ab 6.11. auf RTL+

Zeit Verbrechen

Teaser

In vier Filmen setzen sich vier herausragende Regisseur:innen mit Grenzen und Möglichkeiten des (True)-Crime-Genres auseinander. Jeweils inspiriert von einer Episode des Podcasts "Zeit Verbrechen", der mit rund fünf Millionen Streams im Monat einer der meistgehörten und erfolgreichsten Podcasts Deutschlands ist, inszenieren Helene Hegemann ("Axolotl Overkill"), Faraz Shariat ("Futur Drei"), Mariko Minoguchi ("Mein Ende. Dein Anfang.") und Jan Bonny ("Wintermärchen") vier radikale und außergewöhnliche Kriminalfilme jenseits von Genrekonventionen. Die preisgekrönte Anthologie-Serie, die nach der Berlinale und dem Film Festival Cologne ihre Streaming-Premiere in Deutschland exklusiv auf RTL+ feiert, überzeugt mit einem hochkarätigen Ensemble (u.a. Lavinia Wilson, Lars Eidinger, Zethphan Smith-Gneist, Sandra Hüller).

Neben den vier fiktionalen Episoden zeigt RTL+ auch die vier Dokumentationen "Zeit Verbrechen – Spurensuche", die an die Spielfilme anknüpfen und bestimmte Aspekte des jeweiligen Falles vertiefen. Protagonistin der Dokus ist Sabine Rückert, Gründerin von ZEIT VERBRECHEN, die durch die Fälle führt. Sie startete den Podcast "Zeit Verbrechen" im April 2018.

Die vier Filme sowie die vier Dokumentationen sind mit dem Start am 6.11. als Box-Set auf RTL+ verfügbar; alle Folgen des Podcasts von "Zeit Verbrechen" sind ebenfalls auf RTL+ abrufbar.

"Dezember" von Mariko Minoguchi

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Tim ist mit Freunden im Club und genießt den Abend in vollen Zügen. Die ausgelassene Stimmung kippt, als er plötzlich die Kontrolle verliert. Wenig später wird er von einem Krankenwagen auf der Straße eingesammelt, doch die Sanitäter sehen keinen Handlungsbedarf. Auch die Polizei ist nicht bereit, Tim nach Hause zu bringen. Der 18-Jährige macht sich allein auf den Weg. Mitten in der Nacht klingelt er bei Fremden, die ihn ebenfalls so schnell wie möglich loswerden wollen. Wieder erscheint die Polizei, dieses Mal nimmt sie Tim mit und setzt ihn kurz darauf mitten auf einer einsamen Landstraße ab. Mit letzter Kraft kämpft sich Tim durch die aussichtslose Dunkelheit. Er wird den Weg nach Hause nicht mehr finden. Wer stellt sich der Verantwortung für seinen Tod?

Cast:
Samuel Benito 
Lisa Hagmeister
Kailas Mahadevan 
Sebastian Zimmler 
Aljoscha Stadelmann 
Shadi Eck
Carlo Stolle 
Jule Hermann 
Lisa Hofer 
Eser Duran
Clara Aileen Bowen 
Johannes Benecke

Statement Mariko Minoguchi
"Es geht um die wahre Geschichte von Tim, der bei einem Autounfall tödlich verunglückte, nachdem ihn zwei Polizisten ausgesetzt haben. Die Podcastfolge '110 - Bei Anruf Tod' beleuchtet die Ermittlung und stellt die Frage, wie oft wir in entscheidenden Momenten wegsehen oder nicht helfen. Die Geschichte wird in Echtzeit und als One-Shot erzählt, um die Perspektive von Tim zu zeigen. Die Umsetzung von True Crime als fiktionaler Film war eine Herausforderung , aber rund 85% der Nacht konnten durch Zeugenaussagen rekonstruiert werden. Die Dreharbeiten haben mich nachhaltig beeinflusst, meine Sichtweise auf Situationen zu ändern und sich mit unbequemen Dingen auseinanderzusetzen."

Das vollständige Statement können wir Ihnen gerne auf Anfrage schicken.

