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8 Zeugen

8 Zeugen

Inspiriert von der Arbeit der Rechtspsychologin und Bestsellerautorin Dr. Julia Shaw erzählt die RTL+ Serie "8 Zeugen" eine hochemotionale Geschichte über die Macht unserer Erinnerungen – und wie wenig wir ihnen trauen können. Denn "Die Frage ist nicht, ob eine Erinnerung falsch ist, sondern, wie falsch sie ist", so Dr. Julia Shaw. VOX zeigt alle 8 Folgen im Rahmen einer Eventprogrammierung am 15. Dezember 2021 ab 20:15 Uhr. Alle 8 Folgen sind außerdem schon jetzt auf RTL+ zu sehen.

Zum Inhalt: Die zehnjährige Emma wird mitten aus einem gut besuchten Naturkundemuseum entführt. Niemand bekennt sich. Nichts wird gefordert. Es gibt keine Spuren. Der Vater des Mädchens, ein prominenter Politiker, drängt daher die Polizei dazu, die Rechtspsychologin und Gedächtnisforscherin Dr. Jasmin Braun (Alexandra Maria Lara, "You are wanted") hinzuzuziehen, da der Schlüssel, das Kind zu retten, in den Erinnerungen der Zeugen des Vorfalls verborgen zu sein scheint. Doch die kühle Theoretikerin steht mit ihren revolutionären Befragungstechniken mit dem Polizeiapparat auf Kriegsfuß. Aus diesem Grund stehen Einsatzleiter Robert Dietz (Ralph Herforth, "Unter anderen Umständen") und die Kriminalbeamtin Nadine Schröder (Ceci Chuh, "Charlotte Link – Die Betrogene") der Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlerin mehr als skeptisch gegenüber. Und auch Jasmin ist nicht glücklich über ihre neue Rolle, hat sie es bisher schließlich grundsätzlich vermieden, vis-à-vis mit Zeugen in Kontakt zu kommen – sie hat nur als Theoretikerin mit Protokollen gearbeitet. Und so vergräbt sich Jasmin von Befragung zu Befragung immer tiefer in die Verwicklungen aus Wahrheit und Fiktion der Zeugen-Erinnerungen – mit unerwarteten Konsequenzen. 

Die Serie "8 Zeugen" widmet jede einzelne Folge in einer kammerspielartigen Anordnung einem Zeugen der Entführung. Der Zuschauer begibt sich mit Dr. Jasmin Braun in das Labyrinth der Zeugen-Erinnerungen und nähert sich Folge für Folge den wahren Hintergründen der Entführung der kleinen Emma, ohne sich je sicher zu sein, dass der richtige Weg schon erkennbar ist. 

"Ich war sofort Feuer und Flamme", sagt Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara. "Das komplexe Thema, das die Grundlage unserer Geschichte bildet, hat mich auch persönlich sofort fasziniert: Eine Entführung, 8 Zeugen und eine Rechtspsychologin - unsere Geschichte hat einen klaren Aufbau. Einerseits zeigen wir kammerspielartige Verhöre, in denen die Zeugen Dinge von sich preisgeben, die sie selbst überraschen. Andererseits ist da der Druck, das Leben eines Kindes retten zu wollen. Dadurch lässt die Spannung nie nach und sowieso kommt in unserer Geschichte alles anders als gedacht." 

Die Episoden-Hauptrollen der 8 Zeugen sind ebenso hochkarätig besetzt wie der Hauptcast. So wird das Kindermädchen des Entführungsopfers, Carla Perera, von Nilam Farooq ("SOKO Leipzig") verkörpert, Hanna Plaß ("Think Big!") spielt Johanna Weiher, eine Literaturstudentin mit einem Faible fürs Geschichtenerzählen, Rauand Taleb ("4Blocks") den Museumswachmann mit libanesischen Wurzeln Amin Halba, Milena Tscharntke ("Alles Isy") die wenig auskunftsfreudige Kellnerin Theresa Stern, Sylvester Groth ("Deutschland '83") den angesehenen Psychologie-Professor Prof. Max Felsner und Ursula Werner ("Der Junge muss an die frische Luft") die Pensionswirtin Ruth Meller. Als Vater des Entführungsopfers ist Johann von Bülow ("Herr und Frau Bulle") zu sehen und Hannes Wegener ("Der gleiche Himmel") spielt Dr. Jasmin Brauns Bruder Dominik. 

"8 Zeugen" ist Teil der genre-übergreifenden Fiction-Offensive von RTL+, in Zusammenarbeit mit RTL und VOX. Produziert von UFA Fiction entstanden acht atemberaubende Folgen à 25 Minuten. Christian Rohde zeichnet als Produzent und Creator der Serie verantwortlich, Producerin ist Viktoria Barkhausen. Die Regie hat Jörg Lühdorff übernommen, der ebenfalls als Creator fungiert und gemeinsam mit Janosch Kosack die Drehbücher verfasste. Die Kameraarbeit übernahm DOP Philipp Timme. Seitens RTL+ ist Nico Grein Executive Producer, unter der Leitung von Frauke Neeb und Hauke Bartel. Die Produktion wurde gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

 

Hntergrund

Die Serie "8 Zeugen" bewegt sich auf hochaktuellem wissenschaftlichen Gebiet, das immer mehr Einzug in die moderne Arbeit der Polizei findet. Die Arbeit der deutsch-kanadischen Rechtspsychologin und Bestsellerautorin Dr. Julia Shaw diente nicht nur als Inspiration für "8 Zeugen", sie stand der Produktion beratend zur Seite. In ihrem Sachbuch-Debüt und internationalen Beststeller "Das trügerische Gedächtnis" hat Dr. Julia Shaw zahllose Leser mit ihren neurowissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen darüber beeindruckt, warum wir uns auf unser Gedächtnis nicht verlassen können – und welchen Erinnerungen wir wirklich trauen können. Sie forscht und lehrt am University College in London und berät Justiz und Wirtschaft in deutsch- und englischsprachigen Ländern. 

Dr. Julia Shaw über die angewandte Befragungsmethode in "8 Zeugen": "Mir war es ganz wichtig, dass die Methode des kognitiven Interviews in der Serie benutzt wird und vor allem in den ersten Folgen macht Jasmin Braun wirklich fast wörtlich genau das, was man tun sollte, wenn man dieses evidenzbasierte Polizei-Verfahren benutzen würde."

Jörg Lühdorff, Creator & Regisseur von "8 Zeugen" über das erzählerische Konzept der Serie:

"Wir wollten eine erzählerische Situation schaffen, bei der im Prinzip zwei Leute am Tisch sitzen und miteinander reden. Allerdings in einem aufwendig gestylten Set, das eben doch ein wenig mehr ist als ein Tisch und zwei Leute. Uns war es wichtig aus dieser Situation das Maximum rauszuholen, in dem wir die Zuschauer die Faszination des gesprochenen Wortes entdecken lassen." 

Christian Rohde, Creator & Produzent von "8 Zeugen" – über die Dramaturgie der Serie:

"Es gibt bei uns keine Autoverfolgungsjagden oder Schießereien, wir wollten den Zuschauern aber mindestens etwas genauso Spannendes durch die wendungsreichen Gespräche unserer Hauptfigur bieten. Mitunter stockt einem der Atem, wenn sich nach und nach enthüllt, welche Verbindung der Zeuge wirklich zur entführten Emma hat. Und am Ende der Folge ist man dann sehr überrascht, über die neue, durch die Gespräche ausgelöste Situation." 

Die Zeugen – Zitate der Schauspieler zu ihren Rollen

Nilam Farooq                                    Carla Perera – Kindermädchen 

Hanna Plaß                                       Johanna Weiher – Literaturstudentin 

Rauand Taleb                                   Amin Halba – Museumswachmann 

Milena Tscharntke                           Theresa Stern – Kellnerin 

Sylvester Groth                                Prof. Max Felsner – Psychologie-Professor 

Ursula Werner                                  Ruth Meller – Pensionswirtin 

Johann von Bülow                            Dr. Malte Konrad – Innensenator 

Hannes Wegener                              Dominik Braun – Bruder von Dr. Jasmin Braun  

Nilam Farooq, Schauspielerin Carla Perera, über ihre Rolle als kolumbianisches Kindermädchen: "Die Carla Perera zu spielen, war für mich eine spannende Erfahrung. Zum einen habe ich mich sehr über das Vertrauen gefreut, dass ich die Serie mit eröffnen darf, als erste der 8 Zeugen. Zum anderen war es eine neue Herausforderung mit spanischem Akzent zu spielen und sich dementsprechend mit einem Sprachcoach darauf vorzubereiten. Carla ist eine ambitionierte junge Frau, die ihr eigenes schweres Päckchen zu tragen hat. Inwiefern und ob das mit dem Fall zu tun hat, werden wir sehen."

