RTL zeigt am 10.12.2017 um 23:45 Uhr die Reportage „Herzbrücke: Kinderretter zwischen Hamburg und Kabul.“ Der Film begleitet eine besondere Initiative, die zehn herzkranke Kinder aus Afghanistan einfliegen lässt, damit sie sich in Hamburg lebensrettenden Operationen unterziehen können.
Das Projekt „Herzbrücke“, das durch die Hamburger evangelisch-freikirchliche Albertinen-Stiftung vor 12 Jahren ins Leben gerufen wurde und vom Diakonie-Verein Blankenese unterstützt wird, finanziert nicht nur OP-und Reisekosten, sondern organisiert auch Gastfamilien, die die Kinder während ihres Aufenthalts in Deutschland ehrenamtlich betreuen und sie auch darüber hinaus unterstützen. Im Zentrum des Films stehen Husnia (11) und Aisha (6), die in ihren Gastfamilien das Leben in Deutschland kennenlernen, am Schulalltag teilnehmen und mit gleichaltrigen Kindern spielen. Die bewegende RTL-Reportage von Andreas Kuno Richter (u.a. „Am Limit. Zeugen der Katastrophe im Mittelmeer“) und EIKON Nord wurde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) produziert und hat im Sommer 2017 zehn Mädchen und Jungen auf ihrem außergewöhnlichen Weg in ein gesundes Leben begleitet.
Die Dokumentation beginnt im April 2017 in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul. Der Intensivkrankenpfleger Alberto Correia aus Deutschland und sein Dolmetscher Zia Tahe besuchen die Familien von Husnia und Aisha. Beide Mädchen leiden seit ihrer Geburt an einem schweren Herzfehler und müssen operiert werden um zu überleben. Zuhause in Afghanistan sind die medizinischen Möglichkeiten begrenzt, dem staatlichen Indira-Ghandi-Kinderkrankenhaus fehlen Mittel und Spezialisten. Eine Operation im Ausland ist für viele Familien finanziell unmöglich. Ihre Herkunft wird für diese Kinder zum Schicksal und kann das Todesurteil bedeuten.
Der Kardiologe Dr. Aslam Alkozai arbeitet eng mit dem Ärzte-Team vom Hamburger Albertinen-Krankenhaus zusammen. Er erstellt die Diagnosen und übermittelt alle Daten nach Deutschland. Nach gemeinsamer Prüfung werden für jede Herzbrücke-Mission zehn Kinder bestimmt, die zur Operation nach Hamburg reisen. Insgesamt kamen durch die Hamburger evangelisch-freikirchliche Albertinen-Stiftung in den vergangenen zwölf Jahren 157 afghanische Kinder nach Deutschland.
Die riskanten Operationen leitet Herzchirurg Christian Rieß, seine Frau Annette koordiniert die Zusammenarbeit mit den Gastfamilien. Brigitte Eichholz und ihr Mann Dirk sind schon sehr lange als Gastfamilie bei „Herzbrücke“ involviert: „Ich mache es vom Herzen her. Das ist eine Berufung für mich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal nichts für die Herzbrücke mache. Das sind meine afghanischen Kinder. Für mich ist es das größte überhaupt, dass ich den Eltern ein gesundes Kind wiedergebe.“
Während ihres achtwöchigen Aufenthalts in deutschen Gastfamilien lernen die afghanischen Kinder auch deutsche Kinder in ihrem Alter kennen. Es entstehen kulturübergreifende Freundschaften fürs Leben. Sabine Pfeifer von der Albertinen-Stiftung sagt: „Die Mädchen und Jungen kehren als Friedensbotschafter aus Deutschland zurück in ihre Heimat.”
„Herzbrücke: Kinderretter zwischen Hamburg und Kabul“ ist eine lebensbejahende Dokumentation, die fernab vom rein medizinischen Aspekt zeigt, wie Husnia und Aisha mit Spaß und Fantasie die Zeit vor und nach den lebensrettenden Herzoperationen gestalten.
Interview mit Filmemacher Andreas Kuno Richter:
Nach den letzten beiden RTL-TV-Dokumentationen „Sie mussten die Hölle sehen. Auf der Flucht vor Boko Haram.“ und „Am Limit. Zeugen der Katastrophe im Mittelmeer.“ ist der neue Film wieder eine Geschichte über Menschen, die nicht nur zuschauen wollen, sondern sich für Menschen in Not einsetzen?
