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Nachhaltigkeit in der Vermögensverwaltung ist nach wie vor ein Thema für Spezialisten: Viele kleine Unternehmen trauen sich aufgrund der regulatorischen Anforderungen nicht an das Thema heran oder erachten ein Investieren nach ESG-Kriterien mangels Kundeninteresse für nicht relevant. Hinzu kommt, dass in den vergangenen beiden Jahren in der Geldanlage vor allem „schmutzige“ Sektoren wie Öl, Gas und Rüstung erfolgreich waren. Umso erfreulicher ist es, dass beim vierten Ranking der nachhaltigen Vermögensverwaltungen des Wirtschaftsmagazins Capital mit 24 Banken und unabhängigen Vermögensverwaltungen mehr teilgenommen haben als je zuvor (Vorjahr: 19). Davon haben elf die höchste Bewertung von fünf Sternen erreicht – ein Indiz, dass das Thema wieder Fahrt aufnimmt.
Das Münchner Institut für Vermögensverwaltung (IVA) hat in einer exklusiven Studie für Capital sowohl das Angebot als auch die Unternehmen selbst auf ihre Nachhaltigkeit hin unter die Lupe genommen. Die Teilnehmer haben ein ausgewogenes Portfolio eingereicht, für welches das IVA gemäß den Kriterien für Umweltbewusstes, Soziales und gute Führung Punkte vergeben hat. Zudem haben die Unternehmen in einem ausführlichen Fragebogen Auskunft darüber gegeben, wie sie selbst diese Kriterien implementieren. Punkte gab es etwa für Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emmissionen, aktiven Umweltschutz, soziales Engagement oder diverse Strukturen. Für die unabhängigen Vermögensverwalter, die mit den strengen Anforderungen der nachhaltigen Berichterstattung oft überfordert sind, gab es in diesem Jahr erstmals einen weicheren Fragebogen, die Antworten wurden weniger streng bewertet.
Zum zweiten Mal schnitt die Vermögensverwaltung der Commerzbank unter den Banken am besten ab, gefolgt von der Bethmann Bank. Den dritten Platz belegte die UBS, die in diesem Jahr zum ersten Mal teilgenommen hat. Ebenfalls fünf Sterne erreichten die Vermögensverwaltungen der Deutschen Bank, der DekaBank, der BW-Bank, der Sparkasse Bremen und der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank. Insgesamt nahmen 16 Banken teil. Unter den acht unabhängigen Vermögensverwaltungen schnitt Feri wie im Vorjahr am besten ab. LIQID und PEH Vermögensmanagement landeten auf Rang zwei und drei und erreichten ebenfalls jeweils fünf Sterne.
Bei den meisten Häusern macht das nachhaltig verwaltete Vermögen zwischen 20 und 30 Prozent aus, die Bethmann Bank toppt das mit einem Anteil von 60 Prozent. Die Vermögensverwaltungen schließen sich zusehends mit anderen nachhaltigen Investoren in Verbänden wie dem „Carbon Disclosure Project“ zusammen, um bei Unternehmen wie US-Technologiekonzern Microsoft oder Chipriese ASML aus den Niederlanden mehr Gehör zu finden. Die beiden Aktien zählten im vergangenen Jahr zu den beliebtesten Werten in den Portfolien. Zulauf gab es aber auch bei Anleihen-ETF, hier war der „iShares EUR Corp Bond ESG“ die favorisierte Anlage.
Den Häusern ist es ein zentrales Anliegen, ihre Kunden nicht mit moralischen Argumenten zu bekehren. Dass nachhaltiges Investieren Zukunft hat, sehen Sie jedoch an der Nachfrage: Das Interesse an verantwortungsbewusstem Investieren stiege, je jünger und weiblicher die Kunden seien, heißt es aus den Vermögensverwaltungen.