Hanna Plaß, Schauspielerin Johanna Weiher, über die Spannung in "8 Zeugen": "Die Zuschauer können sich auf einen packenden Thriller mit einem wirklich extrem starken Sog freuen. Wer einmal angefangen hat, kann eigentlich nicht mehr aufhören, das ist wie bei "24" oder "True Detective". Die intensiven, in Echtzeit erzählten Verhörsituationen beherrschen eine ganze Folge. Wenn ein Ansatz in der Befragung nicht funktioniert, ist auch die Frustration aufgrund des Zeitdrucks echt, das ist sehr stark erlebbar."

Rauand Taleb, Schauspieler Amin Halba, über die Vorurteile gegenüber seiner Figur: "Ich arbeite in "8 Zeugen" als Wachmann im Museum, aufgrund meines Familiennamens werde ich aber auch verdächtigt. Das ist wie in der Diskussion in der Gesellschaft: Ist jeder aus einer arabischen Großfamilie automatisch ein Clan-Krimineller? Vorurteile auflösen kann man nur, indem man aufeinander zugeht und miteinander redet. Vorurteilsfrei und ungefiltert. Wenn einer etwas nicht versteht und wirklich reden will, bekommt er auch eine anständige Antwort. Davon bin ich überzeugt."       

Milena Tscharntke, Schauspielerin Theresa Stern, über das Bewahren von persönlichen Erinnerungen: "Seit meiner Kindheit versuche ich Erinnerungen ganz aktiv festzuhalten. Man macht sich diesen Moment bewusst und beschließt, dieses Erlebnis, diesen Moment hier erinnern zu wollen. Und das funktioniert total gut. Ich habe aus meiner Kindheit und Jugend ganz konkrete Momente abrufbar, inklusive der damaligen Gefühle aus der Zeit. Aber der Zuschauer wird nach der Serie seine eigenen Erinnerungen mehr in Frage stellen und sich vielleicht fragen, ob alle Erinnerungen auch wirklich so passiert sind."   

Sylvester Groth, Schauspieler Prof. Max Felsner, über die Konfrontation seiner Figur mit der Erinnerungsforscherin Dr. Jasmin Braun: "Der Zuschauer darf sich auf ein spannendes Duell zwischen zwei Leuten freuen, die viel Zeit in Ihrem Konflikt zubringen, da sie sich anfangs nicht über die eigentlichen Probleme verständigten. Die Figur arbeitet sich an dem anderen ab, um nicht selbst verletzt zu werden. Dadurch entstehen Missverständnisse und eine gewisse Aggression. Wenn man nicht miteinander redet, entstehen blöde Situationen, die manchmal bis zum Tode führen. Aber ich will noch nichts verraten."   

Ursula Werner, Schauspielerin Ruth Meller, über das Besondere an der Erinnerungstechnik in "8 Zeugen": "Dass jemand in Ermittlungen in die Erinnerungen gehen will, ist ein Aspekt, den ich so bisher in noch keinem anderen Krimi gesehen habe. Natürlich gibt es in Serien mit Profilern, die mit ihrer Methode nach weiteren Hintergrundinformationen suchen. Aber hier ist es noch anders, da die Erinnerungen in Frage gestellt werden. Helfen Erinnerungen oder ist es vielleicht eine Gefahr in alten Erinnerungen zu kramen? Wenn sie falsch sind, wird auch falsch geschlussfolgert. Wenn man feststellen muss, dass keine echten Erinnerungen vorhanden sind, haut einem das ganz plötzlich die Beine weg."

Johann von Bülow, über die Darstellung seiner Figur Dr. Malte Konrad und seine Erinnerungstechnik: "Dr. Malte Conrad ist der Berliner Innensenator, seine Tochter ist entführt worden. Diese Entführung hängt möglicherweise mit seiner Vergangenheit zusammen, aber die Erinnerung daran hat er verdrängt. Der muss er sich nun stellen. Bei so einem komplexen Stoff, wie in "8 Zeugen", habe ich mich selbst viel mit der Frage beschäftigt, wie wir uns erinnern. Als Schauspieler funktioniere ich, zum Beispiel beim Text lernen, eher visuell. Manchmal male ich mir auch kleine Comics als Eselsbrücken neben den Text, wenn etwas gar nicht ins Hirn hinein will. Ich merke mir das Symbol, erinnere die Eselsbrücke und komme so auf das Wort. Wenn ein Text dann verinnerlicht ist, gibt es auch noch so etwas, wie das Körpergedächtnis. Wenn man etwas oft genug wiederholt hat, erinnert sich der Körper von alleine, was als Nächstes kommt. Das ist meine Methode."

Hannes Wegener, Schauspieler Dominik Braun, über die Besonderheit von "8 Zeugen": "Das Besondere dieser Serie ist, dass die gesamte Geschichte innerhalb einer Location abspielt und die Handlung aus dem Miteinander der Figuren, dem Reden, dem Verbalisieren der Inhalte abspielt. Die Dialoge sind wie Fechtduelle zwischen den Kontrahenten, super geschrieben. Und es ist ein ausgesprochen interessantes Ensemble, was hier spielt. Tolle Kollegen, tolle Regie, tolle Kamera. Ein sehr konzentriertes Setup zum Spielen. Das war eine tolle Herausforderung und wirklich intelligent. Ich bin sehr froh, davon ein Teil gewesen zu sein."

Interview mit Rechtspsychologin Dr. Julia Shaw

Julia Shaw, Sie standen der Produktion von "8 Zeugen" beratend zur Seite. Wie haben Sie die Zusammenarbeit für die Serie "8 Zeugen" empfunden?
Die Zusammenarbeit war wahnsinnig spannend. Ich habe Geschichten aus meiner Welt als Forscherin und Gutachterin erzählt - und das Autorenteam hat viele Elemente zum Leben erweckt. Natürlich gab es auch Szenen, bei denen ich gesagt habe: "So etwas würde ich nie machen!". Einige wurden direkt gestrichen im Drehbuch, und bei anderen haben wir uns geeinigt. Die Frage war oft: "Ja gut, vielleicht ist das unwahrscheinlich, aber wäre es möglich?" 

Was ist für Sie das Besondere an der Serie? Was ist Ihnen besonders wichtig?
Das Besondere ist, dass wir den Zuschauern echte wissenschaftliche Prinzipien näher bringen können durch spannende, dramatisierte Momente. Wenn man darauf achtet, kann man auch erkennen, dass jeder Zeuge oder jede Zeugin ein Thema repräsentiert. Zum Beispiel geht es in einer Episode um Verzerrungen, die den Interviewprozess negativ beeinflussen können. In einer anderen geht es um den Unterschied zwischen Geschichten und Erinnerungen, in einer anderen um Vertrauen. Und, natürlich, bei allen Folgen geht es um die Kernfrage: Wie kann man erkennen, ob ein Gedächtnis stimmt? 

Alexandra Maria Lara spielt eine Wissenschaftlerin wie sie es sind. Haben Sie sich wieder erkennen können?
Dr. Jasmin Braun ist natürlich eine fiktionale Figur und soll nur an mir angelehnt sein. Thematisch erkenne ich mich auf jeden Fall wieder – es gibt Teile vom Drehbuch, die mich fast wörtlich zitieren. Mir war auch wichtig in der Beschreibung der Figur, dass sie bisexuell ist – wie ich - da es kaum "Bi-Visibilität" im deutschen Fernsehen gibt. Die Umsetzung ist natürlich sehr dezent, wie am echten Arbeitsplatz. Es gibt aber auch einige Unterschiede zwischen Jasmin Braun und mir. Ich bin viel lockerer drauf als sie, habe keine Angststörung, und sehe weniger akademisch aus... ich trage auch keine Brille. 

