Wie fühlt es sich an, "Prince Charming" zu sein?
Prince Charming zu sein, bringt für mich viele Gefühle mit sich. Ich empfinde Dankbarkeit für die Chance. Gleichzeitig habe ich auch viel Respekt vor der Rolle, denn sie bedeutet, vielen Männern gerecht werden zu müssen und sich dennoch am Ende für den richtigen zu entscheiden. Das bringt eine große Verantwortung mit sich. Natürlich fühle ich mich auch geschmeichelt, dass so viele tolle Männer um mich werben und ich sozusagen der “Hahn im Korb” bin.
Auf welchen Typ Mann stehst Du? Was geht gar nicht?
Bei Männern ist mir eine sympathische Ausstrahlung und Optimismus wichtig. Wer Humor und etwas Leichtigkeit einbringt, kann schon gut bei mir punkten. Ich finde es auch sehr sexy, wenn mich Männer auf eine bestimmte Art inspirieren und ich von ihnen etwas lernen kann. Sportlichkeit für gemeinsame Aktivitäten ist auch ein großes Plus. Schwierig finde ich Männer, die sich verstellen, um eine gewisse Rolle auszuführen. Mir ist Authentizität wichtig. Arroganz und Ungepflegtheit sind für mich ein großer Abturner. Was auch gar nicht geht ist wenn Männer nur motzen und Drama machen – das Leben ist schon kompliziert genug.
Hattest du jemals etwas mit einer Frau? Wenn ja, wie hast du es erlebt?
Ja, ich habe in meiner Jugend mit einigen Frauen was gehabt. Die Erlebnisse fand ich damals schön. Als ich dann aber mit Männern intim war, wusste ich, dass mir dieses Erlebnis viel besser gefällt. Seitdem hatte ich auch nichts mehr mit Frauen und könnte es mir kaum mehr vorstellen.
Warum suchst du die große Liebe als "Prince Charming"?
Für mich haben die traditionellen Wege noch nicht geklappt. Wir haben heutzutage ein Überangebot in Online-Dating und doch kriegen wir es nicht hin, daraus Beziehungen entstehen zu lassen. Auf der anderen Seite lerne ich im realen Leben häufig nur Männer kennen, die unverbindlich bleiben wollen, obwohl ich mir mehr vorstellen kann. An "Prince Charming" reizt mich, dass erstmal alle Männer das gleiche Ziel haben: Die Liebe zu finden. Jeder bringt auch schon mal eine gewisse Offenheit und Abenteuerlust mit, bei so einem speziellen Format mitzumachen. Ebenso ist das Format so intensiv, dass man im Schnelldurchlauf das erlebt, was man im normalen Leben wahrscheinlich über Wochen und Monate entwickelt. Das intensive, emotionale Erleben bringt schon mal eine tolle Basis für eine spätere Beziehung mit sich. Aber klar ist auch: Die eigentliche Arbeit an der Beziehung beginnt nach der Show!
Wann hattest du dein Outing? Wie hast du es erlebt?
Ich hatte mein Outing relativ spät im Alter von 22 Jahren. Als ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, haben mir schwule Vorbilder gefehlt und Schwulsein wurde sehr stigmatisiert. Das hatte es mir sehr schwer gemacht, mich selbst zu finden. Ich hatte auch Angst davor, was andere über mich denken könnten, wenn ich was mit Männern habe. Als ich dann im Rahmen eines Praktikums in New York City gelebt habe, habe ich tolle schwule Vorbilder kennengelernt. Das hat mich ermutigt, mich auszuprobieren. Dabei habe ich festgestellt, dass Männer eine Rolle in meinem Leben spielen. Ob ich bi oder schwul bin, wusste ich damals noch nicht.
Im Anschluss habe ich mich vor meiner Familie und engsten Freunden jeweils einzeln geoutet. Das war eine der schwierigsten und gleichzeitig schönsten Erfahrungen in meinem Leben, denn ich bekam so viel Zuspruch und Liebe - selbst von einem meiner konservativen Freunde, der mich in den Arm genommen hat und mir für meine Offenheit gedankt hat.
Ab dann hab ich noch alle gebeten, es anderen zu erzählen, damit das Lauffeuer einmal die Runde macht. Danach waren dann auch einige Gerüchte beseitigt und es war auf einmal wenig spannend für die Leute.
Viele Menschen verstehen aber auch nicht, dass mein Outing nie aufhört. Es findet immer statt, wenn ich neue Menschen kennenlerne. Die heteronormative Annahme ist oft, dass ich hetero bin und vielleicht eine Freundin habe. Das muss ich dann erstmal bewusst richtigstellen. Und bis zum heutigen Tage ist noch eine gewisse Unsicherheit dar, wie die Person gegenüber reagieren wird.
Warum ist es so wichtig, dass es "Prince Charming" gibt?
Gerade in der heteronormativ geprägten Gesellschaft ist es wichtig, Aufklärung zu leisten, dass LGBTQI+ Mitglieder genauso nach der Liebe suchen wie alle anderen Menschen auch. Die Sendung bietet einerseits natürlich Unterhaltungscharakter, andererseits auch Aufklärungsinhalte über die Community. Zielgruppen sind damit nicht nur die Community selbst, die sich in dem Format wiederfinden kann, sondern auch die “hetero Community“, die damit erfährt, dass die Themen um Liebe gleich sind – egal, wer wen liebt. Und ich möchte hier auch das Thema Homophobie diskutieren. Selbst im Jahre 2022 mit unserem gesellschaftlichen Fortschritt in Deutschland, gibt es noch genug Leute, die mir Blicke oder Sprüche nachwerfen, wenn ich mit meinem Partner in der Öffentlichkeit Händchen halte oder küsse. Das muss sich ändern! Und dafür brauchen wir solche Formate.