"Deine Brüder" von Helene Hegemann

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Cem und seine fünf besten Freunde sind seit Kindheitstagen eine verschworene Gemeinschaft. Sie sind für ihn seine wahre Familie. Doch Cem verändert sich. Er wird brutaler und härter, bedroht seine Freunde und versetzt ihre Angehörigen in Angst und Schrecken. Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie nimmt er die Medikamente, die ihm die Ärzte verordnet haben, nicht ein. Gewaltandrohungen und aggressive Ausbrüche werden immer häufiger. Was in ihm geschieht, bleibt für seine Außenwelt unverständlich. Nur bei Lara ist er anders. Ihr ist seine Welt fremd, vielleicht ist das der Grund, warum er sie so mag. Cems Freunde sind zerrissen zwischen der Loyalität ihrem Kindheitsfreund gegenüber und der Angst vor der immer größer werdenden Gefahr, die von ihm ausgeht. Irgendwann wird diese Angst so groß, dass sie sich in einem brutalen Akt von Selbstjustiz entlädt.

Cast:
Zethphan Smith-Gneist
Lavinia Wilson
Luna Wedler
Eren M. Güvercin
Adrian Vasile But
Berke Cetin
Esmael Agostinho
Furkan Yaprak
Anke Kellerer
Roland Bonjour
Tom Lass
Frank Büttner
Detlev Buck

Statement Helene Hegemann
"Die Medien behandeln diesen Mord als einen milieu-internen Racheakt, dem wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Doch die Geschichte in meinem Film entfaltet sich als eine griechische Tragödie, die politische und poetische Kraft enthält. Es geht um die Unzulänglichkeit von Jungs, die nicht gehört werden und keine Mittel haben, um ein erwachsenes Leben zu führen. Das Opfer, Cem, ist eine Mischung aus 'Hamlet' und 'Taxi Driver', ein Mann, der nur im Tod Erlösung findet. Der Film bewegt sich auf zwei Ebenen: Der Gerichtsprozess bringt Klarheit über das Ereignis, während parallel dazu das Portrait eines Menschen entsteht, der die Rationalität des Justizsystems sprengt."

Das vollständige Statement können wir Ihnen gerne auf Anfrage schicken.

"Der Panther" von Jan Bonny

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Johnny nennt sich "der Panther". Er ist ein Trickser und Fummler, ein total netter Kerl und ein rücksichtsloser Krimineller, eine menschliche Katastrophe und ein liebender Vater; aber vor allem ist er ein Spieler. Als V-Mann besorgt er der Polizei Informationen über kriminelle Banden und kassiert auf beiden Seiten ordentlich ab. Weil er aus seinen Schulden rauswill, weil er seiner drogensüchtigen Tochter ein neues Leben versprochen hat, weil er ständig erzählt, dass er bald nach Vietnam abhaut. Völlig egal, was davon stimmt und was nicht, Johnny braucht Cash. Um im Milieu weiter aufzusteigen, zieht er mithilfe der Polizei brutale Aktionen durch. Als er den Bandenchef Porno kennenlernt, sieht er seine Chance auf den Jackpot gekommen: Er wird sie alle austricksen, Bullen und Gangster, und dann endlich abhauen, nix und niemanden mitnehmen als die Tausender in seiner Tasche. Denn ein Panther denkt nur an sich selbst, muss frei sein, muss allein sein, stimmt’s, Johnny? Allein bis in den Tod.

Cast:
Lars Eidinger
Anna Bederke
Marc Poersken
Sahin Eryilmaz
Magdalena Laubisch
Aissa El Mkllaki
Youness Aabbaz
Benjamin Höppner
Philippine Pachl
Karim Aouana
Joachim Król

Statement Jan Bonny
"Johnny ist ein egoistischer, radikal liberaler Charakter, der sowohl Händler als auch Spieler ist. Er ist liebesfähig, aber auch betrügerisch und gewalttätig. Wie sollen wir uns ihm gegenüber verhalten? Der 'Zeit Verbrechen'-Podcast 'Unter Wölfen' kann als Geschichte eines Untoten betrachtet werden, der die endlose Gegenwart verkörpert. Die Stadt Leverkusen steht für eine verzockte Zukunft und sehnt sich nach Wiederauferstehung. Johnny könnte ein Arbeiter im Weinberg sein, unter einem leuchtenden Kreuz zwischen zwei Autobahnen."

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"Love by Proxy" von Faraz Shariat

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Der verwitwete Ralf ist verliebt in die junge US-Amerikanerin Earlie Thomas. Sie ist schön und mysteriös und sie ist in großer Gefahr: Um das Erbe ihres ermordeten Vaters anzutreten, ist sie nach Ghana gereist, merkt dort aber bald, dass ihre Familie, die seit der Kolonialzeit eine der größten Goldminen des Landes besitzt, einige Feinde hat. Sie gerät in einen Strudel undurchsichtiger Machenschaften. Rettung naht, als Mr. Saw, der ehemalige Bodyguard von Earlies Vater, sich bereit erklärt, Earlie mitsamt ihrem Erbe nach Deutschland zu bringen. Dafür ist Ralfs Unterstützung unerlässlich. Zwischen Ghana und Deutschland entspinnt sich eine Liebesgeschichte und für Ralf beginnt das Abenteuer seines Lebens: Earlie muss überleben — koste es, was es wolle.