In der Serie geht es um einen Kriminalfall, in der es wichtig ist, dass die Zeugen sich "richtig" erinnern. Welche "klassischen" Fehler werden oft in Verhörsituationen gemacht?
Ganz schlechte Methoden im Verhör sind zum Beispiel, Druck aufzubauen oder leitende Fragen bzw. Suggestivfragen zu stellen. Dabei können suggestive Fragen auch ganz neutral aussehen. Das ist etwas, was ich immer wieder bei meiner Arbeit mit der Polizei erklären muss: wenn man eine Frage stellt und einem Zeugen ganz klar ist, welche Antwort man hören möchte, kann dies unter Umständen auch leitend sein. Zum Beispiel: "Es war doch ganz sicher dieser oder jener Mann aus dem Line-Up." Das wäre eine ganz klar leitende Fragestellung. Das wissen die meisten, dass sie das nicht machen sollten. Aber dann gibt es feinere Nuancen, die nicht ganz so einfach zu erkennen sind. Bei Suggestivfragen gibt es zum Beispiel die Variante, dass man Details erwähnt, die der Zeuge von sich aus nicht erwähnt hat. Wenn ich also frage: "Wie sah der rote Pullover aus?" Aber der Zeuge hat vorher nie gesagt, dass es einen roten Pullover gab oder überhaupt einen Pullover, dann kann allein meine Frage dieses Detail in die Erinnerung des Zeugen einpflanzen. Es kann dann eingeflochten werden in die echte Erinnerung. Und das Problem ist, dass man später nicht mehr weiß, woher diese Details kamen, sie können also einfach erzeugt werden aus dem Interviewprozess heraus. Das sollte man unbedingt vermeiden. 

Warum passieren dem Gehirn solche Fehler in der Erinnerung? Was passiert dabei im Gehirn?
Gehirne sind wahnsinnig flexibel und das by design. Wir brauchen ein Gehirn, das mit den verschiedenen Momenten im Leben umgehen und Probleme lösen kann, das kreativ sein kann, das intelligent ist. Diese Flexibilität des Gehirns, Informationen neu zu kombinieren, die wir schon im Gehirn haben – darüber, wie die Welt funktioniert, wofür bestimmte Gegenstände sind, was bestimmte Fakten sind, wer bestimmte Menschen sind – das alles sind kleine Bruchteile von Erinnerungen. Und wenn man diese kombiniert bzw. neu kombiniert, kann man auch neue Lösungen finden und innovativ sein. Dementsprechend ist diese Flexibilität des Gehirns für uns sehr wichtig.
Aber in Situationen wie einem Verhör, in dem es um ausschlaggebende Erinnerungen geht, funktioniert das Gehirn genauso. Man hat Bruchteile von Erinnerungen - Emotionen, Personen und Orte, das können echte Elemente sein. Aber wir können unabsichtlich eine Erinnerung auch kreativ neu basteln und dadurch können falsche Erinnerungen kreieren. Wenn man ein solches fiktives Element wiederholt oder jemand uns gegenüber in einem Interview immer wieder sagt: "Ja, genau so war es", wie ich es in meinen Studien mache, wird es auf magische Weise zur eigenen Realität. Kurzum: Das flexible Gehirn ist wichtig, kann aber problematisch sein, wenn es um Straftaten geht. 

Gibt es Möglichkeiten, sich besser zu erinnern?
Das Beste, was man machen kann, um Gedächtnisse akkurat zu speichern, ist, sich nicht auf das eigene Gehirn zu verlassen. Wenn also eine wichtige oder emotionale Situation passiert, wo die sogenannten Verbatim-Details, also die Genauigkeit dieser Details, wichtig ist - wie zum Beispiel, wenn man Zeuge einer Straftat wird – sollte man dieses Ereignis sofort und so schnell wie möglich aufnehmen als Voice-Message, Video oder als Notiz auf dem Handy. So gewährleistet man, dass man extern - außerhalb des Gehirns - eine Version speichert, die so viele Details enthält wie möglich. Denn von dem Moment an, besteht die Möglichkeit, dass Details verzerrt werden oder man vergisst Sachen und diese originale Version hilft einem, die Tatsachen im Blick zu behalten. Also: man sollte sich nicht auf das eigene Gehirn verlassen und stattdessen annehmen, dass man Sachen vergessen oder verzerren wird und dementsprechend handeln. 

Wie gehen sie mit ihrer eigenen Erinnerungsspeicherung um?
Meine autobiografische Erinnerung ist nicht so gut wie meine Erinnerung an Fakten oder daran, wie Sachen zusammenpassen. Ich mag das große Bild, mag, wie Informationen zusammenpassen könnten. Und wenn Genauigkeit der Details wichtig ist, und ich mich an etwas erinnern möchte, autobiografisch oder auch so, schreibe ich es immer auf. Zum Beispiel, wenn ich lese und ein schönes Zitat finde … sofort ins Handy, egal wie viel Uhr es ist. Oder ich nehme es auf. Denn sonst ist es weg. Dabei ist es egal, wie schön das Zitat war. Egal, wie sehr ich glaube, dass ich mich mein Leben lang daran erinnern werde. Wir alle kennen das. Zehn Minuten später. Was war das noch mal? Also: immer aufschreiben. 

Was sind autobiographische Erinnerungen?
Autobiografischen Erinnerungen sind Erinnerungen aus unserem Leben, vor allem Sachen, die uns wichtig sind, Momente, Emotionen. Es sind die Momente mit den Menschen, die wir lieben. Der erste Kuss, der erste Job. Das sind diese wirklich identitätsbildenden Situationen und Momente in unserem Leben. Und die stehen im Kontrast zu Fakten. Man kann wissen, dass etwas passiert ist – als Fakt – oder man kann sich komplex dran erinnern. Diese autobiografischen Erinnerungen faszinieren mich am meisten. Da liegt, glaube ich, wirklich das Menschlich-Sein drin. 

Wie sind Sie zur Ihrem Forschungsfeld gekommen? Was reizt Sie an Ihrem Forschungsgebiet besonders?
Ich glaube, das Gedächtnis fasziniert jeden, wenn man lang genug darüber nachdenkt. Wie funktioniert das eigentlich? Und vor allem, was hat das Gedächtnis mit der Identität zu tun? Also: Wer bin ich?
Bei mir war diese Realitätsfaszination eigentlich immer da. Was heißt Realität? Was ist meine eigene Realität? Wie hängt das mit meiner Identität und meinem Gedächtnis zusammen?
Und darüber hinaus kam eine Inspiration daher, dass ich ein Familienmitglied habe, das paranoid-schizophren ist. Und aus diesem Grund war ganz klar für mich, von klein auf, dass es Menschen gibt, die eine ganz andere Realität haben als man selbst. Und das wollte ich studieren. Die Forschung hat mein Leben verändert, weil ich wahnsinnig viel über die eigene Realität gelernt habe.
Und vor allem in der Gedächtnis-Hacking-Forschung – also wenn man Gedächtnisse Menschen einpflanzt, vor allem komplexe, autobiografische, große, lebendige Gedächtnisse, wie ich es in meiner Forschung mache – kommt es einem schon ein bisschen vor wie Science-Fiction. Die Frage: Was kommt als nächstes? Wo geht die Forschung hin? Da ist die Wissenschaft für mich besonders interessant. Wirklich bahnbrechend. 

