Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 berichteten die RTL/ntv-Reporter Jonas Gerdes und Timo Latsch mehrfach und begleitet von großer Medienresonanz über das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen, denen die LGBTIQ+* Gemeinschaft in Katar tagtäglich ausgesetzt ist. Im dritten Teil der Reportage-Reihe „Rote Karte statt Regenbogen“ schauen die Reporter erneut nach Katar und zeigen, dass sich die Situation der queeren Community im Emirat nach der WM weiter verschlechtert hat. RTL zeigt „Rote Karte statt Regenbogen – Queere Katarer leiden weiter“ im Rahmen eines Nachtjournal Spezials in der Nacht zu Donnerstag, am 8. Juni um 0.25 Uhr. Zeitgleich steht die neue Reportage auf RTL+ zum Abruf bereit.
Eine exklusive Preview ist ab sofort für registrierte Journalist:innen im Media Hub von RTL Deutschland verfügbar.
So soll die Abteilung für präventive Sicherheit des Innenministeriums von Katar seit März 2023 wieder verstärkt gegen homosexuelle Bürgerinnen und Bürger vorgehen, u.a. durch Überwachung der sozialen Medien. Katar sei „jetzt noch konservativer und strenger“ geworden, klagt Transfrau Faisal, und sieht in den Debatten um Regenbogen-Symbole bei der WM sogar einen Auslöser dafür: „Die Regenbogen-Symbolik hat uns eher geschadet als genützt. Einige denken jetzt, dass LGBTIQ+ ein Import aus dem Westen sei.“ Das habe viele Menschen in Katar noch wütender gemacht, erklärt sie. Den RTL-Recherchen zufolge gibt es in Katar seit Jahren geheime Konversionstherapie-Zentren, in denen LGBTIQ+ Menschen gegen ihren Willen festgehalten werden und „umerzogen“ werden sollen, um heterosexuell zu werden. Aus einem solchen Umerziehungszentrum soll auch Abdullah A. geflohen sein, ein homosexueller Katarer, der im Jahr 2017 Asyl in Großbritannien erhielt und 2021 an einer Überdosis verstarb. Seine beste Freundin Vanessa Ager berichtet: „Es war ein religiöses Institut, wo sie versucht haben ihn umzuerziehen, damit Freunde und die Familie ihn als heterosexuellen Mann anerkennen. Wenn sie gehofft haben, er könnte seine Homosexualität ‚wegbeten‘, wäre er dort für den Rest seines Lebens gewesen.“
Timo Latsch, stellv. Ressortleiter Sport bei RTL NEWS und Co-Autor der Reportage: „Medien wird ja häufig vorgeworfen, dass sie immer nur zu einem bestimmten Moment Themen besetzen und danach, wenn sich das Scheinwerferlicht auf etwas anderes richtet, alles vergessen. Genau das wollten wir nicht tun. Wir wollten schauen, wie es den LGBTIQ+-Menschen in Katar rund ein halbes Jahr nach der Weltmeisterschaft geht.“
Jonas Gerdes, RTL/ntv-Reporter und Autor der Reportage: „Unsere Recherchen zeigen erneut, dass die Lage der queeren Community in Katar dramatisch ist, allen Beteuerungen der FIFA zum Trotz. Das Regime in Katar hat jetzt nach der WM nicht mehr die Notwendigkeit, den Schein einer sich öffnenden Gesellschaft zu wahren. Die staatliche Überwachung, die Misshandlungen und die Beweise für Konversionstherapien sollten auch von der deutschen Politik breiter diskutiert werden.“
Vor dem Hintergrund der neuen Recherchen mutet ein exklusives Statement der FIFA auf RTL-Anfrage geradezu zynisch an: „Wenn die Diskussionen rund um die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar über das Turnier hinaus dazu geführt haben, dass das Thema LGBTIQ+-Rechte in der Region offener diskutiert und einige Tabus gebrochen werden konnten, halten wir dies für einen Schritt in die richtige Richtung.“ Das Bundesinnenministerium um Sportministerin Nancy Faeser und auch das Bundeskanzleramt lehnten eine Stellungnahme zu unseren Recherchen ab.
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*Die Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Intersex, Queer, das + für weitere Geschlechtsidentitäten.