Cast:
Maja Simonsen
Fiifi Jefferson Pratt
Jan Henrik Stahlberg
Sandra Hüller
Briggitte Akosua Appiah
Maame Esi Otsibu
Kobina Amissah-Sam
Sophie Rois
Benjamin Radjaipour

Statement Faraz Shariat
"Eine kommerziell erfolgreiche Actiongeschichte benötigt bestimmte Elemente: einen Helden, ein Liebesinteresse, einen Antagonisten und einen unrealistischen Plot. Doch im echten Leben sind Abenteuer und Liebe nicht so glamourös. Menschen sehnen sich nach dieser großen Geschichte, aber oft sind sie einsam und verzweifelt. Der Antagonist ist komplexer als im Film, mit vielen strukturellen Benachteiligungen. 'Love by Proxy' erzählt eine Geschichte von Fantasie, Vorurteilen und Rache. Es geht um das Ego weißer Männer und um das Abenteuer namens Liebe."

Das vollständige Statement können wir Ihnen gerne auf Anfrage schicken.

"Zeit Verbrechen – Spurensuche"

Sabine Rückert, Gründerin von ZEIT VERBRECHEN, rollt mit dem Team ihres berühmten True-Crime-Podcasts in der Doku-Serie "Zeit Verbrechen – Spurensuche" die spektakulären Fälle, auf denen die vier Spielfilme basieren, noch einmal auf. Sie dringen tiefer ein in wichtige Fragen der Fälle, beleuchten Aspekte von gesellschaftlicher Relevanz und diskutieren mit forensischen Psychiaterinnen, Toxikologen, Anwälten, Rockern, Scammern, Pornostars, Regisseurinnen und Historikern.

"110 – Bei Anruf Tod" (Film "Dezember")

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Obwohl Robert (18) schwer betrunken in der Obhut der Polizei war, kommt er auf rätselhafte Weise in völliger Dunkelheit auf einer Landstraße ums Leben. Sabine Rückert spricht mit einem Gerichtsmediziner und dem Anwalt der Hinterbliebenen über diesen tragischen Fall, der vor Gericht eine unerwartete Wendung nahm.

"Ein Fall von Selbstjustiz" (Film "Deine Brüder")

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Fünf Jugendfreunde erstechen ihren Anführer auf offener Straße. Das Gericht tut den Fall als Messerstecherei unter Migranten ab. Als Sabine Rückert 20 Jahre später an den Tatort zurückkehrt, blickt sie mit einer forensischen Psychiaterin in einen Abgrund, der noch immer Fragen aufwirft. Mit der Autorin und Regisseurin Helene Hegemann spricht Sabine Rückert über die Grenzen des Erzählbaren und darüber, warum dieser Fall sie beide so tief berührt hat.

"Unter Wölfen" (Film "Der Panther")

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Ein V-Mann gerät zwischen die Fronten einer Rockerbande und der Polizei. "Zeit Verbrechen"-Kriminalreporter Daniel Müller spricht mit einem echten Kenner der Szene über Motorradbanden und ihr Verhältnis zum Rechtsstaat. Indes trifft sich Sabine Rückert mit dem Anwalt des V-Manns. Nachdem die Polizeibeamten diesen fallen ließen, kommt ihr Vertuschungsversuch ans Licht. Ein Fall, der für Rechtsstaat und Politik nicht folgenlos blieb.

"Die Venusfalle" (Film "Love by Proxy")

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Herr K. fiel einem Romance-Scam im Internet zum Opfer. ZEIT-Reporter Henning Sußebach reist zu den Ursprüngen des Falls nach Ghana, wo er den jungen Romance-Scammer Yao trifft. Sieht Yao sich selbst als Verbrecher? Mit der Schriftstellerin Nana Oforiatta Ayim spricht Sußebach über das Storytelling-Handwerk der Scammer, während sich Sabine Rückert in Berlin mit dem Pornostar Texas Patti trifft, deren Identität im Internet gestohlen wurde.