Worum geht es in Ihrer Forschungsarbeit?
Als Teil meiner Doktorarbeit habe ich eine Studie gemacht, wo ich Probanden ‚eingepflanzt‘ habe, dass sie eine Straftat begangen haben, die nie passiert ist. Das heißt, dass sie jemanden attackiert hätten, dass sie jemanden mit einer Waffe attackiert hätten oder dass sie etwas aus einem Laden gestohlen hätten. Bei all diesen drei Situationen war die Polizei involviert. Meine Fragestellung war, ob man Menschen, die so etwas definitiv nie gemacht haben, das einreden kann im Rahmen einer Forschungssituation. Wir wussten schon von unterschiedlichen Organisationen wie zum Beispiel dem Innocence Project in Amerika, das Menschen in echten Situationen falsche Geständnisse erzeugt haben. Das Innocence Project arbeitet vor allem mit Menschen, die im Gefängnis sitzen und sagen, dass sie unschuldig sind. Die Organisation schaut sich die Fälle an, wo DNA am Tatort gefunden wurde und in einigen dieser Fälle wurden tatsächlich unschuldige Menschen verhaftet. Bei 25 Prozent dieser Fälle, die freigesprochen werden, spielt ein falsches Geständnis eine Rolle. Wir wissen also, dass Menschen in echten Situationen falsche Geständnisse abgeben und dass das Gedächtnis dabei eine Rolle spielen kann. Aber man hatte es bis dahin noch nie in einer Forschungssituation gemacht. Also wollte ich zeigen, wie man in einer Interviewsituation quasi alles, was man sonst nicht machen sollte, macht - und habe 70 % meiner Probanden ein falsches Gedächtnis eingepflanzt. Und vor Kurzem habe ich eine Studie rausgebracht, die zeigte, dass Menschen, die die Videos von meinen Probanden sehen, echte und falsche Erinnerungen nicht voneinander unterscheiden konnten. Das heißt, sie fühlen sich echt an und sie sehen auch echt aus. Deshalb ist es so wichtig, dass wir evidenzbasierte Interviewmethoden benutzen, damit es gar nicht dazu kommt, dass sie so verfälscht werden. 

Welche spezielle Methode der Befragung wird in der Serie angewandt?
Mein Favorit, das kognitive Interview, das auf mehreren Jahrzehnten Forschung basiert. Diese Methode zeigt genau, wie Fragen gestellt werden sollten und wie man am besten Fakten und Details aus einem Gedächtnis rausbekommt, damit man so weit wie möglich das Gedächtnis in dem Interview-Prozess nicht verändert. Und genau diese Methode, das kognitive Interview, ist die Basis für die Vorgehensweise, die die Dr. Jasmin Braun in der Serie benutzt. Das war mir ganz wichtig, dass diese Methode so weit wie möglich angewendet wird. Theoretisch sollte jedes Interview einem genauen Skript folgen, aber das ist natürlich langweilig für eine Serie. Also haben wir es in jeder Episode modifiziert. Aber vor allem in den ersten Folgen, macht Jasmin Braun wirklich fast verbatim genau das, was man machen sollte, wenn man dieses evidenzbasierte Polizei-Verfahren benutzen würde. 

Wie wirkt Cortisol auf das Gedächtnis?
Cortisol spielt eine wichtige Rolle, was das Gedächtnis angeht. Es ist das Stresshormon. Viele meinen, dass, wenn etwas wahnsinnig emotional oder traumatisch ist, man sich unbedingt und garantiert an alle Details erinnern wird. Aber das stimmt einfach nicht. Es kann zum Beispiel zu viel Cortisol im Gehirn sein, es kann also zu viel Stress sein, so dass man in einen Fluchtmodus geht und das Gehirn dann einfach nicht mehr wahrnimmt, was in dem Moment passiert, geschweige denn sich später daran erinnert. Allerdings hängt Cortisol bis zu dieser "harten Grenze", könnte man sagen, schon zusammen mit einem besseren Gedächtnis. Zu wenig Cortisol ist schlecht und zu viel ebenfalls. Ideal ist ein bisschen in der Mitte zu sein, wo man ein bisschen aufgeregt ist, aber nicht zu viel. Dann kann man sich an die meisten Details erinnern.

Interview mit Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara

Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal von dem Projekt "8 Zeugen" gehört haben?
Ich war sofort Feuer und Flamme. Zum einen hatte ich große Lust, als Schauspielerin bei diesem Projekt intensiv mit Text arbeiten zu können. Zum anderen fand ich es einfach spannend, dass es in der Geschichte zwar um einen Kriminalfall geht, aber aus Sicht und unter der Mithilfe einer Erinnerungsforscherin. Die Tatsache, dass eine so starke und facettenreiche Figur, wie Dr. Jasmin Braun, das Zentrum der Handlung bildet, hatte für mich natürlich auch seinen eigenen Reiz. 

Wie war die Arbeit mit Regisseur und Autor Jörg Lühdorff?
Ich hatte das große Glück, dass sowohl unser Produzent Christian Rohde, als auch Jörg, mich schon in der Vorbereitungsphase mit einbezogen haben. Dadurch hatten wir vor den Dreharbeiten die Möglichkeit uns kennen zu lernen, und an den Szenen zu arbeiten. Es war eine tolle und auch intensive Erfahrung, die uns zusammengeschweißt hat. Und ich würde mich sehr freuen, wenn wir die Arbeit eines Tages fortsetzen können. 

Wie war es während der Dreharbeiten für Sie? Wie haben Sie den Dreh empfunden?
Es war eine wunderbare Erfahrung für mich, auch wenn ich die ganze Zeit über unter einem gewissen Druck stand. Wenn ich nach 12 Stunden vom Dreh nach Hause gekommen bin, habe ich im Anschluss für 2-3 Stunden die Texte für den nächsten Tag vorbereitet. Das war ein großes Pensum, aber gleichzeitig habe ich mich von meinem Regisseur und unserem großartigen Team sehr unterstütz gefühlt, und das war ein tolles Gefühl von Zusammenhalt. 

Was für ein Mensch ist Dr. Jasmin Braun?
Sie ist eine sehr intelligente und ehrgeizige Frau. Dass sie aber auch Schwächen und Unsicherheiten hat, wird gleich zu Beginn der Geschichte deutlich, als sie überraschender Weise von der Polizei abgeholt wird, um sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Sie hat ihre eigene Geschichte und auch ihr eigenes Geheimnis, worüber wir im Laufe der Zeit mehr erfahren werden. Und genau das macht diese Rolle auch so spannend und vielschichtig. 

Was ist das Besondere am Erzählstil von "8 Zeugen"?
Unsere Geschichte hat einen klaren Aufbau. Eine Entführung, "8 Zeugen" und eine Rechtspsychologin, die die Polizei bei ihrer Arbeit unterstütz. Das Besondere ist, dass wir einerseits diese kammerspielartigen Verhöre zeigen, in denen die Zeugen Dinge von sich preisgeben, die sie selbst überraschen. Andererseits ist da der Druck, das Leben eines Kindes retten zu wollen. Dadurch lässt die Spannung nie nach und sowieso kommt in unserer Geschichte alles anders als gedacht… 

Wie haben sie sich dem Thema Erinnerung genähert?
Dieses komplexe Thema, dass die Grundlage unserer Geschichte bildet, hat mich auch persönlich sofort fasziniert. Das ist meiner Neigung geschuldet, dass ich mich gerne mit Menschen und mit Psychologie auseinandersetze, was natürlich auch mit meinem Beruf zu tun hat.
Ich habe viel über Erinnerungen gelernt, und konnte auch auf die Bücher der Wissenschaftlerin und Bestsellerautorin Dr. Julia Shaw zurückgreifen. Wir hatten das große Glück, dass sie den Machern schon bei der Drehbuchentwicklung als Beraterin zu Seite stehen konnte. 

Wie würden Sie den Unterschied der Herangehensweise von Dr. Jasmin Braun im Vergleich zur ‚normalen‘ Verhörtechnik beschreiben?
Ich würde sagen, der Ton und die Menschlichkeit, die meine Figur einigen Zeugen entgegenbringt, zeigen eine Herangehensweise auf, die nochmal anders auf das Gegenüber eingeht, als es bei der Polizeiarbeit überhaupt möglich ist. 

Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen Dr. Jasmin Braun und der Polizei?
Zu Beginn treffen zwei völlig verschiedene Welten aufeinander. Nichtsdestotrotz verfolgen alles dasselbe Ziel – ein entführtes Kind zu finden und somit zu retten. Nach einigen Konflikten und anfänglicher Skepsis entwickelt sich mit der Zeit auf beiden Seiten auch ein gewisses Verständnis füreinander. 

Haben sie durch die Arbeit für "8 Zeugen" und mit dem Thema Erinnerung auch Verbindungen zu sich persönlich selbst gezogen?
Ich glaube, dass ging nicht nur mir so, sondern jedem der mit am Set war. Allein dadurch, dass wir täglich diese intensiven und langen Dialoge gedreht haben, hat es wahrscheinlich bei uns allen dazu geführt, dass man anfängt, darüber nachzudenken: Was ist eigentlich mit meinen Erinnerungen? Warum sind Erinnerungen keine Abbilder der Realität?
Wie manipulierbar und fehleranfällig ist unser Gehirn? Diese Fragen lassen einen auch nicht so schnell wieder los. 

