Mit mindestens 332 Mordverdachtsfällen, 87 nachgewiesenen Morden, drei Mordversuchen und einer Körperverletzung mit Todesfolge ist der Krankenpfleger Niels Högel für die größte deutsche Mordserie seit Ende des 2. Weltkriegs verantwortlich. Auch heute, über 20 Jahre nach dem ersten Mord, ist unklar, wie viele Opfer es wirklich gibt. Wie konnte es passieren, dass Niels Högel zu dem wurde, was die Medien als das personifizierte Böse deklarierten? Was für ein Mensch ist Niels Högel und welche psychischen Dispositionen trieben ihn an, scheinbar wie im Mordrausch zu töten?
In einem Telefon-Interview gibt Serien-Mörder Niels Högel Einsichten in seine Motivlage. Er erzählt uns aus seiner Sicht, warum er mit seinen Taten begann und weshalb er sich bei jeder Tat erneut bewusst für das Böse entschied. Der Psychiater, Gerichtsgutachter und Experte für Serienmord, Reinhard Haller, erstellt aufgrund des Interviews ein Psychogram Högels und entlarvt dessen Lügen und Beschönigungen.
In seinem ersten TV-Interview überhaupt nimmt uns Högels Vater Dietrich mit auf eine Reise in die Kindheit und Jugend des Täters. Er verrät uns, wie sein Sohn als Kind nicht gegen die Angst vor dem Alleinsein ankam und wie er als Teenager zum Frauenhelden und um Aufmerksamkeit buhlenden Angeber wurde. In bewegenden Worten beschreibt er uns seine Gefühle während der Verhaftung und sämtlicher Prozesse gegen seinen Sohn. Niels Högel gibt es für seine Familie zweimal: als Sohn, mit dem sie täglich telefonieren, und als Serienmörder, wie er im Gefängnis sitzt und über den zurecht die schwerste Strafe der deutschen Rechtsprechung verhängt wurde.
Opferangehörige wie Christian Marbach, Katrin Lohmann und Bernd Brinkers berichten mit emotionalen Worten von ihrem frühen Verdacht, dass ihre Lieben unter seltsamen Umständen in den Oldenburger und Delmenhorster Krankenhäusern zu Tode kamen. Und wie sie der verhängnisvoll schwerfälligen Justiz Beine machen mussten, bis die endlich ermittelte und den vollen Umfang Högels Taten offenlegte.
Frank Lauxtermann war früher Kollege von Högel im Klinikum Oldenburg. Er berichtet glaubhaft, wie sehr viele Kollegen schon früh einen konkreten Verdacht gegen den auffälligen Pfleger gehegt hätten.
Matthias Corssen war einst ein Freund von Niels Högel. Er erzählt uns seine packende Geschichte, wie er nach Jahren herausbekam, dass Högel sogar ihn versucht hatte zu töten.
Die Journalisten und Buchautoren Olaf Kretschmer, Karsten Krogmann und Marco Seng haben den Fall viele Jahre hinweg verfolgt. Sie analysieren mit uns bisher unveröffentlichtes Bildmaterial und wichtige Dokumente.
Die Interviews wurden am Ort des gigantischen und emotionalen dritten Prozesses gegen Niels Högel gedreht. Wie in einer Zeitreise lassen uns die Interviewpartner beim Betreten der Weser-Ems-Halle noch einmal teilhaben an ihren Gefühlen von damals.
Wie Högel vorging, wie er mordete, wie er seine Taten zu verstecken suchte und warum sie seinen Kollegen nicht sofort auffielen, vermitteln wir mit aufwändigen Reenactments und einem maßstabsgetreuen Nachbau der Intensivstation 211 aus Oldenburg.
Und wer waren die 91 Toten? Wo kamen sie her, wer sind sie gewesen, was hatten sie noch vor, was war ihnen wichtig, wen haben sie zurückgelassen? Ihre Geschichten sind bislang noch wenig erzählt worden. Wir beleuchten mit Details ihre Biographien und geben ihrem Schicksal Raum und Namen.
Auch wenn Högel – nach heutigem Stand – den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen wird, ist dieser Fall längst nicht umfassend aufgeklärt und wird weitere Prozesse nach sich ziehen. Wir geben einigen zentralen mutigen Personen eine Stimme, ohne die der Fall womöglich bis heute im Dunkeln geblieben wäre, und wir geben vielen seiner Opfer ein Gesicht und erzählen ihre Geschichte.