Alberich, einst der König aller Alben und nun der letzte seiner Art, gehört zu Siegfrieds Gefolge. Dass das alte Wesen mit seinem neuen Meister aus Xanten nach Worms einkehrt, macht nicht nur die Pferde in den Ställen nervös, sondern auch die Menschen. "Es war eine große Herausforderung, ein mystisches Wesen wie Alberich zu entwickeln", sagt Stennert, "deshalb haben wir ihn so angelegt, dass er nie konkret greifbar, sondern stets geheimnisvoll wirkt: Ist Alberich männlich oder weiblich? Ist er knabenhaft jung oder doch uralt?" Die Rolle des scheinbar androgynen Nachtalbs wurde mit Johanna Kolberg besetzt. Die 1995 in Halle an der Saale geborene Schauspielerin verschmolz dank besonderer Maske und Kostüm mit ihrer ungewöhnlichen Rolle. "Es hat mich gereizt, eine Körperlichkeit und eine innere Logik für ein nicht menschliches Wesen zu finden, das allerdings in einem menschlichen Körper steckt", sagt Kolberg. "Alberich wurde in verschiedenen Altersstufen gedreht, mal ist er eine Art Kind, mal ein über 100 Jahre altes Wesen, für das ich dann eine aufwändige Vollmaske bekam. Dass ich mir für diese Figur die Haare abgeschnitten habe, hat natürlich eine intensive Beziehung zu ihr geprägt und spielerisch spannende neue Türen geöffnet."
Kostümdesigner Pierre-Yves Gayraud entwarf für Alberich ein Gewand, dessen Naturfarben der jeweiligen Umgebung angepasst wurden und das genug Spielraum für weitreichende Gesten bot. Darunter trug Johanna Kolberg eine Rüstung, die aus Pflanzenfasern geflochten und mit Ringen bestückt war. Allein dieser Teil des Kostüms wog circa zehn Kilogramm. Eine metallische Spitzenkapuze, die immer nur einen kleinen Teil des Gesichts freigab, vervollständigte Alberichs Kostüm.
"Ich finde es spannend, dass Alberich nicht in die Kategorie Gut oder Böse eingeordnet werden kann", sagt Kolberg, "das empfinde ich als ein wertvolles Erzählelement in einer Zeit, in der wir immer schnell dazu neigen, andere in Schubladen zu stecken und dort nicht mehr rauszulassen." Jannis Niewöhner sieht in Alberich "weder Freund noch Feind" für Siegfried, sondern einen ständigen Begleiter, der mal treuer Diener und mal Gebieter ist. Johanna Kolberg beschreibt die Beziehung zwischen Siegfried und Alberich als höchst ambivalent: "Du hast meinen Herrn getötet, deshalb muss ich Dir nun folgen!" Alberich versorgt den draufgängerischen Siegfried in seinen dunklen Stunden mit seltsamen Tränken, die ihm innere Ruhe und Glücksgefühle bescheren. Er hilft aber auch mit übernatürlichen Kräften, dass die Burgunder feindliche Truppen verlustreich in die Flucht schlagen können oder dass Hagen trotz seiner schwersten Kampfverletzungen dem sicheren Tod entkommt. "Zu Hagen hat Alberich eine sehr spezielle Beziehung", sagt Kolberg. "Der Alb hat die Fähigkeit, das Unterbewusstsein der Menschen zu spiegeln, und führt immer wieder Situationen herbei, die Hagen dazu zwingen, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen."