Wie junge und ältere Frauen zueinander stehen – und was sie wollen

Die große BRIGITTE Studie „Generation Wir“

BRIGITTE wird 70! Das hat Deutschlands führende crossmediale Frauenmarke zum Anlass genommen, um in einer großen Studie zu untersuchen, wie die verschiedenen Frauengenerationen zueinander stehen. Was trennt ältere und jüngere Frauen voneinander, was verbindet sie – und wie ungerecht oder fair finden sie die Gesellschaft?

Susanna Riethmüller, Chefredakteurin BRIGITTE: „Mit 70 Jahre BRIGITTE feiern wir nicht nur die Frauen, sondern auch eine Reise durch Zeiten des Wandels und des Fortschritts. Wir haben dieses Jubiläum zum Anlass genommen, um mit unserer großen 'Generation Wir'-Studie das nächste Kapitel zu öffnen. Die Studienergebnisse zeigen uns, was Frauen aus verschiedenen Generationen über aktuelle gesellschaftliche Themen denken, bieten einen spannenden Ausblick auf die zukünftigen Möglichkeiten und Herausforderungen und signalisieren uns, dass unser Weg zur Gleichstellung und Solidarität weitergeht.“

Für die online-repräsentative Studie, durchgeführt vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa und wissenschaftlich begleitet durch die Soziologin und Geschlechterforscherin Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky von der LMU München, beantworteten 2.006 Personen zwischen 18 und 75 Jahren aus ganz Deutschland einen Online-Fragebogen – mit spannenden Ergebnissen. So gibt es deutlich mehr Zusammenhalt und Gemeinsamkeiten als erwartet – zwischen älteren und jüngeren Frauen, aber auch zwischen den Frauen generell. Doch es zeichnen sich auch einige große Herausforderungen ab: So hat sich der Schutz vor (sexualisierter) Gewalt nach Meinung von fast jeder zweiten Frau in den vergangenen 30 Jahren nicht verbessert. Beim Thema faire Bezahlung sieht fast jede Dritte seit den Neunzigerjahren keine Fortschritte.

Der Titel der Studie – „Generation Wir“ – ist nach Ansicht von Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky deshalb auch ein Appell: „Wir möchten die verschiedenen Generationen, aber auch Frauen und Männer, West- und Ostdeutsche, unbedingt ermutigen, beim Wunsch für eine gerechtere Gesellschaft mehr aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören. Bei vielen Themen herrscht entgegen mancher Vorurteile große Einigkeit: Gleichstellung und die faire Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit sind wichtig. Und gegen sexuelle Belästigungen und Gewalt muss mehr getan werden. Diese gemeinsamen Ziele müssen jetzt auch gemeinsam umgesetzt werden.“


Die zentralen Ergebnisse der Studie:


„Zickenkrieg“? Von wegen!
Die Bereitschaft der Frauen, einander zu helfen, ist groß: 63 % der befragten erwerbstätigen Frauen geben an, dass sie und andere Frauen sich im Job häufig gegenseitig unterstützen. Nur 6 Prozent sagen, sie stünden oft mit anderen Frauen in Konkurrenz. Die Vorstellung, Frauen würden sich im Job häufig gegenseitig abwerten und bekämpfen (Stichwort: „Zickenkrieg“), erweist sich damit als Klischee. Auch das Miteinander der Mütter wurde untersucht: Hier geben 41 Prozent an, dass sie und andere Mütter von minderjährigen Kindern sich oft gegenseitig helfen. Nur 3 Prozent sagen, sie würden häufig von anderen Müttern kritisiert. Von „mommy wars“ – ein weiteres gern bemühtes Klischee – kann somit ebenfalls nicht die Rede sein.