Um am Ende einmal etwas mehr ins Detail zu gehen: Was sind multi-sensorische Erinnerungen?
Das sind Erinnerungen, die von mehreren Sinnen gestützt werden. An welches Geräusch kann ich mich erinnern? Erinnere ich mich an einen Geruch, wenn ich an meine Kindheit denke … es sind diese Eindrücke, nach denen meine Figur bei den Verhören sucht. Weil sie weiß: unser Gehirn ist in bestimmten Situationen nicht in der Lage Erzähltes von Erlebtem zu unterscheiden.

 

Interview mit Creator & Regisseur Jörg Lühdorf

Worum geht es in "8 Zeugen"?     
Die Geschichte ist ein Kriminalfall und handelt von der Entführung eines Kindes eines Politikers, wird aber erzählt aus der Perspektive einer Wissenschaftlerin, die zu den Ermittlungen hinzugezogen wird. Sie soll die Erinnerungen der Zeugen der Entführung bewerten und hinter die Hintergründe des Falls kommen und letztendlich das Mädchen dadurch befreien.

Wie sind Sie auf diesen Stoff gekommen und wie ist es zu dieser Serie gekommen?
Dr. Julia Shaw ist in den letzten Jahren berühmt geworden durch verschiedene Veröffentlichungen über z.B. Manipulation von Erinnerung. Ich habe dazu über die letzten Jahre immer wieder gelesen und habe dann irgendwann durch einen Artikel über ihr Experiment, Erinnerungen zu manipulieren, Zugang zu dem Thema gefunden. Dabei habe ich erkannt, dass das in der Form so noch nicht erzählt worden ist. Ähnlich wie vor 20 Jahren das Profiling Einzug genommen hat in die internationalen Krimiserien, glaube ich, dass das hier ein neues Wissenschaftsthema ist, das die Kriminalarbeit der Polizei verändern wird und sicherlich dann auch Krimis beeinflussen wird. Christian Rohde als Produzent der Serie hat schließlich mit ihr Kontakt aufgenommen und sie mit unserer Idee konfrontiert. Und sie war sofort Feuer und Flamme und hat sich bereit erklärt, unsere Serie wissenschaftlich zu begleiten.

Wie kann man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?
Julia hat sehr viel zu dem Thema publiziert. Allein mit ihren Büchern hat sie uns stark inspiriert und auf die spannenden Aspekte dieses Themas hingewiesen. Aber dann hatten wir auch das große Glück, sie persönlich mehrfach zu treffen, mit ihr zu sprechen, das Thema zu vertiefen und zu diskutieren. Und dann kam dann noch ein weiterer Aspekt hinzu: Ihre Persönlichkeit hat uns fasziniert. Ihre Klugheit ebenso wie auch ihre manchmal scheinbare Widersprüchlichkeit und ihre Kanten. Sie ist eine wunderbare Vorlage für eine sehr facettenreiche Figur. Natürlich ist die Figur der Jasmin Braun nicht eine Kopie von Julia Shaw, da hat schon allein Alexandra viel zu viel persönlichen Input gegeben, aber es gibt einige kleine Verweise auf Julia, die wirklich spannend sind. Am Ende hat Julia dann die fertigen Bücher besprochen und wir haben alles auf wissenschaftliche Genauigkeit überprüft. Auch wenn die Serie in erster Linie eine faszinierende Unterhaltungsserie sein soll, war uns die Glaubwürdigkeit des Themas extrem wichtig.  

Was ist der besondere Reiz der Serie?   
Ich glaube, für jeden Zuschauer ist an sich schon spannend, sich bewusst zu werden, was in unserem Gehirn passiert. Was passiert mit den Erinnerungen? Wie entstehen die? Und wozu kann das führen? Unser ganzes Leben wird durch Erinnerungen beeinflusst. Wenn man sich einfach nur vorstellt, man wachte morgens auf und hätte keine Erinnerung. Man wäre plötzlich ein ganz anderer Mensch. Also zum Beispiel ein Vorstandsvorsitzender einer Firma wird ohne die Erfahrung und die Erinnerungen, die er gemacht hat, gar nicht mehr zu seinen Mitarbeitern reden oder gar eine Firma führen können, weil ihm einfach der ganze Hintergrund fehlt. Und entsprechend ist es für uns wahnsinnig wichtig, ob wir gute oder schlechte Erinnerungen haben. Das kann extrem zufällig sein und beeinflusst. Und wenn man sich weiter vorstellt, wie falsche Erinnerungen entstehen, kommt ein Aspekt rein, der diese Serie so faszinierend macht: Wenn sich etwas durch bestimmte Einflüsse bei uns im Kopf anders zusammensetzt, als es wirklich gewesen ist. Es gibt einen zentralen Satz von Dr. Julia Shaw, der mich dann auch sofort gekickt hat: "Die Frage ist nicht, ob eine Erinnerung falsch ist, sondern wie falsch sie ist.", weil unser Gehirn nicht in der Lage ist, wie Videos Erinnerungen abzurufen, sondern das Gehirn baut Erinnerungen zusammen, und das ist sehr fehleranfällig und führt dann eben zu den absurdesten Situation bis hin - und das wird in unserer Serie auch erzählt - dass man Erinnerungen manipulieren kann und das dazu führt, dass Menschen glauben, sich an Dinge erinnern zu können, die sie nie erlebt haben.

Was macht die Serie interessant für Menschen, die nicht in Deutschland leben? Ich glaube, dass wir ein sehr universelles Thema erzählen. Es zeigt sich daran, dass Dr. Julia Shaw weltweit Polizei und Militär ausbildet, um beispielsweise zu vermeiden, dass bei Verhören durch suggestive Fragen falsche Erinnerungen erzeugt werden. Hinzukommt, dass alle Menschen letztendlich ähnliche Erfahrungen mit Erinnerungen machen und wir die Serie zwar in Berlin angesiedelt haben, sie aber theoretisch tatsächlich überall auf der Welt spielen könnte. Zudem versuchen wir mit international schon erfahrenen Schauspielern wie Alexandra Maria Lara oder Sylvester Groth, aber auch mit sehr jungen, aufstrebenden Schauspielern einen sehr hohen internationalen Standard zu erzählen. Und wenn man sich hier das Set anschaut, das unsere Architekt Claas Lars Lange gebaut hat, dann sieht man das auch.

Wie ist es zu dieser Besetzung gekommen?      
Das war ein sehr spannender Prozess, der natürlich mit der Besetzung unserer Hauptdarstellerin begonnen hat. Ursprünglich war es unsere Idee die Hauptrolle mit einer jungen unerfahrenen Darstellerin zu besetzen. Die sollte dann auf tolle und auch prominentere Kollegen treffen. Doch dann kam irgendwann Alexandras Name ins Spiel und wir, also Christian und ich, haben sie einfach mal unverbindlich getroffen. Bei diesem Treffen passierte dann was, was mir in dieser Form noch nie passiert ist. Alexandra hatte die ersten Bücher gelesen und war so begeistert und so voller Energie, dass wir gar nicht anders konnten als sie sofort zu besetzen. Nach dem Gespräch haben sich Christian und ich nur angesehen und uns war klar, dass wir blöd wären, diese Chance nicht zu ergreifen. Und so war es dann auch. Alexandra war nicht nur wegen ihrer Begeisterungsfähigkeit der absolute Glücksgriff. Was sie sich da angetan hat in einer sehr überschaubaren Zeit sich diese umfangreichen Texte einzuverleiben war der absolute Wahnsinn. Ohne sie hätten wir das Projekt nicht so erzählen können und ganz nebenbei bringt sie mit ihrer internationalen Erfahrung und ihrer Präsenz natürlich noch ein ganz besonderes Flair mit.       Die übrigen Rollen zu besetzen war dann nur noch großartig. Wir wussten ja, dass dieses spezielle Format für jeden einzelnen Schauspieler eine Verlockung sein könnte. In jeder Folge steht ein Zeuge und somit sein Darsteller im Mittelpunkt. In kurzer Zeit wird jeweils die Geschichte dieser Figur erzählt. Das haben die Schauspieler zurecht als ein großes Geschenk gesehen. Und so hatten wir es sehr einfach diese tolle Besetzung zusammen zu stellen. Ich könnte jetzt alle einzeln aufzählen, aber jeder einzelne war am Ende ein Hauptgewinn für uns.

