Seit Beginn an bist du bei "Bauer sucht Frau" als Moderatorin dabei. Hat sich dein Verhältnis zu den Bauern verändert?
Das Verhältnis zu den Bäuerinnen und Bauern hat sich auch nach 19 Jahren "Bauer sucht Frau" nicht verändert. Jedes Jahr werde ich davon überrascht, was für tolle Menschen ich kennenlernen darf. Es wird nie langweilig.
Haben die Bäuerinnen und Bauern heute ein anderes Ansehen als damals?
Vor 20 Jahren hatte der Landwirt noch ein ganz anderes Image. Damals dachte man, dass er zu Hause bei den Eltern und Großeltern lebt, nur Ahnung vom Landleben hat und zum Beispiel kaum in die Stadt geht. Mit den Stadtmenschen hatten Bauern nichts zu tun. Heute sieht das ganz anders aus. Sie sind modern, online und vernetzt. Der Beruf findet immer mehr Anerkennung. Und auch die Themen Ernährung, Regionalität und Tierwohl werden immer wichtiger für die Menschen. Ich bin stolz darauf, dass wir diesen Hype mit ausgelöst haben. In den ersten Jahren hatten wir noch sehr zu kämpfen – aber wir konnten Wellen schlagen und haben uns mit den Bäuerinnen und Bauern immer weiterentwickelt und erneuert.
Was macht die Sendung weiterhin aus und somit so erfolgreich?
Wir zeigen in der Sendung ein romantisches Landleben. Menschen, die in einem Dorf oder in kleineren Gemeinschaften leben, sind darauf angewiesen, wie eine Familie zu funktionieren. Der eine Bauer hat einen Mähdrescher und der andere eine Holzspaltmaschine – jeder braucht etwas vom anderen und nicht jeder hat alles. Auf dem Land leiht man sich noch Sachen vom Nachbarn und Freundschaften sowie Rituale werden gepflegt. Diese Werte haben viele Personen aus der Stadt aus den Augen verloren. Hier kann jeder alles haben und Menschen sind sich oftmals gegenseitig egal. Das führt zu einer emotionalen Verarmung, weshalb wir den Fernseher anmachen und uns ein Leben anschauen, in dem Menschen miteinander agieren und sich gegenseitig helfen. Es lässt bei uns eine Sehnsucht entstehen und daher schauen so viele Menschen diese Sendung. Aber auch, weil die Bauern natürlich hochgradig authentisch sind. Nicht alle, aber die meisten sind sehr unverfälscht. Das lieben die Menschen.
Was erwartet uns in der kommenden Staffel?
Uns erwartet dieses Jahr wieder das ganze Spektrum des Zwischenmenschlichen. Ich bin begeistert von dem Cast und weiß nicht, wie es die Produktionsfirma und RTL immer wieder schaffen, so tolle Bauern auszusuchen. In diesem Jahr sind wieder zwei Frauen dabei, was ich wunderbar finde. Außerdem nehmen sowohl ältere als auch jüngere Bauern teil. Früher war ich meistens noch das Küken unter den Bauern und mittlerweile kann ich schon Ratschläge geben. Wir haben die große Liebesgeschichte bis hin zum Abbruch von Hofwochen, weil es so gar nicht funktioniert und gefunkt hat. Es wird wieder spannend. Ich kann jedem nur empfehlen, einzuschalten, weil es einfach wieder unvorhersehbar und so aufregend wie das Leben ist.
Wie sehr, würdest Du sagen, bist Du emotional in die "Lovestories" eingebunden?
Natürlich bin ich sehr emotional eingebunden in diese Sendung. Wenn ich das nicht wäre, würde ich diese Sendung auch nicht mehr moderieren. Und wer, wenn nicht ich, würde es nicht spannend finden, nach der Liebe zu suchen. Ich bin da wirklich das beste Beispiel, weil ich immer noch an die große Liebe glaube und offen bin. Wenn Paare beim großen Wiedersehen also beim Höhepunkt der Staffel vor mir sitzen und Tränen in den Augen haben, weil sie es selbst nicht fassen können, dass sie wirklich die Liebe gefunden haben, kommen mir oft selber die Tränen. Aus den Erstgesprächen mit den Bauern und Bäuerinnen kenne ich ihre Skepsis. Alle haben Angst, dass es nicht klappt. Am Ende ist es dann umso schöner, in dieselben Gesichter zu gucken und ein Strahlen in ihren Augen zu sehen. Ich weiß, wie schwer es ist, sich zu verlieben und wie schwer es ist, den richtigen Menschen zu finden.
Bezeichnest Du Dich noch immer als "Stadtblume" oder könntest Du Dir mittlerweile vorstellen, auch aufs Land zu ziehen?
Ich muss ehrlich sagen, dass sich bei mir in 19 Jahren "Bauer sucht Frau“ einiges verändert hat. Früher hätte ich es mir gar nicht vorstellen können, aufs Land zu ziehen. Ich lebe immer noch in Berlin, aber die Sehnsucht ist schon größer geworden, ruhiger und ländlicher zu leben. Und das ist nicht nur wegen der Luft, den Produkten, dem guten Fleisch und den guten Nahrungsmitteln. Es ist vor allem das Zwischenmenschliche, was mich immer mehr am Landleben begeistert.
Die Bauern und Ihre Höfe sind existentieller Bestandteil deutscher Wirtschaft. Inwiefern nimmst du wahr, dass sich das Leben der Bauern verändert hat?
Ich nehme wahr, wie in diesem Land mit Menschen umgegangen wird, die hart arbeiten. Ich nehme wahr, dass wir unsere Einzelbauern und Landwirte vernachlässigen, dass die Massentierhaltung immer mehr unterstützt und subventioniert wird, um der Bevölkerung billigeres Fleisch zu liefern. Ich weiß, dass die Menschen immer weniger Geld im Portemonnaie haben. Das ist mir durchaus bewusst, aber man muss nicht dreimal am Tag Fleisch essen. Und Fleisch essen kann nur der, der sich bewusst ist, wie lange und unter welchen Bedingungen man ein Tier aufzieht, das dann gegessen wird. Ich glaube, wir müssen uns bewusst machen, dass Tierwohl nicht möglich ist, wenn wir für ein Kilo Schweinefleisch nur 3,99 Euro im Discounter zahlen möchten. Ich würde gerne im Herbst einen Apfel aus Südtirol oder aus Werder, statt aus Venezuela oder Neuseeland essen. Regionale Produkte müssen preiswerter sein, beziehungsweise subventioniert werden, um somit für Verbraucher erschwinglicher als Ware aus Übersee zu sein. Das ist auch ökologischer. In Singapore zum Beispiel wird brauner Reis subventioniert, weil er gesünder ist. Ich würde mir um unsere Welt keine Sorgen machen, wenn zwei Drittel der Jugend so leben würde wie Christoph, unser Bauer aus der diesjährigen Staffel. Er ernährt sich vorwiegend vegan und lebt ökologisch nachhaltig. Er sorgt sich sehr um das Tierwohl. Er steht für eine neue Generation. Am liebsten würde ich mit ihm ein Spin-Off drehen und die Menschen aufklären. Aber ich bin nun mal für die Liebe zuständig. Und das ist ja auch nicht außer Acht zu lassen.