinen besseren Platz vorstellen, um das erste Mal Regie zu führen, als in einer Welt, die ich so gut kenne, bei Darsteller:innen, die ich so gut kenne, und mit einer Crew, mit der ich schon seit Monaten zusammenarbeite. Ich will nicht sagen, dass es keine Herausforderung war. Es war sehr anspruchsvoll, aber es war einfach der wärmste Empfang, den man bekommen kann, wenn man das erste Mal Regie führt.“
Die Storyline wurden stark geheim gehalten. War das schwer?
CN: „Sehr schwer. Es gab so viel Geheimniskrämerei um alle Drehbücher, und sie wurden nie ausgedruckt. Wir hatten nur die täglichen Seiten, und wir mussten sehr vorsichtig sein, um sie vor Paparazzi zu schützen, denn die Leute haben wirklich versucht, unseren Text zu fotografieren. Wir haben sogar Szenen gedreht, die nur vorgetäuscht waren und nicht in der Serie vorkamen, um die Leute zu täuschen. Es war extrem. Ich bin in Talkshows gegangen, um für die Serie zu werben, und es wurde mir gesagt: ‚Es gibt keine Clips!‘ Normalerweise sehen wir uns die Folgen vor dem Interview an und in diesem Fall gibt es keine einzige Szene. Es war extrem, aber es hat sich gelohnt, denn die Mehrheit der Zuschauer konnte den Tod von Mr. Big als Überraschung erleben.“
Lassen Sie uns auch über die Kostüme sprechen. Wie hat es sich angefühlt, sich wieder aus Mirandas Garderobe zu bedienen?
CN: „Es war ein tolles Gefühl. Miranda befindet sich an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie versucht, herauszufinden, was als nächstes kommt. Ihre Kleidung spiegelt das wider, sie ist ein durcheinander. Sie weiß zum Beispiel, dass sie nicht mehr als Anwältin arbeitet, also trägt sie keine dunklen Anzüge mehr. Wir werden sehen, wie sie eine Reihe von verschiedenen Looks ausprobiert. Je nachdem, was in ihrem Leben gerade passiert. Es ist wirklich wie ihre Pubertät. Sie probiert in diesen zehn Episoden verschiedene Stile aus, weil sie wirklich auf der Suche nach sich selbst ist. Sie versucht nicht nur sich selbst wiederzufinden, sondern auch die neue Miranda zu finden.“