Wie beschreiben Sie das erzählerische Konzept der Serie?    
Wir hatten von Anfang an das Konzept "reduce to the max" – weniger ist mehr. Wir wollten eine erzählerische Situation schaffen, wo im Prinzip zwei Leute am Tisch miteinander reden. Allerdings mit einem aufwendig gestylten Set, das eben doch ein wenig mehr ist als ein Tisch und zwei Leute. Die Serie bzw. die Geschichte, die wir entwickelt haben, stellt pro Folge zwei Personen in den Fokus, nämlich die Wissenschaftlerin Dr. Jasmin Braun und den jeweiligen Zeugen. Uns war es wichtig aus dieser Situation das Maximum rauszuholen, in dem wir die Zuschauer die Faszination des gesprochenen Worts im Grunde genommen entdecken lassen und haben das in der Stoffentwicklung für uns neu interpretiert:

Wie haben Sie Ihr Konzept beim Drehen umgesetzt?   
Wir haben uns über die Sprache quasi in die Gedankenwelt und in die Figuren hineinbegeben. Das hat dazu geführt, dass wir produktionstechnisch scheinbar erst einmal ideale Bedingungen hatten. Wir konnten uns ein Set bauen, das komplett unseren Vorstellungen entspricht. Gleichzeitig hieß das allerdings auch, dass wir durch den hohen Anteil des gesprochenen Wortes relativ viel in kurzer Zeit drehen mussten. Das bedeutete vor allen Dingen für unsere Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara, dass sie an 30 Drehtagen jeden Tag bis zu 15 Minuten Text für ihre Szenen lernen musste. Es steckte am Ende eine besondere Logistik dahinter, die wir für uns auch erst mal entdecken mussten. Wir mussten unseren Dreh darauf ausrichten, ihr das zu ermöglichen. Anders als bei dem jeweils gegenübersitzenden Zeugen, die in der Regel zwei bis drei Drehtage für ihre Folge hatten und mehr Zeit hatten, sich entsprechend vorzubereiten. Für Alexandra hieß es, dass sie von jedem Tag auf den nächsten lernen musste, was sie fantastisch gemacht hat. Für das Produktionsteam war die Herausforderung, dann so zu arbeiten, dass wir Takes von bis zu 16 Minuten drehen konnten, die einen erzählerischen Fluß haben. Für mich als Regisseur stellte sich immer wieder die Frage, wie ich noch Einfluss nehmen kann auf die wichtigen Nuancen. Wir mussten uns extrem gut vorbereiten. Denn normalerweise kann man beim Drehen in sehr viel kürzeren Einheiten auch viel stärker direkt eingreifen. Das Gehirn ist z.B. nicht in der Lage, in einem Take von zehn bis zwölf Minuten nochmal, sagen wir, 16 Änderungswünsche des Regisseurs umzusetzen. Wir hatten eine Technik, wie wir Änderungen vornehmen, bei der es in der ersten Linie darum ging, einen neuen Ansatz zu finden, mit dem man in eine Szene reingeht. Es erforderte eine hohe Konzentration bei der Logistik des Drehens, um dann dieses hohe Level zu erreichen, dass wir erzählen wollten.

Sie haben dabei auf Rückblenden komplett verzichtet – warum?      
Auch dies geht mit dem Prinzip "reduce to the max" einher, das wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Wir wollten rausfinden, wie weit man erzählerisch gehen kann, um wirklich über das Erzählte zweier Personen quasi in Erinnerungen bzw. in eine Geschichte einzutauchen. Wir erzählen zwar die Entführung eines Kindes, erzählen das allerdings nicht über Bilder, sondern über die Erinnerung der Zeugen. Es war tatsächlich auch spannend für uns, obwohl wir die Möglichkeiten gehabt hätten, darauf zu verzichten, Bilder zu erzählen, die außerhalb unserer beiden Räume stattfinden. Ganz am Anfang erzählen wir zwar, wie die Wissenschaftlerin in die provisorische Ermittlungszentrale geführt wird, da sind wir dann auch mal außerhalb dieses Raumes. Aber in dem Moment, wo sie diesen Raum betritt, das Gebäude des Museums, verlassen wir das nicht mehr und zwingen den Zuschauer im Positiven dazu, sich auf die Geschichte so einzulassen und das Ganze sozusagen auch dem Gehirn nahe aufzunehmen, weil das ist genau diese Querverbindung. Wir erzählen sozusagen aus seiner Erinnerung und schaffen damit die Bilder beim Betrachter im Kopf selber und nähern uns auch auf diese Art und Weise dem Thema eigentlich an.

Gab es einen besonderen Moment bei den Dreharbeiten, etwas, was Ihnen besonders haften geblieben ist?          
Es gab nicht den einen Moment, sondern die Momente, in denen klar wurde wie sehr jeder der Zeugen seine Folge prägen würde. Mit Alexandra hatten wir ja eine Schauspielerin, die die gesamte Serie extrem geprägt hat. Die jeden dieser brutal anstrengenden Tage dennoch zu einem Erlebnis machte. Doch dann kamen im Schnitt alle drei Tage die Hauptdarsteller ihrer jeweiligen Folgen und drückten diesen Tagen zusätzlich ihren Stempel auf. Man muss sich das so vorstellen. Eigentlich hatten wir ja fast alle Drehtage dasselbe Set, dasselbe Team und dieselbe Hauptdarstellerin. Das hätte schrecklich langweilig werden können. Doch dann gab es eben alle paar Tage eine neue prägende Konstellation. Das waren acht völlig unterschiedliche Episoden auch für uns beim Drehen. Und das merkt man den acht Episoden an. Die haben alle ihre komplett eigene Welt, obwohl sie im selben Raum spielen.
Vielleicht exemplarisch eine Episode mit Hannes Wegener. Wir hatten, weil das Drehpensum jeden Tag so mörderisch war, vor jeder Episode einen Probentag. Da haben wir dann einfach ausprobiert, wie wir die Szene am nächsten Tag angehen können. Da kamen dann Alexandra und Hannes mehr oder weniger zum ersten Mal richtig zusammen und dann entwickelte sich durch die Proben eine so intensive, wahnsinnige Energie zwischen diesen beiden Schauspieler, dass wir diese Szene am nächsten Tag eben komplett am Stück fünfzehn Minuten lang gedreht haben. Den gesamten Tag immer wieder dieselben 15 Minuten aus allen möglichen Perspektiven. Man hatte dann am Ende wirklich das Gefühl, dass an diesem einen Tag zwei Menschen zu Bruder und Schwester geworden sind. Das ist für Filmdreharbeiten eher ungewöhnlich, weil so eine Szene ja aus vielen kleinen Stücken zusammengesetzt wird. Manchmal eine kurze Szene von zwei drei Minuten aus vielleicht 20 einzelnen Einstellungen.

Gab es einen besonderen Moment bei den Dreharbeiten, etwas, was Ihnen besonders haften geblieben ist?          
Ich glaube eine falsche Erinnerung kennt fast jeder. Wir kommen erstmalig an einen Kindheitsort zurück und wir können es gar nicht glauben, wie sehr alles geschrumpft ist. In unserer Erinnerung war das doch alles so riesig. So ist es mir natürlich auch ergangen. Eigentlich ganz unspektakulär, wenn man seine alte Schule besucht. Doch als ich mir bewusst gemacht habe, was das für all die anderen Erinnerungen bedeutet, wie falsch die sind, lässt mich das immer wieder fasziniert erschaudern.

Interview mit Creator & Produzent Christian Rohde

Was ist das Besondere an der Krimiserie "8 Zeugen"?
Unsere Serie spielt in nur einem Raum. Unsere Hauptfigur Jasmin Braun befindet sich in einer Bibliothek und wird in jeder Folge mit einem Zeugen konfrontiert, der zur Aufklärung der Entführung der kleinen Emma beitragen sollen. Die Haupterzählung fokussiert sich auf diese Gespräche zwischen zwei Menschen. Zwar gibt es bei uns keine Autoverfolgungsjagden oder Schießereien, aber wir wollten den Zuschauer:innen mindestens etwas genauso Spannendes durch die wendungsreichen Gespräche unserer Hauptfigur bieten. Mitunter stockt einem der Atem, wenn sich nach und nach enthüllt, welche Verbindung die Zeug:innen wirklich zur entführten Emma haben. Und am Ende einer jeden Folge ist man über die neue, durch die Gespräche ausgelöste Situation sehr überrascht.   

