Bei ihrer EXTRA-Premiere widmet sich Mareile Höppner heute Abend in einer Spezial-Ausgabe dem Thema Pflege. EXTRA-Reporter:innen ist es in monatelanger Recherche gelungen, das betrügerische Ausbildungsmodell einer deutschen Vermittlungsagentur für „24-Stunden-Betreuung“ aufzudecken. Bei der Ausstellung notwendiger Qualifikationen wird von der Firma „Seniocare24“ in Zusammenarbeit mit der Sprachschule „Konik“ getäuscht, Personal wird teils ohne spezifische Fachkenntnisse in Familien vermittelt und kann so mitunter eine Gefahr für pflegebedürftige Menschen darstellen. Ein perfides System, das mit der Not Hilfsbedürftiger Geld macht. Die Rechercheergebnisse zeigt RTL heute um 22:35 Uhr im „Extra Spezial – wer pflegt uns im Alter? So werden wir bei häuslicher Pflege abgezockt!“
Wenn Angehörige plötzlich pflegebedürftig werden, ist das eine emotionale Belastung für die ganze Familie. Ein Platz im Seniorenheim ist oft kostspielig und die Betreuung vor Ort scheint aufgrund von Personalmangel nicht immer angemessen gewährleistet zu sein. Als vermeintliche Heilsbringer erscheinen hier Vermittlungsagenturen wie die Firma „Seniocare24“. In Zusammenarbeit mit der Sprachagentur „Konik“ vermittelt die Firma mit Sitz im rheinland-pfälzischen Kandel viele osteuropäische Frauen als sogenannte „24-Stunden-Betreuung“ in deutsche Familien. Das Versprechen dahinter: qualifizierte Pflege für rund 2.000 Euro im Monat. Den Osteuropäerinnen wird im Gegenzug ein mehrwöchiges Training versprochen, bei dem sie grundlegende Deutsch- sowie Pflegekenntnisse vermittelt und zertifiziert bekommen. Außerdem locken die Agenturen mit einer guten Bezahlung. Zurzeit sind es vor allem Ukrainerinnen, geflüchtet vor dem Krieg im Heimatland, die sich für den vermeintlich sicheren Job als Betreuerinnen interessieren. Doch wie sehen diese Schulungen aus? Wer überprüft, wie viel Erfahrung die Frauen am Ende tatsächlich mitbringen, bevor sie teils auch für Schwerstpflegebedürftige tätig werden?
Der EXTRA-Redaktion liegen Hinweise vor, dass die Agenturen „Seniocare24“ und „Konik“ bei der Erstellung der Zertifikate und Bewerbungsbögen Falschangaben machen. Wie u.a. ehemalige Mitarbeiter:innen, betroffene Familien sowie Betreuungskräfte berichten, hätte es die bescheinigten Deutsch- und Pflegeschulungen so nicht gegeben. Stattdessen würden Frauen weitervermittelt, die keinerlei pflegerische Grundkenntnisse mitbringen – und in der Folge zur Gefahr für die hilfsbedürftigen Kund:innen werden könnten. Über acht Monate haben die EXTRA-Reporter:innen, darunter die „Top 30 bis 30“-Journalistin Angelique Geray, zum Thema „24-Stunden-Pflegebetreuung“ recherchiert. Mithilfe der Ukrainerin Mariana geht das Investigativ-Team undercover und begleitet den vermeintlichen Ausbildungsprozess von „Seniorcare24“ und „Konik“. Ohne Vorerfahrungen im Bereich der Pflege meldet sich die 27-Jährige für deren Schulung zur Betreuungskraft an.
Hierfür begibt sich Mariana in eine Art „Rekrutierungs-Camp“ in Polen. In einem Haus mit Mehrbettzimmern und Stockbetten trifft Mariana auf Frauen, die scheinbar schnell nach Deutschland vermittelt werden sollen. Doch eine Aus- oder Weiterbildung bekommen sie hier nicht. Während des Undercover-Einsatzes kann Mariana dokumentieren, dass „Konik“ auch von ihr ein fiktives Bewerberprofil erstellt und dieses zusätzlich durch Schulungszertifikate ergänzt. So stellt die Agentur Mariana eine Bescheinigung darüber aus, dass sie einen „Betreuungskurs für ältere Menschen“ belegt habe. Doch in der Realität hat dieser nie stattgefunden. In einer Stellungnahme an RTL EXTRA schreibt „Seniocare24“ dazu: „Dies ist uns nicht bekannt. Wir arbeiten seit 10 Jahren mit dem Unternehmen Konik zusammen und in nicht einem einzigen Fall wurde uns so etwas bislang zugetragen. […]. Nein, es bestehen hier keine faktischen Anhaltspunkte, aufgrund dessen hier Scheinzertifikate ausgestellt werden sollten.“ Eine Überprüfung seitens „Seniorcare24“ gebe es aber nicht. So schreibt das Unternehmen weiter: „Wir sind natürlich nicht bei den Kursen dabei, können so auch nicht prüfen, wer wann an diesen teilnimmt oder teilgenommen hat.“ Auf die Frage, ob Zertifikate zu nicht stattgefundenen Schulungen ausgestellt würden, äußert sich „Konik“ wie folgt: „Die Firma Konik führt Sprachkurse durch und nach dem Kurs werden die Sprachzertifikate ausgestellt. Ab und zu werden durch uns auch Pflegekurse und Erste-Hilfe-Kurse organisiert.“ Angesprochen auf die erstellten Bewerberprofile erklärt die Agentur, dass man sich hierzu auf die Angaben der Betreuerinnen stütze: „Wir schreiben immer das rein, was wir selbst von den Kandidatinnen bekommen. Verschiedene Angaben lassen sich auch nicht faktisch prüfen.“
Am Ende werden Marianas gefälschte Bewerbungsunterlagen von „Konik“ an „Seniocare24“ weitergeleitet und gelangen so schließlich an Kund:innen der deutschen Vermittlungsagentur. Nur wenige Tage später erhält die 27-Jährige tatsächlich ein Jobangebot und könnte sofort bei einer Familie aus dem Rheinland als „24-Stunden-Betreuungskraft“ anfangen – ohne spezifisches Hintergrundwissen. „Seniocare24“ äußert sich zu den Vorwürfen wie folgt: „Es werden keine Fachkräfte vermittelt, das wird auch nirgendwo behauptet. In all unseren Aussagen gegenüber Kunden wird von einer Ersatztochter gesprochen, nicht von Profis. Und der Begriff „Pflegerin“ ist in Polen nicht dergestalt gemeint, dass dabei unbedingt Fachpersonal benötigt wird“.
Doch wie gelingt der Schutz vor dubiosen Pflegedienstanbietern und welche Alternativen gibt es für Familien auf der Suche nach qualifizierten Betreuungskräften? Moderatorin Mareile Höppner begleitet für EXTRA eine 24-Stunden-Betreuung und zeigt, welche Angebote wirklich vertrauenswürdig sind. „Mir ist dieser Film auch aus privatem Bezug ein ernstes Anliegen,“ berichtet die Moderatorin und hält fest: „Wir müssen besser werden im Bereich Pflege, in einer Gesellschaft, die immer älter wird. Ich konnte erleben, was es bedeutet einen Menschen zu pflegen und wie wichtig qualifizierte Kräfte sind. Aus Verzweiflung sind Familien unseriösen Angeboten ausgeliefert, dabei gibt es bessere Alternativen. Im System der 24-Stunden-Betreuung muss sich dringend etwas ändern.“