Festivals und Auszeichnungen

Berlinale - Panorama
Film Festival Cologne – Top TV

Deutsches Fernsehkrimi-Festival
*Auszeichnung als Krimiserie des Jahres

Deutscher Schauspielpreis
*Auszeichnung als Bestes Ensemble
*Nominierung als Beste Dramatische Hauptrolle: Lars Eidinger in "Der Panther"
*Nominierung als Bester Nachwuchs: Samuel Benito in "Dezember"

Bunte New Faces Award
*Auszeichnung als Bester Nachwuchsschauspieler: Zethphan Smith-Gneist in "Deine Brüder"

Deutscher Kamerapreis
*Auszeichnung in der Kategorie Beste Kamera: Christopher Aoun für "Deine Brüder"
*Nominierung in der Kategorie Bester Filmschnitt: Friederike Hohmuth, Andi Pek für "Love by Proxy"

TeleVisionale Baden-Baden
*Nominierung Deutscher Serienpreis

Interview mit Produzent Jorgo Narjes

Wie sind Sie auf "Zeit Verbrechen" aufmerksam geworden?
Jorgo Narjes: Ende 2019 bin ich auf den Podcast "Zeit Verbrechen" gestoßen und war sofort begeistert. Die gut recherchierten Geschichten, die sich von anderen True-Crime-Formaten abheben, haben mich fasziniert. Gemeinsam mit Uwe Schott von X Filme habe ich mich um die Verfilmungsrechte bemüht und konnte das Team von "Zeit Verbrechen" nach einem Wettbewerb überzeugen. Die Tatsache, dass der Podcast über fünf Millionen monatliche Streams verzeichnet und immer beliebter wird, war sicherlich reizvoll. Aber vor allem waren es die fesselnden Geschichten und die intensive Recherche, die mich und mein Team interessiert haben. Wir freuen uns darauf, diese Vielfalt an Fällen in unterschiedlichen Filmen zum Leben zu erwecken.

Wie sind Sie bei der Auswahl der Geschichten für die Adaption vorgegangen?
JN: Für die Adaption der Serie war es schnell klar, dass wir eine Anthologie-Serie machen wollten, um dem Geist des Podcasts gerecht zu werden. Jede Folge sollte eigenständig sein. Uns war wichtig, Regisseur:innen und Autor:innen mit einer eigenen Handschrift für die Filme auszuwählen. Vier der aufregendsten Filmemacher:innen Deutschlands – Mariko Minoguchi, Faraz Shariat und das Jünglinge-Kollektiv, Helene Hegemann und Jan Bonny – wurden ausgewählt. Sie hatten die Freiheit, die Geschichten aus dem reichhaltigen Angebot von "Zeit Verbrechen" auszuwählen, die sie ansprachen. Die filmische Bearbeitung sollte kein reiner Nachbau sein, sondern den persönlichen Blick der Regisseur:innen auf die ausgewählten Geschichten widerspiegeln.

Lassen Sie uns einen Blick auf die einzelnen Filme werfen. Nummer 1: "Dezember" von Mariko Minoguchi...
JN: Der Film "Dezember" von Mariko Minoguchi erzählt die tragische Geschichte eines 18-jährigen Jungen, der von der Polizei nachts auf offener Straße ausgesetzt wird und tödlich verunglückt. Der Film zeigt schonungslos die Versäumnisse und die Realität hinter diesem Vorfall auf. Es handelt sich um eine Echtzeiterzählung, die mit beeindruckender Kameraarbeit und einer starken schauspielerischen Leistung aufwartet. Die Geschichte berührt tief und verdeutlicht die tragischen Konsequenzen der Handlungen der beteiligten Institutionen.

Nummer 2: "Deine Brüder" von Helene Hegemann...
JN: Der Film "Deine Brüder" von Helene Hegemann behandelt einen komplexen Fall, der sich rund um einen Gerichtsprozess entwickelt. Es geht um fünf Jungs, die ihren besten Freund umbringen, der an einer Psychose litt. Der Film zeigt eindrücklich die Vielschichtigkeit eines solchen Falls und hinterfragt das vereinfachte Bild, das die Gesellschaft und die Presse oft von solchen Taten zeichnen. Helene gelingt es, mit einem beeindruckenden Ensemble, angeführt von Zethphan Smith-Gneist in der Rolle des Cem, die Uneindeutigkeit des Falles aufzuzeigen. Die Inszenierung war eine besondere Herausforderung, vor allem in den Gerichtssaalszenen mit einem großen Ensemble, darunter Darsteller:innen wie Lavinia Wilson, Luna Wendler, Eren M. Güvercin und Detlev Buck.

