Was hat dich an der Rolle gereizt und wie hast du dich vorbereitet?
Die Neu-Interpretation des Franz Joseph fand ich wahnsinnig spannend. Wir erzählen einen jungen Mann, der mit sechs Jahren ins Militär gesteckt und im Alter von 18 Jahren Kaiser wurde. Von seiner Mutter, Erzherzogin Sophie, bekommt er zu hören, dass Gefühle zulassen, ein Zeichen von Schwäche sei. Nun lernt er eine junge Frau kennen, Sisi, die er heiratet und mit der er eine romantische Beziehung eingehen soll. Dies zu kombinieren mit seinem Amt des Kaisers, bildet die größte Herausforderung seines Lebens. Genau diese Vielschichtigkeit und die Zerrissenheit darzustellen, vom "harten" Kaiser hin zum "liebevollen" Ehemann, hat mich an der Rolle am meisten gereizt.
Um Franz Joseph zu verkörpern, habe ich neben der Arbeit mit meinem Schauspielcoach, Jens Roth, die Etikette des 19. Jahrhunderts am Wiener Hof gelernt, ich habe Reitunterricht bekommen und mich körperlich (Fitnesstraining, Fechtunterricht, Stunttraining) auf die Dreharbeiten vorbereitet.
Was war die größte Herausforderung an der Darstellung von Kaiser Franz Joseph I.? In "Sisi" spielt ja auch seine Kriegspolitik eine große Rolle und du hattest sehr viele Schlachtfeld-Szenen - wie bist Du damit umgegangen, wie hast du das erlebt?
Die größte Herausforderung für mich war sicherlich, den schmalen Grat hinzubekommen zwischen Härte und Schwäche. Durch Sisi lernt Franz was es bedeutet, zu lieben. Sex stellte für ihn nur ein Ventil da, um sich abzureagieren. Jetzt hat er aber eine junge Frau an seiner Seite, die zärtlich berührt werden möchte und für die Sex eine emotionale Rolle spielt und keine physische - das ist für Franz ein Prozess!
Eine ganz andere Herausforderung war die körperliche Vorbereitung für die Rolle. Ich habe viel Sport getrieben und musste mich an einen strikten Ernährungsplan halten. Das war über den langen Drehzeitraum nicht immer leicht. Für die Kriegsdrehtage brauchten wir alle eine starke Kondition. Es war ein unvergessliches Gefühl, an diesem Drehort zu stehen und Krieg "zu spielen". Um mich herum hunderte kämpfende Komparsen, "brennende" Pferde, Explosionen und natürlich die aufwendige Choreographie! Neben der Kondition spielte da auch die Konzentration eine große Rolle. Vergisst man einen Schritt, ein Wegdrehen des Kopfes, hätte es böse enden können. Wir mussten uns alle wahnsinnig doll vertrauen! Das bemerkenswerteste daran war tatsächlich, dass ich abends im Bett lag und meine Augen geschlossen habe und für die gesamte Nacht die Kriegsbilder nicht mehr aus meinem Kopf bekam. Und das obwohl ich "nur" ein Schauspieler am Set einer Kriegsszene war. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es Soldaten geht, die dies wirklich erleben und unter Todesangst stehen…!
Unvergesslich bleibt mir von den Dreharbeiten ...
…, dass ich reiten gelernt und eine neue Familie dazu gewonnen habe! Im Februar 2020 habe ich zum ersten Mal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen und zwei Monate später bin ich in Riga frei durch die Wälder galoppiert! Das war ein unvergesslicher Moment. Ein ganz anderer wichtiger Moment: wir haben vier Monate zu Corona-Zeiten im Baltikum gedreht. Es war für uns nicht möglich, zwischendurch zurückzureisen nach Deutschland. Ich habe also 1/3 des Jahres woanders gelebt. Dies hätte ich nicht so sehr genießen können, wäre das gesamte Team (Cast & Crew) nicht so besonders gewesen. Ich habe neue Freunde kennengelernt, die zu dieser Zeit zu meiner Familie wurden! Ich freue mich jetzt schon auf die Dreharbeiten für die 2. Staffel, wenn ich sie alle wiedersehe!