Danke, Boomer!
Der Blick der jungen auf die älteren Frauen ist bemerkenswert wertschätzend. Mehr als 70 Prozent der 18- bis 29-jährigen Frauen geben an, Frauen zwischen 55 und 65 Jahren seien hilfsbereit und würden sich gegenseitig unterstützen. Mehr als 60 Prozent halten sie für gesundheitsbewusst und an Politik interessiert. Dazu passt, dass 63 Prozent der jungen Frauen über ihre eigene Generation sagen: „Sie sind dankbar für das, was ältere Frauen erreicht haben.“ Der Blick der älteren auf die jungen Frauen ist im Vergleich dazu skeptischer: In ihren Augen verbringen die jungen Frauen vor allem viel Zeit auf Social Media, Anerkennung von anderen ist ihnen wichtig. Dass die jungen Frauen ihnen dankbar sind, glauben nur 27 Prozent. Und auch manche Themen, die junge Frauen derzeit stark umtreiben, sehen die älteren Frauen eher kritisch. So würden sich nur 29 Prozent der Älteren als Feministin bezeichnen, bei den Jungen sind es 55 Prozent. Und während für 84 Prozent der Jungen auch Transfrauen Frauen sind, stimmen dem nur 64 Prozent der Älteren zu.

Fast jede zweite Frau findet: Der Schutz vor Gewalt und Sexismus hat sich seit den Neunzigerjahren nicht verbessert
„Wie hat sich die Situation von Frauen in Deutschland seit den Neunzigerjahren verändert?“, lautete eine zentrale Frage an die Studienteilnehmenden. Für den Bereich „Schutz vor (sexualisierter) Gewalt“ ist das Ergebnis ernüchternd: 35 Prozent der Frauen finden, dass sich bei diesem Thema nichts verändert hat. 11 Prozent geben sogar an, die Lage habe sich verschlechtert. Damit finden insgesamt 46 Prozent und somit fast jede zweite Frau, dass sich der Schutz vor Gewalt und Sexismus seit den Neunzigerjahren nicht verbessert hat.

Wo es außerdem hakt: faire Bezahlung
Auch was die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern angeht, gibt es nach Meinung vieler Frauen kaum Fortschritte: 29 Prozent finden, dass sich hier seit den Neunzigerjahren nichts verändert hat oder die Lage sogar schlechter wurde. Und tatsächlich gibt in unserer Studie fast jede vierte aller (noch nicht im Ruhestand befindlichen) Befragten an, mit einer Rente von nur maximal 1000 Euro zu rechnen. Bei den Männern rechnet noch nicht einmal jeder zehnte mit einer so niedrigen Rente.

Was zu tun ist: Bessere Gehälter, bessere Gesetze
Welche Maßnahmen wären nach Ansicht der meisten geeignet, um Gleichstellung in Deutschland zu fördern? Hier sind sich Frauen wie Männer, Junge wie Ältere, West- wie Ostdeutsche sehr einig. Für am meisten geeignet halten sie (mehr als 70 Prozent Zuspruch):1. die gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit, 2. höhere Löhne in den (traditionell eher weiblich besetzten) Pflege- und Bildungsberufen, 3. bessere Möglichkeiten der außerfamiliären Kinderbetreuung, 4. bessere Gesetze gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, 5. eine staatliche Entlohnung privater Sorgearbeit. Eher wenig Zuspruch (weniger als 30 Prozent) erfährt hingegen bei Frauen wie Männern das Thema „geschlechtergerechte Sprache“. Männer zeigen sich zudem skeptisch gegenüber einer gesetzlichen Frauenquote für Parlamente und Firmen ab einer bestimmten Größe.

Susanna Riethmüller (Chefredakteurin BRIGITTE), Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (Soziologin und Geschlechterforscherin LMU München), Kristina Maroldt (Projektleitung BRIGITTE Studien) und Britta Mühlendahl (Marktforschung BRIGITTE) haben die Ergebnisse der exklusiven Studie am 25. September, 11:30 Uhr im Rahmen einer hybriden Pressekonferenz vorgestellt. Die Präsentation und das Dossier zur Studie finden Sie hier.

Die Meldungen sind mit der Quellenangabe „BRIGITTE Studie ‚Generation Wir‘“ frei zur Veröffentlichung.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag von BRIGITTE über einen Online-Fragebogen vom 14. bis 27. März 2024 erhoben. Datenbasis: 2.006 Befragte zwischen 18 und 75 Jahren.