Wie wurde "8 Zeugen" gedreht?   
Letztendlich ist es wie eine Studioproduktion, auch wenn wir tatsächlich in einem Originalmotiv gedreht haben. Zu Beginn der Serie nutzen wir zwar einige Außenmotive, aber das Wesentliche in der Serie ist dieser sehr besondere Befragungsraum. Alles wurde so gebaut, dass sich auch die räumliche Spannung maximal verstärkt. Das transportiert sich zwar am allerbesten in diesem Raum, war aber zugleich auch eine Herausforderung für unseren Regisseur Jörg Lühdorff und den Kameramann Philipp Timme in der Arbeit mit den Schauspieler:innen . Alles musste sehr fein erzählt werden. Jede Regung, jedes Augenzucken, jede Bewegung der Figuren wird aufgrund der verdichteten Situation sehr deutlich. Dafür war sehr präzises und genaues Arbeiten erforderlich. 

Hat "8 Zeugen" Ihre Sichtweise auf persönliche Erinnerungen verändert?  
Ich habe definitiv eine Menge gelernt! Spätestens als Dr. Julia Shaw Teil des Projektes wurde, hatte das ganze Team schon ihr Buch über Erinnerungen gelesen. Dass Erinnerungen nicht immer präzise sind, war mir bewusst, aber nicht auf welche komplexe Art und Weise sie sich im Gehirn zusammensetzen. Seitdem hinterfragt man seine eigenen Erinnerungen viel stärker. Ich denke nun viel bewusster darüber nach, ob eine Erinnerung von mir stimmt oder vielleicht schon verfälscht ist. Das habe ich während dieser Serie gelernt.      

Haben sich auch manche Ihrer Erinnerungen verändert?       
Absolut! Ich habe schon sehr oft die Veränderung einer Erinnerung erlebt. Durch die Handlung unserer Serie und meinem jetzigen Wissen über Erinnerungen fällt mir das deutlich auf. Das passiert am häufigsten, wenn man anekdotisch Geschichten von früher erzählt, meistens etwas Lustiges. Je häufiger man es erzählt, umso falscher wird es eigentlich. Das merkt man oft gar nicht. Aber selbst die Reaktion der Menschen, denen man diese Geschichte erzählt, hat einen Einfluss darauf, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert. Obwohl sie von Erzählung zur Erzählung immer falscher wurde, glaubt man irgendwann selbst, dass diese Anekdote so stattgefunden hat.     

Lassen sich Erinnerungen bewusst manipulieren?      
In der Serie finden auf verschiedene Weisen Erinnerungsmanipulationen statt. Zu Beginn der Serie trennt unsere Hauptfigur Dr. Jasmin Braun zunächst die Zeugen räumlich voneinander. Sie weiß, dass schon beim gemeinsamen Reden über das Passierte eine Manipulation der Erinnerung stattfindet, weil man sich gegenseitig beeinflusst. Im Verlauf unserer Serie wird unsere Hauptfigur zudem dazu gezwungen, eine Erinnerung aktiv zu manipulieren. Sie benötigt ein bestimmtes Ergebnis, um in der Ermittlung der Entführung der kleinen Emma den entscheidenden Schritt voranzukommen.  Julia Shaw hat so etwas im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments an der Universität tatsächlich durchgeführt: Es ist tatsächlich möglich. Wenn man die Mechanismen im Gehirn kennt und verstanden hat, wie Erinnerungen zum Teil sehr fehlerhaft zusammengesetzt werden, kann man es umgekehrt auch manipulieren. Und das ist ja auch etwas, was häufig in amerikanischen Serien oder tatsächlich bei der Polizei stattfindet – der Versuch, Menschen so zu befragen, dass man die gewünschte Antwort erhält. Auch damit spielen wir in unserer Serie.

Haben Sie ein Beispiel dafür?       
Ein einfaches Beispiel für eine Erinnerungsmanipulation: wenn ich jemanden frage, ob er heute beim Gang über die Straße ein blaues Auto gesehen hat, sagt das Gehirn in der Regel "Ja, ich habe ein blaues Auto gesehen". Weil das Gehirn aktiv danach sucht. Ob man allerdings wirklich ein blaues Auto gesehen hat, ist fraglich.          

Wie kann man seine Erinnerungen vor Manipulation schützen?        
Es gibt verschiedene Wege, Erinnerungen möglichst fehlerfrei festzuhalten. Die meisten davon nutzt man im Alltag nur nicht. Die allerbeste Form, um eine Erinnerung zu behalten, wäre das Erlebte kurz danach aufzuschreiben. Später kann man die eigene Erinnerung mit der unmittelbar aufgeschriebenen Erinnerung immer wieder auf Übereinstimmung abgleichen. Komplizierter sind die Überlegungen mit welchen Sinnen man sich an etwas erinnert. In der Wissenschaft nennt man dies "multisensorische Eindrücke". Relevant wird nicht nur die Erinnerung an den Inhalt eines Gesprächs, sondern beispielsweise auch in welcher Situation das Gespräch stattfand. War es draußen? War es drinnen? War es warm, war es kalt? War es in einem Restaurant, wonach hat es gerochen, welche Geräusche waren in dem Moment zu hören und so weiter. Also alles, was unsere Sinne aufnehmen können. Man versucht automatisch, die Erinnerung anzureichern. Und je mehr man davon findet, umso sicherer behält man die Erinnerung.  

Wie unterscheidet sich "8 Zeugen" von anderen Crime-Serien?        
Unsere Serie unterscheidet sich – insbesondere im Vergleich mit anderen Ermittlerserien – sehr stark durch die Art der Zeugenbefragung. In vielen dieser Serien versuchen die Ermittler den Zeugen durch die bestimmte Form der Fragestellung zu beeinflussen, gerade bei amerikanischen Serien. Ich habe gelesen, dass diese Methode bei der US-amerikanischen Polizei und mit Sicherheit auch in Deutschland üblich ist, um gewünschte Antworten bei einer Befragung zu erzielen. Bei "8 Zeugen" ist es genau umgekehrt! Unsere Hauptfigur versucht, alle Beeinflussung zu entfernen, sie sucht sich deswegen auch als Befragungszimmer diese Fachbibliothek in einem Museum aus, um möglichst ungestört und unbeeinflusst so viel Wahrheit wie möglich aus den Erinnerungen der Zeugen herauszubekommen. Diese Herangehensweise habe ich bisher in keiner anderen Serie gesehen. Und ich habe mir schon lange gewünscht, eine Serie zu produzieren, die in einer reinen Gesprächssituation Spannung erzeugt. Die Kraft des Wortes von gutgeschriebenen Drehbüchern und der Auseinandersetzung über die Spannung in langen Dialogen. Wenn sich der Zuschauer denkt "Oh Gott, was ist denn jetzt passiert?" – obwohl sich nur zwei Leute gegenübersitzen. Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt.