Ja und nein. In der Tat haben mich diesmal zunächst die Hamburger Gastfamilien fasziniert, die für gut acht Wochen ein schwer herzkrankes afghanisches Kind umsorgen. Ich wollte erkunden, weshalb die Mütter, Väter, Kinder diese ja sehr schwierige Aufgabe übernehmen möchten. Immerhin kommen Mädchen und Jungs zwischen fünf und zwölf Jahren nach Deutschland, um am Herzen operiert zu werden. Es sind Kinder, die zudem die deutsche Sprache nicht sprechen, die aus einem muslimischen Land kommen und die aus gesundheitlichen Gründen sehr zerbrechlich sind. Und natürlich haben mich die Ärzte interessiert, die Organisatoren der Herzbrücke. Wie funktioniert solch eine internationale Zusammenarbeit vor dem Hintergrund einer lebensgefährlichen Sicherheitssituation in Afghanistan? Und dann wollte ich schließlich wissen, was aus Kindern geworden ist, denen die Albertinen-Stiftung helfen konnte.
Im Zentrum der Reportage steht die Geschichte von Aisha und Husnia, zwei herzkranken Kindern aus Afghanistan, die in dieser besonderen Situation plötzlich in deutschen Gastfamilien wohnen. Wie hat das Zusammenleben funktioniert?
Die 6jährige Aisha wohnte bei Brigitte und Dirk Eichholz und die 11jährige Husnia bei Schahla und Said Zaher Rahimi. Aisha hat schnell die deutsche Sprache gelernt. Husnia konnte meist in Dari, also in ihrer Muttersprache kommunizieren, denn die Rahimis mussten vor über zehn Jahren aus Afghanistan nach Deutschland fliehen. Beide Gastmütter haben acht Wochen lang den Alltag der Mädchen begleitet und mit einer kleinen Videokamera dokumentiert. Ein riesiges Kompliment, das haben die Gastfamilien wirklich toll gemacht!
Sie dokumentieren in Ihrem Film auch die Zusammenarbeit mit Ärzten und Helfern in Afghanistan und wie sich das Leben zweier bereits operierter Kinder verändert hat. Wie schafft man das in einer derart schwierigen Sicherheitssituation?
Allen Beteiligten war von Anbeginn klar, dass jeder Schritt vorher mit den afghanischen Helfern in Kabul genau abgesprochen werden muss. Und wir konnten auf die langjährige Erfahrung von Alberto Correia bauen, der die Herz-Kinder jedes Mal in Kabul abholt und wieder nach Kabul zurück bringt. Diesmal hatte er den Kameramann Erik Hartung und mich dabei. Gemeinsam mit einem einheimischen Taxifahrer und Zia Taher, den Dolmetscher aus Hamburg haben wir schließlich zum Teil auf sehr abenteuerliche Weise die Familien der Kinder aufgesucht. Wir haben gefährliche Punkte umfahren und sind nie sehr lange in den Wohnungen gewesen. Nur nicht auffallen, was in einer Stadt, in der derzeit kaum Europäer zu sehen sind, schwer fällt.
Aber die Gefahr einer Entführung ist sehr groß. Für Filmemacher ist solch eine Situation schwer zu ertragen, weil die Zeit fehlt, sich mit den Menschen in Ruhe zu unterhalten, Bilder mit der Kamera aufzunehmen. Im Indira-Gandhi-Kinderkrankenhaus war es noch komplizierter. Es gab eigentlich keine offizielle Erlaubnis, aber afghanische Ärzte wollten sehr wohl, dass wir über die Zusammenarbeit mit den Hamburger Kollegen berichten. Daher auch hier – nicht auffallen.
Filmen in einem Krisengebiet und schwer herzkranke Kinder als Protagonisten. Das ganze Projekt beschreibt eine extreme Ausnahmesituation für alle Beteiligten. Welche besonderen Eindrücke nehmen Sie daraus mit?
Trotz all dieser nicht einfachen Situationen hatten wir das große Glück Gast zu sein in afghanischen Familien und das war wirklich schön. Die Gespräche waren sehr herzlich und sehr interessant. Nur der „Schneidersitz“ beim fantastischen Essen hat es mir nicht leicht gemacht.
Herzbrücke erzählt im Übrigen wie Hamburger Gasteltern ihre kleinen Patienten auch nach deren Rückreise nach Afghanistan weiter unterstützen. Schulgeld soll zum Beispiel helfen, dass die afghanischen Kinder für ihre Zukunft lernen. Wir haben zwei ehemalige Herz-Kinder in Kabul besucht. Beide wollen Medizin studieren, um ihrem Land zu helfen.