Nummer 3: "Der Panther" von Jan Bonny...
JN: Jan Bonny entwirft ein sehr hartes, realistisches Bild einer kriminell organisierten Rockergang. Diese Geschichte haben wir in Leverkusen angesiedelt. Der Film folgt weit über eine Stunde eigentlich ausschließlich einer Figur, einem V-Mann, gespielt von Lars Eidinger, der sich immer weiter verstrickt in den Dynamiken zwischen einer Rockergang und der Polizei. Jan Bonny war es sehr wichtig, mit vielen Laien zu arbeiten und Lars Eidinger ganz bewusst in einen solchen Kontext zu setzen. Alles, um den spürbaren, rauen Realismus zu verstärken. Die Gewerke haben unglaublich gute Arbeit geleistet, beispielsweise das Szenenbild von Julia Maria Baumann und die Kamera von Jakob Berger, der über Stunden hautnah an den Schauspieler:innen dran war.

Nummer 4: "Love by Proxy" von Faraz Shariat und dem Jünglinge-Kollektiv...
Der Thriller "Love by Proxy" verbindet auf spielerische Weise moderne visuelle Elemente mit klassischen Film-Noir-Ästhetik. Gleichzeitig legt der Film großen Wert auf politische und postkoloniale Aspekte. Wir, die Autoren Raquel Dukpa, Paulina Lorenz, Faraz Shariat und ich, haben bewusst mehr Raum für die ghanaische Perspektive geschaffen. Der Film zeigt jedoch, dass die Realität viel komplexer ist als einfache Opfer- und Täterkategorien. Wir werfen einen Blick auf die ghanaische Gesellschaft, um ihre vielschichtigen Dynamiken besser zu verstehen. "Love by Proxy" wurde in Englisch und Twi gedreht und beinhaltet auch deutsche Passagen. Wir sind sehr froh darüber, dass Jan-Henrik Stahlberg und Sandra Hüller Teil des Films sind.

Waren Sie von jedem Projekt auf eine andere Weise gefordert?
JN: Ja, das war der Reiz des Projekts. Die vier Filmemacher:innen und ihre Filme waren sehr unterschiedlich. Jede:r Regisseur:in und jeder Film hatte eigene Anforderungen. Es war wichtig für mich, im Verlauf des Drehbuchprozesses zu verstehen: Wie funktionieren die individuellen Personen, wie arbeiten sie, was ist ihnen wichtig? Diese Vielfalt spiegelte sich auch in den Geschichten wider, die wir adaptiert haben. Als Produzent bin ich normalerweise stark involviert, auch vor Ort am Set und als kreativer Ansprechpartner. Daher war es mir wichtig, nah an meinen Regisseur:innen zu sein, um ihnen bei der bestmöglichen Umsetzung ihrer Vision zu helfen und sie so weit wie möglich zu unterstützen.

Interview mit Sabine Rückert, Gründerin von ZEIT VERBRECHEN

Sabine Rückert startete den Podcast ZEIT VERBRECHEN im April 2018 gemeinsam mit Andreas Sentker, Geschäftsführender Redakteur der ZEIT und Herausgeber des Magazins ZEIT Wissen. Er ist heute mit monatlich rund fünf Millionen Streams einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts. Rückert und Sentker hosten das Format im Wechsel mit Anne Kunze, Kriminalreporterin der ZEIT und Daniel Müller, Chefredakteur des Kriminalmagazins ZEIT VERBRECHEN.

Welche Elemente machen "Zeit Verbrechen" besonders fesselnd und einzigartig?
Sabine Rückert: Es sind unsere Geschichten. Wir haben sie selbst recherchiert, wir haben die beteiligten Menschen selbst kennengelernt. Was geschieht, ist wahr und in unserer Nähe passiert.

Der Podcast "Zeit Verbrechen" ist bereits auf RTL+ verfügbar. Wie haben Sie das Format des Podcasts entwickelt und welche Rolle spielt er in der Gesamterfahrung von "Zeit Verbrechen"?
SR: In gewisser Weise bin ich selber "ZEIT Verbrechen". Ich war lange Jahre die Kriminalreporterin der ZEIT und habe die Marke kreiert. Das Magazin, den Podcast. Dabei gab es wenig Vorbereitung, wir haben einfach angefangen: Stephan Lebert und ich erfanden das Magazin, Andreas Sentker und ich setzten uns in mein Büro und ich erzählte ihm die Fälle aus meinen Jahren in den deutschen Gerichten und als Kriminalreporterin.
Wir haben einfach angefangen, ohne große Vorbereitung. Das Know-How war in uns drin. Das gibt es nur bei der ZEIT. DIE ZEIT unterstützt solche spontanen Initiativen aus dem Inneren der Belegschaft. Später kamen dann Anne Kunze hinzu, meine Nachfolgerin und heutige Kriminalreporterin der ZEIT, und Daniel Müller, der das Magazin von mir übernommen hat.