Wie haben Sie die passenden Schauspielerinnen und Schauspieler für die Figuren gefunden?
Der Casting-Prozess ergab sich ganz logisch aus der Struktur unserer Serie. In jeder Folge gibt es eine neue Zeugin oder Zeugen. Als wir diese Serie zu Beginn wie an einem Reißbrett erst einmal ausgebreitet haben, überlegten wir uns, welche Menschen wir für die Gestaltung einer abwechslungsreichen Erzählung benötigen. Wir wollten auch ein diverses Abbild unserer Gesellschaft in lediglich acht Zeugen zeigen und viel über unsere Welt erzählen. Und das war deswegen auch richtig, weil nicht jeder unser Zeugen – Achtung, Mini-Spoiler – ein Täter oder an der Entführung von Emma beteiligt ist. Es gibt auch Menschen, die rein zufällig in diesem Museum waren und die Entführung als Zeug:innen beobachten konnten. Diese Folgen durften kein bisschen langweiliger sein als eine Folge, in der der Täter oder Täterin auf dem Sessel im Verhörzimmer sitzt. Insofern haben wir uns als allererstes die unterschiedlichsten Charaktere ausgedacht und uns vorgenommen, all diese Figuren mit den allerbesten Schauspielern und Schauspielerinnen zu besetzen. Das hat uns großen Spaß gemacht, weil wir von jung bis alt, mit oder ohne Migrationshintergrund, Männer oder Frauen alles dabeihaben. Wir wollten niemandem ungefähr besetzen, sondern wirklich jede Besetzung auf die jeweilige Rolle passgenau. Das ging so weit, dass die Drehbücher teilweise noch etwas adaptiert wurden Wir haben sehr viel mit den Schauspielerinnen und Schauspielern geredet. Auch mit Alexandra Maria Lara haben wir im Vorfeld sehr ausführlich geprobt und gelesen. Durch die Rückmeldungen der jeweiligen Darsteller:innen konnten wir das Drehbuch justieren, sodass die Besetzung der einzelnen Charaktere für unsere Serie am Ende wirklich maßgeschneidert war. Durch die sehr verdichtete Atmosphäre mit überaus viel Text war das auch wichtig. Das wird nur dann authentisch, wenn sie die Identifikation mit der Figur auch spüren können. So ging der Prozess der Entwicklung und der Besetzung auch quasi nahtlos in die Umsetzung über. Nur so konnte sich die Spannung entwickeln, die wir von der Serie erwarteten.

 

Folge 1: Carla Perera

Als die zehnjährige Emma mitten aus einem gut besuchten Museum entführt wird, bekommt die Erinnerungsforscherin und Rechtspsychologin Dr. Jasmin Braun einen unerwarteten Auftrag: Emmas Vater, ein prominenter Politiker, hat die Polizei darum gebeten, die Wissenschaftlerin zu den Ermittlungen hinzuziehen. Anstatt sich wie geplant mit ihrem Bruder zu treffen, findet sie sich schnell im Befragungsraum wieder, wo sie mit den Zeugen des Vorfalls sprechen soll. Außer deren Erinnerungen scheint es keinerlei Hinweise auf den Tathergang zu geben. Doch Jasmin, die normalerweise stets theoretisch arbeitet, hat Startschwierigkeiten. Argwöhnisch wird sie von Einsatzleiter Robert Dietz und Kriminalbeamtin Nadine Schröder überwacht. Im Gespräch mit Kindermädchen Carla findet Jasmin heraus, dass Emma länger unbeaufsichtigt war – und, dass jemand Carla und das Mädchen scheinbar ins Museum gelockt hat …

Folge 2: Johanna Weiher

Johanna Weiher, Literaturstudentin mit einem Faible für das Geschichtenerzählen, ist die zweite Zeugin. Dr. Jasmin Braun erkennt Johannas ausgeprägte Beobachtungsgabe, mit der die Studentin entscheidend zur Rekonstruktion des Tathergangs beitragen könnte. Und tatsächlich scheint Johanna mit ihrer Aussage den Täter beschreiben zu können. Doch noch ahnt niemand, wie sehr sie sich da getäuscht haben …

Folge 3: Amin Halba

Museumswachmann Amin Halba ist der dritte Zeuge, den Dr. Jasmin Braun befragt. Der Aufseher mit libanesischen Wurzeln wurde zum Zeitpunkt von Emmas Entführung mit dem Mädchen im Ausstellungsraum gesehen. Auf die Anschuldigung, an der Entführung beteiligt zu sein, reagiert er zunächst aggressiv und vermutet eine Vorverurteilung. Dr. Jasmin Braun scheint es zu gelingen, Amins Vertrauen zu gewinnen. Als die Polizei herausfindet, dass Emma ihre lebensnotwendige Medizin nicht bei sich hat, drängt die Zeit und Jasmin entschließt sich, eigenmächtig einen riskanten Deal mit dem Wachmann einzugehen …

Folge 4: Theresa Stern

Die unsichere Theresa Stern sitzt Dr. Jasmin Braun als vierte Zeugin gegenüber. Theresa könnte mit ihrer Aussage offenbar Licht ins Dunkel bringen – würde sie sich nicht partout weigern, ihren eigenen Freund zu belasten. Jasmin muss bei der Befragung bis zum Äußersten gehen und kann so in die Tiefen von Theresas Erinnerungen vordringen. Doch der Preis, den sie dafür bezahlen muss, ist hoch

Folge 5: Prof. Max Felsner

Während die Polizei nach dem vermeintlichen Entführer der zehnjährigen Emma fahndet, hat Dr. Jasmin Braun mit ihrem eigenen Verhalten während der letzten Zeugenbefragung zu kämpfen. Kriminalbeamtin Nadine Schröder überredet sie schließlich, den renommierten Psychologen Max Felsner zu befragen. Der Dozent des vermeintlichen Täters, Psychologiestudent Darius Kempa, könnte wichtige Informationen liefern. Doch Felsner treibt Jasmin in die Enge. Dabei erkennt die Erinnerungsforscherin, dass der einstige Star-Wissenschaftler tief gefallen ist, sich an vergangene Erfolge klammert und sie daher attackiert. Erst wenn Jasmin ihn von ihrer Herangehensweise überzeugt, kann sie eine wichtige Information zum Entführungsfall Emma herausfiltern …

Folge 6: Ruth Meller

Plötzlich geht eine Forderung des vermeintlichen Entführers von Emma ein: Das Leben der Zehnjährigen gegen die Aufklärung des Todes einer gewissen Laura Rohloff. Doch Zeugin Ruth Meller, eine ehemalige Nachbarin des möglichen Täters, mauert gegenüber Dr. Jasmin Braun. Schließlich hat Familie Rohloff in Ruth Mellers Pension ihren Urlaub verbracht, als Laura vor etwa 25 Jahren verstorben ist. Jasmin findet heraus, dass Mellers eigener Sohn Paul damals in Verdacht stand, etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun gehabt zu haben. Der Kreis schließt sich, als Jasmin der Zeugin eine brisante Erinnerung entlockt …

Folge 7: Dr. Malte Konrad

Mit Hilfe von Dr. Malte Konrad, dem Vater der entführten Emma, findet Dr. Jasmin Braun heraus, dass sich ein weiterer Drahtzieher der Tat unter den Zeugen befinden muss. Scheinbar wurden mehrere Menschen, die vermeintlich in den Tod von Laura Rohloff verwickelt waren, in das Museum gelockt. Kann Jasmin das Puzzle zusammensetzen? Was geschah damals wirklich? Wie hängt Lauras Tod mit Emmas Entführung zusammen? Schließlich macht Dr. Jasmin Braun eine völlig unerwartete Entdeckung zum Fall in ihren eigenen Erinnerungen ….

Folge 8: Dominik Braun

Emma läuft die Zeit davon! Da der dringend tatverdächtige Paul Meller nicht gesteht, fordert Kommissar Dietz Dr. Jasmin Braun dazu auf, zum Äußersten zu schreiten: Sie soll Paul die Erinnerung an die Tat einpflanzen und ihn damit von seiner Schuld überzeugen. Stattdessen bestellt Jasmin ihren Bruder Dominik ins Museum, um mit ihm ihre eigene Vergangenheit zu rekonstruieren. Emma hat nur dann eine Chance, gefunden zu werden, wenn Jasmin endlich die Wahrheit an Licht bringen kann. Wird sie es schaffen?

Neueste Nachrichten

Fri Feb 19 10:30:00 CET 2021
Der gefährlichste Ort der Welt: Deine Erinnerungen Start der TVNOW-Serie "8 Zeugen" mit Alexandra Maria Lara am 25. März 2021

Inspiriert von der Arbeit der Rechtspsychologin und Bestsellerautorin Dr. Julia Shaw erzählt die TVNOW-Serie "8 Zeugen" ab 25. März 2021 eine hochemotionale Geschichte über die Macht unserer Erinnerungen – und wie wenig wir ihnen trauen können. Denn "Die Frage ist nicht, ob eine Erinnerung falsch ist, sondern, wie falsch sie ist", so Dr. Julia Shaw. TVNOW veröffentlicht alle 8 Folgen im Box-Set, später ist eine Ausstrahlung bei VOX geplant.

Die Preview finden Sie hier.

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