Du bist seit 2010 fest beim Cast von "Polizeiruf 110", man kennt dich auch von "Götz von Berlichingen" und "Der Club der roten Bänder" – Fakt ist, man kennt deine Stimme, man kennt dein Gesicht, wie schwer ist es da jemanden kennenzulernen?
A: Ganz ehrlich, ich mache mir über solche Dinge eigentlich nie Gedanken. Erst wenn ich spüre, dass mein Gegenüber mich erkannt hat, dann verhält sich der Mensch immer etwas anders. Aber ich glaube, ob ich jemanden date oder wann ich jemanden date, das passiert einfach.
Macht es für dich einen Unterschied, dass du prominent bist – hast du da manchmal Sorge, dass dich jemand nur aus diesem Grund datet?
A: Das fliegt immer sehr schnell auf, aber das ist mir natürlich schon passiert. Man spürt, ob das echt ist oder nicht. Irgendwann passieren dann sehr seltsame Dinge und das ist für mich somit uninteressant. Daher finde ich das hier so spannend, dass mein Date nicht weiß, wer ich bin und ich auch nicht weiß, wer sie ist. Vielleicht erkennt sie mich nicht, was sehr toll wäre, da es so eine Art Normalität bekommt. Aber das ist nicht der Grund, warum ich hier mitmache, ich finde diese Sendung sehr charmant. Es ist die einzige Dating-Sendung im deutschen Fernsehen, wo sich nicht über die Menschen lustig gemacht wird und wo sie nicht in die Pfanne gehauen werden. Roland Trettl macht es wirklich sehr zauberhaft, er geht auf die Leute ein, er nimmt das Ganze und die Person sehr ernst. Ich habe noch nie Onlinedating gemacht, das ist sozusagen mein erstes Mal und ich bin sehr aufgeregt und nervös. Das ist keine Rolle, die ich jetzt spiele, das bin ich und so ein Date ist etwas sehr Intimes und sehr Privates, da können sich Gespräche entwickeln, die sehr tiefgreifend sind und dann schauen ja doch ein paar Millionen zu – ich freu mich drauf.
Worauf achtest du bei einer Frau, ob sie gut riecht oder schöne Zähne hat? Und was ist das Erste, worauf du achtest?
A: Da können mich jetzt vielleicht viele für verrückt halten, aber ich finde Hände wichtig. Ich finde es aber auch wichtig, wenn eine Frau lackierte Nägel hat, dass der Nagellack nicht abblättert, das kann ich nicht ausstehen. Das Schlimmste ist, wenn sie es an den Füßen haben und es da abblättert, das ist für mich ein No-Go. Ich kann gar nicht sagen, ob es ein spezielles Element oder etwas Bestimmtes ist, irgendwas muss mich einfach ansprechen, dabei kann ich nicht sagen, was es genau ist – bei der einen Person ist es das bei der anderen das – man verliebt sich sofort in irgendwas bei diesem Menschen. Ich habe gesagt, dass sie lustig sein soll, sie soll im eigenen Leben stehen und nicht erwarten, dass ich sie glücklich mache, sie soll bereits glücklich sein. Sie sollte eine starke Frau sein - natürlich soll sie hübsch sein.
Würdest du das Geheimnis lüften, wenn du merkst, dass die Frau dich nicht erkennt und fragt, was du beruflich machst?
A: Das habe ich mich auch gefragt, was ich dann sagen würde, aber lügen ist ja auch scheiße. Wenn ich sage 'Ich bin Starkstromelektriker', lüge ich und eine Beziehung, die auf Lügen basiert, ist immer schlecht. Also würde ich sagen, dass ich Schauspieler bin, das ist ja ein normaler Beruf. Allerdings würde ich es nicht breittreten, das kann man ja später bereden. Ich würde beim ersten Date versuchen, nicht zu fragen, 'Na was machst du so, was ist dein Beruf', das ist mir doch egal, was sie macht. Ich muss erst einmal sehen, ob ich ein Gefühl für diesen Menschen habe und ob sie ein Gefühl für mich hat, ist sie interessiert an mir, wie schaut sie mich an.
Würdest du ein Date abbrechen, wenn du merkst, dass es gar nicht funktioniert?
A: Ja, sofort, das habe ich schon Tausend Mal gemacht. Da würde ich sagen 'Du Schatz, pass auf, das war echt ein netter Versuch, aber das funktioniert nicht. Irgendwie habe ich kein Gefühl dafür und bevor wir das in die Länge ziehen, lass uns das doch abbrechen'. Das habe ich schon ein paar Mal gemacht, wenn mich das langweilt, schlaf ich doch ein oder sie schläft ein und das ist ja auch nicht schlimm.
Würdest du das gemeinsame Essen noch mitnehmen oder dich noch unterhalten?
A: Nee, du müsstest dann eine Stunde reden und das langweilt mich.
Wenn sie auf den ersten Blick nicht dein Typ ist, würdest du dann auch abbrechen?
A: Nee, da würde ich schon erst einmal mit ihr reden. Man verliebt sich oft auch auf den zweiten Blick, es muss ja nicht immer der erste Blick sein. Ich war mit einer Frau zusammen, die habe ich über die Jahre immer wieder getroffen, da war nichts – und plötzlich hat es gefunkt. Das ist spannend.
Deine Jugend war am Anfang nicht so einfach, hat dich das in irgendeiner Art und Weise geprägt?