True Crime ist ein sehr beliebtes Genre. Was denken Sie, fasziniert die Zuschauer und Hörer an Verbrechen und deren Aufklärungsgeschichten?
SR: Das müssen Sie eigentlich die Zuschauer fragen, nicht mich. Aber ich denke, wer jedenfalls uns zuhört, wirft auch einen Blick in die eigene Seele. Bei uns gibt es keine Monster, sondern nur Menschen. Auch wenn sie böse handeln – sie haben ihre Geschichte und ihre Gründe.

Welche von den vier Episoden ist die für Sie interessanteste oder beeindruckendste Geschichte und wieso?
SR: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Zwei der vier Geschichten ("Dezember" und "Deine Brüder") habe ich selber recherchiert und geschrieben. Ich habe mit den Fällen hautnah zu tun gehabt, bei einem Fall habe ich mich sogar ins Verfahren eingemischt, weil die Sache schiefzugehen drohte. Natürlich sind mir diese beiden Folgen besonders nah.
Die Folge "Der Panther" stammt vom Chefredakteur unseres Kriminalmagazins, Daniel Müller. Und "Love by Proxy" hat Henning Sußebach, einer unserer Star-Reporter, recherchiert und aufgeschrieben. Beide haben erhebliche und wochenlange Arbeit in die Fälle gesteckt.

Wie gehen Sie bei der Recherche für "Zeit Verbrechen" vor und welche Herausforderungen stellen sich bei der Darstellung wahrer Verbrechen?
SR: Wir recherchieren zunächst einfach nur für DIE ZEIT. Für unsere Zeitung. Dabei treiben wir viel Aufwand, Kriminalreportagen müssen sitzen, da kann man nicht Fünfe gerade sein lassen. Jeder Fehler rächt sich sofort, denn wir unterliegen dem Presserecht und dem Strafrecht. Das gilt für die Texte und auch für den Podcast. Und dann wissen wir natürlich, dass die Beteiligten – also: Hinterbliebene, aber auch Täter, Richter, Staatsanwälte und Kriminalbeamte – uns zuhören. Wir arbeiten unter permanenter Beobachtung.

Wie hat sich Ihre Arbeit an "Zeit Verbrechen" auf Ihre Sichtweise von Verbrechen und der menschlichen Natur im Allgemeinen ausgewirkt?
SR: Ich glaube nicht mehr alles, was ich sehe oder was mir weisgemacht werden soll. Es gibt viel Wahnsinn in der Welt und eine Menge Interessen da draußen und nicht alle sind berechtigt. Manche sind sogar übel. Ein guter Kriminalreporter darf nicht auf krumme Absichten hereinfallen.
Und natürlich hat sich mein Blick auf die Strafverfolgungsbehörden geändert. Es gibt viele gute Polizisten und Staatsanwälte in Deutschland, aber es gibt auch manch böse, verbissene und vom Jagdfieber getriebene Person darunter, die dem Bürger mehr Schaden zufügt als ein Verbrecher. Das habe ich gelernt: Vorsicht auch vor Ermittlern.

Welche Botschaft oder welchen Eindruck möchten Sie, dass die Zuschauer und Hörer von "Zeit Verbrechen" mitnehmen?
SR: Das überlasse ich dem Zuschauer. Ich erzähle, was wahr ist. Was der Hörer oder Zuschauer daraus lernt, ist seine Sache.

Was ist das Besondere an den vier Dokumentationen und was ist der Mehrwert der Dokus, nachdem man schon die Filme gesehen und die Podcast-Folgen gehört hat?
SR: Die Dokus zeigen den wahren Fall hinter dem Verfilmten. Und auch Begegnungen mit Beteiligten, die im Podcast nicht vorkommen. Dabei haben wir auf Begegnungen mit Opfern vollständig verzichtet. Bis auf den "Panther", der sich größere Freiheiten erlaubt, weichen die verfilmten Fälle zwar nur geringfügig von der Realität ab. Aber trotzdem ist es interessant, den echten Sachverhalten dahinter einmal zu begegnen.