Vermögensverwalter setzten zuletzt noch stärker auf Aktien als zuvor. Im guten, aber dennoch turbulenten Börsenjahr 2023 erhöhten viele Anlageprofis die Aktienanteile in den Kundendepots und stellten die Portfolios insgesamt noch internationaler auf. Dies zeigt die diesjährige Studie des Wirtschaftsmagazins Capital und des Münchner Institut für Vermögensaufbau (IVA), die bereits zum sechsten Mal die Leistungen bankunabhängiger Vermögensverwalter untersuchte. Die große Auswertung analysierte die realen Daten von über 62.000 Bankdepots von 123 Vermögensverwaltern im Detail. Die Vermögensverwalter konnten Bewertungen in maximal drei Depotkategorien erzielen (konservativ, ausgewogen, chancenorientiert). 10 Anbieter erreichten dabei über alle drei Kategorien die Höchstbewertung von fünf Sternen. Zwei von ihnen bereits zum sechsten Mal.
Insgesamt schickten 123 Vermögensverwalter ihre Depots in den Leistungsvergleich, 13 Teilnehmer mehr als im Vorjahr. Neben den Depotbanken DAB BNP Paribas und der V-Bank, die den Test schon seit sechs Jahren als Partner begleiten, lieferten die Deutsche Bank, Baaderbank und Donner & Reuschel erneut Depotdaten. Weiterer Partner war das Fintech-Unternehmen QPLIX, das für die Anonymisierung und Verarbeitung der Daten seine Wealth-Management-Plattform zur Verfügung stellte.
„Was uns beeindruckt, ist die hohe Leistungsdichte, die sich sowohl im Langfristvergleich als auch in der Auswertung von 2023 zeigt: Viele Vermögensverwalter liefern langfristig eine gute Performance für ihre Kunden ab“, sagt Florian Grenzebach, Vertriebsvorstand der V-Bank. Am häufigsten schnitten die Teilnehmer in der Depotklasse der chancenorientierten Depots sehr gut ab. Wohl auch bedingt durch die gut gelaufenen Aktienmärkte, denn die Depots waren 2023 mit durchschnittlich 62 Prozent Aktien bestückt. „Der Aktienanteil ist damit auf ein neues Rekordniveau angewachsen“, sagt Testleiter Andreas Ritter vom IVA, „neu ist zudem das Comeback der Anlageklasse Renten“, Anleihen machen jetzt im Schnitt 21 Prozent in den Depots aus. Die Cashquote ging auf 12 Prozent zurück.
Erstmals wuchs der Nordamerika-Anteil über den europäischen Anteil in den Depots hinaus. Der hohe US-Anteil ist auch durch den Boom der Technologieaktien bedingt, die insgesamt knapp 19 Prozent der Gesamtportfolios bei den Vermögensverwaltern ausmachen. Vier der zehn häufigsten Einzelaktien in den Depots waren diesmal große amerikanische Tech-Werte. Schwellenländer dagegen sind mit knapp 7 Prozent noch immer schwach vertreten.
Erstmals konnte das IVA auch die Performance der Vermögensverwalter über einen Fünfjahreszeitraum ermitteln: Das Gesamtfeld der Verwalter schaffte bei den konservativen Depots eine Performance von 2,4 Prozent pro Jahr, die Top-Gruppe der jeweils drei besten Verwalter erzielte hier 3,4 Prozent. Die ausgewogenen Depots entwickelten sich mit 4,4 Prozent jährlich beim Gesamtfeld, die Top-Gruppe holte sogar 6,1 Prozent heraus. Und die chancenorientierten Depots legten um 7,3 Prozent zu, bei der Top-Gruppe um 7,7 Prozent, das entspricht 42 bis 45 Prozent kumuliert.
„Die besten Ergebnisse im Vergleich zur jeweiligen Benchmark erzielten die Vermögensverwalter im Krisenjahr 2022: Da gelang es zumindest den konservativen Depotmanagern, die Verluste in den Rentenportfolios zu begrenzen und eine Performance zu erzielen, die um knapp zwei Prozentpunkte besser war als die Benchmark“, sagt Andreas Ritter zur Fünfjahresauswertung. „Es geht aber nicht darum, immer den absolut besten Vermögensverwalter nach Performance zu haben“, sagt Grenzebach, „sondern einen insgesamt sehr guten Verwalter, der langfristig bei der Wertentwicklung vorne liegt und vor allem in harten Zeiten das Vermögen zusammenhält.“
In der Spitzengruppe der 10 Fünf-Sterne-Sieger gibt es zwei herausragende Anbieter, die bereits zum sechsten Mal ihre Topnoten verteidigten: BV&P Vermögen aus Kempten und Liqid Asset Management aus Berlin. Zudem gehören zur Topgruppe in diesem Jahr: EV Digital Invest Assets Management; Fiduka Depotverwaltung; Gerd Kommer Invest; Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät; Portfolio Concept Vermögensmanagement; Reich, Döker & Kollegen; Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung; sowie Vermögenskultur.
Alle Ergebnisse der Studie über die besten Vermögensverwalter 2024 mit umfangreichen Tabellen stehen in der neuen Ausgabe von Capital (Heft 7/2024), die ab 22. Juni im Handel erhältlich ist.