A: Das denke ich schon. Ich denke, dass ich die Summe meiner Erlebnisse und meiner Erfahrungen bin. Man sollte sein Leben immer wieder neu reflektieren und sich selbst reflektieren. Man darf sich nicht in dieser Opferrolle zurechtfinden, sondern diese ablegen irgendwann. Man muss erwachsen werden und Verantwortung für sein eigenes Tun, sein Handeln und seine Worte übernehmen. Ich glaube, dass sowohl Selbstreflexion ganz wichtig ist als auch das Anerkennen von seinen Stärken und Schwächen und dass man zu beidem stehen kann, da es menschlich ist – keiner ist Superman.
Was ist deine Macke?
A: Ich habe viele Macken, wenn ich einen Film drehe, darf ich keine neue Serie anfangen, weil ich sonst nur noch Serien schauen würde, ich kann das nicht ausschalten. Eine andere Macke ist, dass ich sonntags gerne auf dem Sofa liege, etwas lese, frühstücke und dann eher nicht mehr aufstehe. Sonntags bin ich ein Couch-Potato und würde auch nicht mehr rausgehen. Ich bin eher ein fauler Mensch.
Du erlebst viel im Alltag, brauchst du dadurch privat weniger Action?
A: Ich bin sieben Monate im Jahr in Hotels und drehe. Wenn ich arbeite, sind immer 60-70 Leute um mich herum, da genieße ich diese Ruhe sehr, dieses Alleinsein, für mich zu sein und meinen Rhythmus zu haben. Man ist immer unterwegs, ständig Leute und du musst funktionieren und da finde ich es sonntags sehr entspannend, meine Wohlfühlhose anzuziehen und auf dem Sofa zu sitzen.
Wie ist es denn, wenn die Frau weit von dir entfernt wohnt – du wohnst in Berlin, was wäre, wenn sie aus München kommt?
A: Dann fährt man oder fliegt dorthin, in einer Stunde ist man da. Heutzutage sind wir so mobil, alles geht schnell. Selbst wenn ich von Charlottenburg zum Prenzlauer Berg fahre, dann kann es auch sein, dass ich eine Stunde brauche. Sonntags allerdings nie, da kann sie gerne zu mir kommen.
Du hast mal daran gedacht, deine Schauspielkarriere aufzugeben, was ist passiert, dass du es nicht getan hast?
A: Das hat etwas mit der Selbstreflexion zutun. Ich hatte 2007 eine Krise, Trennung und habe aber auch erkannt, dass meine Karriere zwar in Ordnung war, aber nicht vorwärtsgeht. Ich musste für mich entscheiden, will ich das noch – will ich mit 10 Mark in der Woche leben oder will ich das nicht. Ich habe dann ein halbes Jahr innerlich mit mir gerungen und dann gesagt 'Ich habe mehr erreicht, als ich damals als kleiner Bub in Konstanz jemals gedacht hätte' und bis hierhin ist es gegangen und jetzt geht es nicht weiter. Dadurch habe ich losgelassen und wenn man loslässt, dann ist man offen. Ich hatte schon die Wohnung in Konstanz, ich hatte einen Job bei Freunden im Restaurant – alles war geklärt. Und dann bekam ich einen Anruf, dass ich den Regisseur für den Polizeiruf treffen soll, ich bin dann mit meinem Fahrrad dahingefahren, habe mich eine Stunde mit ihm unterhalten, bin wieder auf mein Fahrrad gestiegen, nach Hause gefahren und da hat er schon angerufen, dass ich die Rolle habe. Ich glaube, dass das Leben dir ganz viel geben will, du musst aber auch bereit sein, das anzunehmen. Nicht verbissen sein und nicht zu sehr wollen, wenn man immer unbedingt was will, dann gerät es in weite Ferne und gerade in der Zwischenmenschlichkeit, wenn ich spüre, jemand will unbedingt was von mir, dann finde ich das eher abturnend.
Kann man dich durch Verbissenheit verprellen – wenn die Frau dich toll findet und du merkst, dass sie beim ersten Date schon sehr dringend eine Beziehung sucht?
A: Ja klar, dann bin ich weg. Wie kann man denn beim 1. Date schon sagen 'Heirate mich' oder 'Ich habe mich in dich verliebt'. Das ist doch Quatsch, wir sind doch keine zwölf Jahre alt, das muss doch wachsen, man muss Raum lassen. Es geht nicht darum, was ich oder sie will in diesem Moment, da sind zwei Menschen, die im besten Sinne zusammenfinden sollen und da braucht jeder Raum. Man muss sich kennenlernen, das ist die schönste Phase, die gibt es nie wieder – das ist Magie.
Hast du dich schon einmal in eine Schauspielerin verliebt?
A: Wenn du eine intensive Beziehung mit einer Kollegin spielst, dann öffnest du dich und sie sich auch, man kommt sich emotional sehr nah. Und als ich jung war, habe ich mich dann immer gleich verliebt, man verwechselt das. Jetzt passiert mir das nicht mehr, ich mache meinen Job und gehe dann nach Hause – ich liebe meinen Job. Natürlich verlieben sich Kollegen untereinander, da dort ein Verständnis für diese Arbeit, für das Verrückte, was wir da machen, ist und das können viele gar nicht verstehen. Für viele ist es schwierig, was ich auch verstehen kann, denn wenn man es im Fernsehen anschaut, sieht es echt aus, was die Schauspieler machen. Es kann alles passieren, es kann eine Schauspielerin sein, wer auch immer – ich laufe mit offenen Augen durch die Welt, aber ich suche nicht, denn ich glaube, dass die Liebe jemanden findet, wenn man dafür bereit ist – ich bin neugierig.